Am Mittwoch, den 12.12.2014, fand wie jedes Jahr der Fackelzug in Gedenken an die Februarkämpfe 1934 statt. Ein Bericht von Martin Halder.
Der Fackelzug begann um 18:30 beim Bregenzer Bahnhof, von wo aus wir in Richtung Stadtmitte zogen. Die Demonstration mit ungefähr 50 TeilnehmerInnen wurde von antifaschistischer Musik und entschlossenen Demosprüche wie etwa “Hinter dem Faschismus steht das Kapital, Kampf um Befreiung ist international!” oder “Hoch die internationale Solidarität!” begleitet.
Am Leutbühl angekommen, gab es eine kleine Zwischenkundgebung, auf der das Flugblatt verlesen wurde, mit dem wir die Passanten über die Ereignisse im Februar 1934 informierten. Außerdem ging ein Redner der SJ im Lichte der damaligen Geschehnisse auf die aktuelle Situation ein. Die Proteste gegen den FPÖ-Akademikerball in Wien und in Verteidigung der Roten Flora in Hamburg zeigten auf, dass das Kapital auch heute nicht davor zurückschrecken wird, die Polizei einzusetzen, wenn es ihnen nötig (und möglich!) erscheint.
Weiter marschierten wir zum JUFA Gästehaus, in dem es ein Kurzreferat vom Historiker Werner Bundschuh zum Thema Austrofaschismus und eine anschließende Podiumsdiskussion gab. Werner Bundschuh kritisierte die Verharmlosung des österreichischen Faschismus, welche er durch seine Erfahrungen als Lehrer oft mitbekommen hat. Man habe ihn einmal in der Schule ermahnt: Er solle doch anstatt Austrofaschismus die Bezeichnung “andere Demokratie” verwenden. Als weiteres Beispiel führte er die ÖVP an, welche sich absichtlich nicht von den Figuren des Faschismus, wie zum Beispiel ein Otto Ender oder Engelbert Dollfuß, distanziert. Deshalb sehen wir hier auch einen Verrat der sozialdemokratischen Minister und des Kanzlers, wenn diese zusammen mit der ÖVP die Kranzniederlegung in Gedenken an den Austrofaschismus beschreiten. Man kann mit seinem politischen Gegner, der sich nicht klar von faschistischen Strukturen abgrenzt, nicht Händchen halten.
Nach Bundschuhs Vortag folgte die Podiumsdiskussion zwischen den Vertretern der veranstaltenden Organisationen (KPÖ, ATIGF und Sozialistische Jugend). Hier wurde vorwiegend über Rassismus im Alltag diskutiert und wie dieser die ArbeiterInnen in den Betrieben spaltet, sodass sie sich nicht gemeinsam gegen Kündigungen oder Sparmaßnahmen zur Wehr setzen und sich zusammen organisieren. Zudem wurde betont, dass Faschismus immer dazu da ist die Profitinteressen der Kapitalisten mit Gewalt zu schützen, deshalb richtet er sich in erster Linie gegen alle Systemgegner sowie alle streikenden und progressiven ArbeiterInnen, StudentInnen, SchülerInnen, etc.
Für einen Schuss unfreiwilliger Komik sorgte der anwesende Sohn des Austrofaschisten und späteren Landeshauptmannes von Vorarlberg, Ulrich Ilg, der versuchte, seinen Vater mit der Aussage “der Junge (der zum Zeitpunkt der Februarkämpfe 29 Jahre alt und Obmann des Vorarlberger Bauernbundes war, Anm.) wusste ja nicht, was passiert”. Sein späteres Amt als Staatssekretär in der Regierung Dollfuß zeugt vom Gegenteil.
Alles in allem konnten durch Fackelzug und Diskussion ein würdiges Gedenken an die Februarkämpfe stattfinden. In diesem Sinne: Erinnern wir uns an den Faschismus, aber organisieren wir uns auch. Nur so können wir den Faschismus zusammen mit dem Kapitalismus dort hin befördern, wo beide längst hingehören: auf die Müllhalde der Geschichte.