Am 12. Mai 2006 versammelten sich tausende Menschen in der Wiener Arena um die unumstrittene Führungspersönlichkeit der bolivarischen Revolution, Hugo Chávez zu hören. Emanuel Tomaselli wirft einen Rückblick auf das Zustandekommen eines historischen Treffens, der größte Solidaritätskundgebung mit der venezolanischen Revolution, die außerhalb Südamerikas jemals stattgefunden hatte.

Im Rahmen des EU-Lateinamerika Gipfels im Jahr 2006 kündigte Hugo Chávez an Wien zu besuchen. Sein Besuch fand am Höhepunkt der venezolanischen Revolution statt. Das Ziel der Revolution sei der Sozialismus, so Chávez damals. Kommunen wurden gegründet, eine Volksmiliz geschaffen, in dutzenden Betrieben wurde um die Arbeiterkontrolle gestritten. Die Armut wurde offensiv bekämpft, es wurde massiv in Bildung und Gesundheit investiert. Venezuela war im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit und die venezolanische Massenbewegung und ihr charismatischer Führer strahlten weit in die Welt. Endlich wieder jemand der eine konkrete Alternative zum Kapitalismus artikulierte, lautstark vom Sozialismus sprach und bereit war dafür zu kämpfen! 

Die Internationale Marxistische Tendenz (IMT), zu der Der Funke in politischer Solidarität steht, begleitete diese Revolution in Theorie und Praxis. Unsere zentrale Aussage lautete schon damals: „Man kann keine halbe Revolution machen“. Wir argumentierten für die Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle und die Ersetzung des bürgerlichen Staatsapparates durch Rätestrukturen, die überall gebildet wurden.

Diese Meinung verbargen wir auch vor Chávez nicht. Alan Woods, ein führender Aktivist und Theoretiker der IMT, traf sich mehrmals mit Chávez und vertrat auch vor ihm und den venezolanischen Medien nichts anderes als diese Position. Wir sagten: „Chávez, du bist nur Präsident, du hast keine Macht, die haben weiter die Kapitalisten, ihre Konzerne und ihre Apparate. Ruf die Massen die hinter dir stehen auf das begonnene Werk zu vollenden“.

Zentral war für uns aber das Beispiel der venezolanischen Revolution zu nutzen um die Option „Sozialismus“ auch in Europa wieder zu popularisieren. Wir verknüpften dies mit praktischer Solidaritätsarbeit für die wir die Kampagne „Hands off Venezuela“ organisierten. Diese konzentrierte sich insbesondere auf die Bewegung der besetzten Betriebe und die Anerkennung des neuen Gewerkschaftsdachverbandes UNT durch europäische Gewerkschaften. Ein wichtiger Focus unserer Arbeit war auch Medienkritik, denn über wenig wurde in den Medien, die 2002 eine zentrale Rolle im Putsch gegen Chávez spielten, so viel gelogen wie über die Verhältnisse in Venezuela.

Durch diese Arbeit waren wir in Venezuela nicht unbekannt. Dies war ein wichtiger Faktor für die Wiener Veranstaltung. Wichtige EnscheidungsträgerInnen wussten um unsere politisch kritische Haltung, sie schätzen aber auch unsere praktische Arbeit in Verteidigung der Revolution. Vor allem aber war bekannt, dass wir ohne Hintergedanken das aussprechen, was wir für richtig halten.

Am 6. März 2006 richtete ich mein bis dahin erstes Schreiben an einen Staatschef. Darin hieß es: 

„Geehrter Präsident Chávez,

Im Namen der Arbeiterklasse und der Jugend Österreichs, sprechen wir Ihnen die Einladung zu einer öffentlichen Veranstaltung aus, die von der Kampagne „Hände weg von Venezuela“ gemeinsam mit österreichischen Gewerkschaften, den Sozialistischen Jugendorganisationen und anderer sozialer Bewegungen organisiert wird.“

Ich beschrieb den Zweck der Veranstaltung und ihr Unterscheidungsmerkmal zu dem bereits fixierten „Alternativas-Gipfel“, dem Treffen der Staatsoberhäupter mit der internationalen Zivilgesellschaft:

„Wir bieten Ihnen eine Plattform Ihre Ideen vor der österreichischen und europäischen Öffentlichkeit unter der Anwesenheit loyaler sozialistischer und pro-revolutionärer Menschen zu präsentieren. Die Anwesenheit von Medien wird ihre Botschaft in breite Teile der Öffentlichkeit tragen. Wir wissen, dass es andere Initiativen gibt sie einzuladen, sie alle verdienen unseren größten Respekt, aber es erscheint uns absolut unerlässlich, dass Sie die Möglichkeit haben sich mit den normalen Menschen, Angehörigen der Arbeiterklasse und anderer einfacher Schichten der Bevölkerung Österreichs, zu treffen, Menschen die die bolivarische Revolution tatsächlich inhaltlich konsequent und aktivistisch unterstützen. Dessen ungeachtet wird der Charakter der Veranstaltung offen, sozial und unparteiisch sein.“ 

Weiteres informierte ich ihn darüber, dass der ursprünglich geplante Saal (im Eisenbahnerheim Margarethen) nicht mehr wie geplant zur Verfügung stehe, und dass es daher eine Zusage von ihm brauche damit wir einen großen Saal bekommen würden.

Nun war es jedoch nicht so einfach dem Präsidenten diese Botschaft zukommen zu lassen. Wir wussten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass rund um ihn einen Kreis von BürokratInnen und politischen BeraterInnen gab, die Informationen nach politischem und persönlichem Gutdünken filterten und ihn hermetisch abriegelten. Auch die venezolanische Botschafterin in Wien war mit dem alten Regime verbunden und arbeitete bis zu ihrer Ablösung mit allen Mitteln gegen uns. Der Brief erreichte Chávez daher nur über den Umweg des venezolanischen Botschafters in Kuba, Adan Chávez, dieser leitete ihn mit einem Empfehlungsschreiben an seinen Bruder Hugo weiter. Damit war die erste Hürde genommen. Die geforderte schriftliche Zusage, dass er an der Veranstaltung teilnehmen werde, kam jedoch nie.

Kampf gegen Windmühlen

Von revolutionärem Elan getrieben ahnten wir nicht welch vielschichtiger Widerstand gegenüber der Veranstaltung organisiert wurde. Die venezolanische Botschaft hatte ein klar konterrevolutionäres Personal aus der vorrevolutionären Zeit, einige gaben sich einen „bolivarischen“ Anstrich, aber wenn man hier vom „Sozialismus“ sprach wurde man in diesem Kreis ausgelacht. Eine einzige Botschaftsangehörige, Vero, eine junge revolutionäre Abgängerin der diplomatischen Akademie stellte sich auf unsere Seite. Dies tat sie auf Anordnung eines Kreises aus Caracas, der versuchte den von der Konterrevolution dominierten diplomatischen Dienst unter Kontrolle zu bekommen. Die protokollarische Macht lag jedoch bei GegnerInnen der Revolution. Vero wurde verboten mit uns zu kollaborieren, sie sandte jedoch unseren Standpunkt an revolutionäre Kreise im Ministerium. Ihre Möglichkeiten vergrößerten sich erst als die „avanzada“, also die Vorhut aus Chávez-Loyalisten aus der „Casa Militar“, die den engsten Kreis um Chávez bildete nach Wien kam. Dies waren jedoch erst wenige Tage vor dem am 12. Mai angesetzten Termin.

Bis dahin schienen sich unsere Karten permanent zu verschlechtern. Anfang April kam ein rüder Spezialbeauftragter nach Wien und forderte uns, sekundiert von den zivilgesellschaftlich orientierten österreichischen OrganisatorInnen von „Enlanzando Alternativas“, ultimativ auf die Veranstaltung abzusagen. Wir sagten ihnen dasselbe wie allen anderen: Wir wollen eine große Veranstaltung die klar in Solidarität mit der Revolution steht. Wir wollen, dass SozialistInnen, GewerkschafterInnen und die Solidaritätsbewegung Platz haben sich zu manifestieren. Für die andere Seite war wichtig, dass dies im Rahmen des zivilgesellschaftlichen „Enlanzando Alernativas“-Gipfel stattfindet. Diese Punkte wurden gegenseitig akkordiert. Später stellte sich jedoch heraus, dass dieser Kreis die venezolanischen Ämter informiert hatte, dass wir die Veranstaltung abgesagt hätten. Als dies drei Wochen später offenbart wurde, richteten wir ein „Informationsbulletin“ an Chávez, wo ich die Ränkeschmiederei der Botschafterin, anderer diplomatischer Kreise und die Eigeninteressen der österreichischen Zivilgesellschaft, die allesamt eine große Soli-Veranstaltung verhindern wollten, minutiös auflistete und folgende Schlüsse zog:

„Die Situation der sich die Solidaritätsbewegung „Hänge weg von Venezuela“ in Österreich gegenübersieht, ist sehr schlecht. Es zeigt sich uns eine Situation in der sehr klar sichtbar ist, dass Ihre Anwesenheit in Österreich in einem sterilen Ambiente handverlesener Exklusivität stattfinden soll. Es gib deutliche Signale (…) ,dass in Kauf genommen wird den Einfluss ihrer Präsenz und die Solidarität mit der Bolivarischen Republik in der österreichischen Gesellschaft jenem übergeordneten Interesse unterzuordnen.“

Von Bürgerlichen und ReformistInnen im venezolanischen Staatsapparat und von den führenden RepräsentantInnen der europäischen „Sozial-Gipfel Bewegung“, die sich damals bereits am Abflauen befand und danach trachtete sich zu institutionalisieren, wurde gemeinsam eine Schutzschicht errichtet. Die ReformistInnen stützen sich auf die schwachen Elemente der venezolanischen Revolution, der Furcht die Eigentumsverhältnisse durch Enteignung der KapitalistInnen entscheidend zu verändern, die Aufrechterhaltung des bürgerlichen Staatsapparates etc.. Ihr Konzept war jenes des regulierten Kapitalismus. Evo Morales, der damalige und heutige Präsident Boliviens und Hugo Chávez „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ dienten ihnen als Modellbeispiele für einen gezähmten Kapitalismus. Die Popularität, die davon ausging, wollten sie in politische Projekte in Europa selbst ummünzen, eine weitere Radikalisierung der Revolution lehnten sie ab. Aus diesem geteilten Interesse ergab sich ein festes Bündnis gegen den von RevolutionärInnen initiierten Chávez-Auftritt bei einer Massenveranstaltung.

Zwei Anekdoten unterstreichen die Härte dieser, von jenen als strategisch empfundenen, Auseinandersetzung.

Als sich die Möglichkeit verdichtete, dass Chávez in die Arena kommen würde, trumpfte die Botschafterin mit Exklusiv-Informationen auf: „Hände weg von Venezuela“ sei eine vom CIA infiltrierte trotzkistische Organisation, die Chávez in der Arena, einer bekannten Drogen-Destination, unter Drogen setzen wolle, damit er sich lächerlich machte. Intelligentere Argumente gegen die Veranstaltung hat sicherlich Ignacio Ramonet, Herausgeber von Le Monde Diplomatique und Verfasser des Gründungsmanifestes von Attac bei seiner Vorsprache bei Chávez angeführt. Auch andere europäische und österreichische Intellektuelle und Politiker sollen nach Angaben des Stabes der „Casa Militar“ ebenfalls dagegen interveniert haben. Auf Journalisten-Fragen gaben diese Leute noch am Tag vor der Veranstaltung bekannt, dass Chávez sicher nicht in der Arena auftreten werde.

Auch in einem andern Konflikt zeigte sich dieser Zugang der ReformistInnen. Bei einem (der zahlreichen) Koordinationstreffen in der kubanischen Botschaft lehnten die Enlanzando-Verantwortlichen ab Fidel Castro auf das alternative „Gipfeltreffen“ einzuladen. Sie befürchteten, dass dies in den liberalen Kreisen schlecht ankommen würde.

Der entscheide Durchbruch für die Veranstaltung war, als die „Vorhut“ (avanzada) in Wien angekommen war. Unsere Verbindungsperson nannte sich Harold. Er ließ sich die Lage berichten und kam zur Entscheidung, dass die Veranstaltung gut geplant, aufrichtig und klar sei und fing an sich für ihre Umsetzung ins Zeugs zu legen. Er war ein ehrlicher engagierter Mann, bis zuletzt war unklar ob sich das zunehmende Chaos und an uns gestellte, aber ins Leere greifende Anforderungen Strategie, Verwirrspiele oder Tests waren. Jedenfalls konnten wir alle Anforderungen erfüllen, am Abend des 10.5. wurde uns mitgeteilt, dass die Veranstaltung im Tagesordner des Präsidenten sei. 

Ein wichtiger Punkt war, dass er und seine Leute unsere politische Autonomie akzeptierten. So wurde uns beispielsweise ein Paket mit Transparenten, angefertigt in Caracas übergeben. Da standen Slogans wie „EU und Lateinamerika: gemeinsam!“ etc. Wir erklärten, dass diese Slogans allesamt inhaltlich falsch und irreführend seien und damit verschwanden sie auch wieder. Einzig die roten mit Chávez-Konterfei bedruckten T-Shirts akzeptierten wir. Harold argumentierte, dass diese wichtig seien um den überparteilichen Charakter zu manifestieren, sowie aus Sicherheitsgründen zentral sei, dass der engere Kreis der AktivistInnen gekennzeichnet sei. Die limitierte Auflage dieser T-Shirts machten sie dann zu einem beliebten Sammlerstück.

Ob Chávez aber tatsächlich kommen würde, würde sich erst in der letzten Minute entscheiden. Harold war es dann auch, der am 12. Mai um ca. 17h ins Hotel Donau Marina fuhr, sich zu Chávez durchkämpfte und ihm berichtete, dass tausende Menschen auf ihn warten würden. Chávez schaute sich sein Handyvideo an und sagte: „Vamos!“ Dann versagte die Staatskarosse,… die Sabotage der Veranstaltung ging bis zur letzten Minute.

Rund um diese Tage und Stunden gibt es hunderte Anekdoten und Heldentaten. Die Voraussetzung dafür, dass Chávez überhaupt kommen würde, war aber eine breite Mobilisierung.

Wir produzierten zwei Staffeln an Plakaten mit über 10.000 Stück Auflage und plakatierten ganz Wien damit. In kürzester Zeit wurde ein Kampagnen-Raum eingerichtet, der die letzten Tage vor der Veranstaltung nicht mehr zur Ruhe kam. Wir werkten an 6 Computern, Nähmaschinen und Telefonen. Ständig gingen Plakatier-Trupps ein und aus. Eine Spezialaufgabe war es das Medieninteresses zu wecken, was von Samuel Stulpfarrer perfekt umgesetzt wurde. Für die Veranstaltung in der Arena wurden spezielle Akkreditierungen vergeben und nur mit diesen sollte Zutritt gewährt werden. Manche nahmen dies allerdings nicht so ernst und dachten ihr Ruf alleine würde genügen, was allerdings nicht so gehandhabt wurde. So wurde beispielsweise die Spiegel-Korrespondentin, welche die von uns geforderte Akkreditierung in die Arena nicht vorweisen konnte, abgewiesen. Ihrer zornigen Reaktion zufolge schien ihr das vorher noch nie passiert gewesen zu sein. Ein anderer Genosse musste sich massiv darum kümmern, dass die SJ Wien, deren Führung damals in der Bekämpfung des Funke eine zentrale politische Aufgabe sah, überzeugt wird ihre bürokratischen Angriffe und Ausschlüsse gegen uns für den Moment der gemeinsamen Mobilisierung einzustellen. Auch dies gelang, wie auch die Umsetzung aller technischen und diplomatischen und Sicherheits-Anforderungen.

Welche Probleme sich hier stellen kann hier nur angeschnitten werden. Unter anderem verlangte etwa der protokollarische Dienst, dass die Piratenfahne, die seit der Besetzung über der Arena weht, entfernt werden müsse, weil es einem Staatsoberhaupt nicht gebührt unter der Piratenfahne zu reden.

Zusammenfassend muss man festhalten, dass dieser Abend ein riesiger Erfolg für die österreichische Linke war. Der Enthusiasmus und Zauber dieser Nacht ist auch in den untenstehenden Videodokumentationen noch nachvollziehbar.

Möglich war dies, weil ein klares Ziel genannt wurde und sich um einen festen Kern an AktivistInnen eine immer größere Masse an Menschen sammelte, die das gleiche wollten und bereit waren dafür zu arbeiten. In Wirklichkeit war die Vorstellung einer solchen Veranstaltung, die im Übrigen der Idee des Genossen Jorge Martin geschuldet war, verrückt. Aber die Zeit war reif für so etwas. Chávez wird das diplomatische Protokoll umschmeißen, wenn viele Menschen auf ihn warten und es werden viele Menschen auf ihn warten, so unsere Überzeugung. Das war die objektiv richtige Einschätzung die es nur zielstrebig, offen, ehrlich und kampflustig zum Durchbruch zu bringen galt. Viele gemeinsam haben das möglich gemacht.

In der Arena

Ab den Nachmittagsstunden füllte sich die Arena. Kurz vor 19h erreichte eine große Delegation von Ministern, Intellektuellen etc., angeführt vom damaligen Außenminister Nikolas Maduro die Arena. Er trat an mich heran und sagte, wir sollen die Veranstaltung eröffnen. Ich fragte wo Chávez sei, worauf er ausweichend, und widersprechend zu meinem Informationsstand antworte. Wir führten eine mehrminütige Diskussion, woraufhin ich ihm klar machte, dass die Veranstaltung nicht ohne Chávez, oder zumindest einer handschriftlichen Notiz von ihm beginnen könne. Daraufhin ging er mit dem Bürgermeister von Caracas auf ein Bier.

Auf Benachrichtigung der österreichischen Polizei verlautbarte ein Arena-Mitarbeiter, dass Chávez nicht kommen würde, hunderte verließen die Arena, hunderte neue BesucherInnen strömten herein. Jemand schnappe sich das Mikrofon und gab durch, dass die Information der Polizei falsch sei. Gleichzeitig begannen wir die Umbauten und verlegten die Veranstaltung vom heillos überfüllten Innenraum auf die open-air Hauptbühne.

Kurz vor 22h gab Axel Magnus am Mikrofon bekannt, dass der Präsident unterwegs sei und stimmte Sprechchöre an. Kurz danach traf Chávez, durch einen Nebeneingang ein, die Veranstaltung konnte beginnen.

Die erste Rednerin war Alaida Guevara, die Tochter von Che Guevara. Sie sprach über den Kampf ihres Vater und rief dazu auf seinem Vorbild zu folgen. Weiteres beleuchtete sie das Schicksal der 5 kubanischen Gefangen in der USA.

Als nächstes sprach Alan Woods, der die Menge so begrüßte: „Und sie sagen, die Jugend sei apathisch und politisch desinteressiert. Willkommen apathische Jugendliche!“ Er sprach von der Notwendigkeit einer breiten Solidaritätsbewegung für die Revolution und betonte, dass die Geschichte noch lange nicht vorbei sei, sondern von jeder Generation selbst gemacht werde.

Dann schob mich Nikolas Maduro völlig unvorbereitet ans Mikrophon. Ich sagte: „Das Leben ist ein Kampf und heute haben wir eine Schlacht gewonnen. Einerseits war es sehr schwierig sicherzustellen, dass Präsident Chávez hier anwesend sein kann. Andererseits war es auch sehr einfach, da wir immer wussten, dass er es bevorzugen würde sich mit der revolutionären Jugend zu treffen, anstatt mit Präsidenten, die allesamt ihr eigenes Volk verraten, zu dinieren. Heißt willkommen den Führer der venezolanischen Revolution!“

Daraufhin begann Chávez seine einstündige, oft von Sprechchören unterbrochene Rede. Er zitierte Rosa Luxemburgs „Sozialismus oder Barbarei“ und berichtete von seiner eigenen Politisierung: 

„Als ich ein 15 jähriges Kind war, da hatten wir den Mai 1968, die Beatles, John Lennon und den Vietnam-Krieg. Wir schauten in die Zukunft und wir dachten, dass im Jahr 2000 die Welt ein anderer, ein besserer Ort sein würde. Aber die Jahre zogen ins Land und die Dinge wurden nicht besser, sondern viel schlechter. Was ist passiert? Sie haben mir meine Zukunft gestohlen. Der Imperialismus und der Kapitalismus haben meine Zukunft geraubt. Und jetzt bin ich in meinen Fünfzigern, und ich bin davon überzeugt, dass die Leute meiner Generation jeden Tag, jede Stunde und jede Minute unseres Lebens dafür widmen müssen um für eine bessere Welt zu kämpfen – eine Welt frei von Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Und eine solche Welt nennt man Sozialismus. Ich bin davon überzeugt, dass nur die Jugend den notwendigen Enthusiasmus, Die Passion, das Feuer hat die Revolution zu machen. Lasst uns die Welt retten. Gemeinsam können wir es schaffen.“ 

 

Chávez in Europa, eine Dokumentation von Telesur, mit viel bisher unveröffentlichtem Videomaterial zu Chávez in Wien:

https://www.youtube.com/watch?v=dpNrh-u3S78

Reportage des Inlandsreports vom ORF vom 16.5.2006:

https://www.youtube.com/watch?v=3WpbWO6B6mM


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