Der Funke feiert in diesem Monat gleich zwei runde Jubiläen. Grund genug für eine kleine Werbeoffensive. Unterstützt uns beim Aufbau einer starken ArbeiterInnenzeitung.
Mit 24. Dezember 1900 datiert die erste Ausgabe der „Iskra“ (dt.: Funke). Editiert in Stuttgart, München, London und Genf wurden insgesamt 44 Nummern produziert und aus dem Exil nach Russland geschmuggelt. Nur wenige hundert Exemplare erreichten ihre LeserInnen, jene illegalen sozialdemokratischen Zirkel, deren politischer Orientierung und Vereinigung sich die Redaktion der „Iskra“ verschrieben hatte.
Der Zusammenschluss der Pioniere des russischen Marxismus, der GenossInnen der Gruppe „Befreiung der Arbeit“, mit jungen, energischen Neuankömmlingen im Exil machte sich ans Werk, und Lenin stieß im Leitartikel der ersten Nummer gleich zum Kern der Sache vor. Eine Zeitung neuen Typus sei die „Iskra“, sein Ziel die „Vereinigung von Arbeiterbewegung und Marxismus“ in Theorie und Praxis. In den „Hintergrund geschoben werden von der Arbeiterbewegung losgelöste Verschwörerzirkel und zweitens diejenigen, die es für angebracht halten den Arbeitern nur in besonderen Momenten ihres Lebens Politik vorzusetzen.“
Die Zeit für diese Idee war reif. Die „Iskra“ empfing bald schon aus allen Teilen des Zarenreiches enthusiastische und fragende Zuschriften. In Nummer 7 schrieb ein anonymer Leser: “Der Funke wird ein Feuer entfachen. Wie wahr sind diese Worte! Am vergangen Sonntag versammelte ich elf Leute um mich und las ihnen den Artikel ‚Womit beginnen?’ vor. Wie gut er alles zum Ausdruck bringt, wie sehr er zum Kern der Dinge vordringt. Und wir möchten Euch von der Iskra schreiben und euch darum bitten uns zu bilden, nicht nur wie wir anfangen sollen, sondern wie wir leben und sterben können.“
Die Perspektiven der kommenden russischen Revolution waren der zentrale Diskussionspunkt der Iskra. Philosophie, programmatische und taktische Fragen gaben den Ideen die nötige Schärfe. Die erste „Iskra“ erschien über drei Jahre. Dann trennte sich der Weg von „Kompromisslern“ und Revolutionären. Die russische ArbeiterInnenbewegung ist in diesen Jahren jedoch gereift und politisch klarer geworden. Die erste Probe des neuen Selbstbewusstseins lieferte sie in der Revolution von 1905. Zwölf Jahre später erschütterte die Machtergreifung des Proletariats in Russland die Welt. .Wir wissen rückblickend, dass im rückständigen Russland dieser Versuch einer Sowjetmacht an den inneren Widersprüchen und der weltweiten Isolation gescheitert ist. Die Russische Revolution wird trotzdem für immer seinen Platz in den Geschichtsbüchern haben. Wo die ArbeiterInnenbewegung nicht erfolgreich war – in Deutschland, Österreich, in Ungarn und Italien – knechtete der Faschismus schon Jahre später die ArbeiterInnenklasse, entfesselte ein Völkermorden und errichtete die moderne industrielle Barbarei der massenhaften Menschenvernichtung.
Genauso wie damals ist auch heute die Analyse der momentanen Gesellschaft, der Aufgaben und Herausforderungen, vor denen die ArbeiterInnenbewegung in Österreich und weltweit steht, die wichtigste Aufgabe der MarxistInnen. The Economist vom 17.11.2010 schreibt: „Herr Chavez scheint den Ideen von Alan Woods, einem walisischen Trotzkisten, der zu seinem informellen Berater wurde, zu folgen. Herr Woods, der in Caracas besser als in Cardiff bekannt zu sein scheint, hat den Präsidenten öffentlich gedrängt seinen Wahlverlust durch die Beschleunigung des revolutionären Prozesses durch Enteignung der Ländereien, der Banken und der Großindustrie voranzutreiben.“ Tatsächlich glauben wir, dass die Menschheit die Technik, den Verkehr und die Produktion unter seine demokratische Kontrolle bringen muss. Die „unsichtbare Macht des Marktes“ hält eine Milliarde Menschen in Hunger und den Rest in Unsicherheit. Und wir geben gern zu: Alan Woods, der theoretische Kopf der Internationalistischen Marxistischen Tendenz (IMT), von der wir Teil sind, ist in Venezuela bekannter als in seiner Geburtsstadt. Das ist leicht erklärt. In Venezuela kämpfen die Menschen für eine neue Gesellschafts, aber in Cardiff, Bregenz, Salzburg, Graz, Linz und Wien sind sie „nur“ zornig und zermürbt. Doch ebenso wie die Redaktion der „Iskra“ aller Hindernisse zum Trotz den Sturz des Zarismus und die Machtergreifung der ArbeiterInnen vorbereiteten werden auch wir die nächsten hundert Ausgaben nach besten Wissen und Gewissen für den Sturz des Kapitalismus und die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft schreiben.
Wir haben keine Ursache die Zahlenmystik zu bemühen. Dennoch sei erwähnt: 110 Jahre Iskra und die 100. Ausgabe des „Funke“ feiern gemeinsam Geburtstag. Der Druck, der Vertrieb, der Lebensunterhalt von Vollzeit-RedakteurInnen kostete und kostet Geld. Die Iskra verstand jede noch so kleine Summe, die ihre UnterstützerInnen spendeten, sammelten oder durch den Verkauf einnahmen als einen weiteren Schritt zur Emanzipation der Menschheit. Besondere Bedeutung maß Lenin den kleinen Spenden, den Sammlungen unter GenossInnen und KollegInnen zu. Er schrieb: „Eine Kopeke von einem Arbeiter ist uns mehr wert als hundert Rubel von einem reichen Gönner“. Denn die einzige Abhängigkeit, die eine ArbeiterInnenzeitung eingehen darf, ist die von den LeserInnen und AktivistInnen – also auch von dir!
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