Nachdem es in den letzten Wochen verstärkt zu Nazi-Propaganda in verschiedenen Gemeindebauten Wiens kam, fand am 16. Dezember eine antifaschistische Kundgebung im Karl-Marx-Hof statt. Ein Bericht von Sarah Ott (SJ Alsergrund).
Am 16. Dezember versammelten sich ca. 25 linke AktivistInnen vor dem Karl-Marx-Hof um gegen die Propaganda der Gruppe „Stolz und frei“ zu protestieren. Die Gruppe, von der vermutet wird, dass es sich um das Nachfolgeprojekt der „alpen-donau-info“ handelt, hatte in jüngster Zeit in Gemeindebauen im 3., 11., 19. und 22. Bezirk massiv Flugzettel verteilt. Auf diesen fordern sie unter anderem die Freilassung bekannter Nazigrößen wie Gottfried Küssel oder Gerd Honsik sowie aller anderen „nationalen Gefangenen“. Ihr Internetauftritt steht dem Flugblatt um nichts nach, sie stellen sich offen in die Tradition der Hitler-Jugend. Außerdem versuchen sie das Erbe der KämpferInnen des Februar 1934 für sich zu beanspruchen und meinen sie hätten mit diesen mehr gemeinsam als die heutige SPÖ unter Faymann und Co. Es mag zwar stimmen, dass die Führung der SPÖ ihre Traditionen vergessen hat, trotzdem bleibt diese Behauptung ein Schlag ins Gesicht aller AktivistInnen der ArbeiterInnenbewegung, die dem Faschismus zum Opfer gefallen sind.
Das können wir uns nicht stillschweigend gefallen lassen und so versammelten sich am 16.12. ab 15h AktivistInnen des Funke, der SJ Wien, VSStÖ, AST und Offensive gegen Rechts zu einer antifaschistischen Kundgebung vor dem Karl-Marx-Hof. Mehrere Stunden wurden Flugzettel verteilt und mit PassantInnen diskutiert, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Anschließend gab es noch eine Flugblattverteilaktion im gesamten Karl-Marx-Hof.
Es ist allerdings nicht verwunderlich, dass rechte Gruppen versuchen gerade in Gemeindebauten Fuß zu fassen, stieg hier doch die Zahl der FPÖ-WählerInnen in den letzten Jahren stetig an. Dies liegt vor allem daran, dass seitens der SPÖ nichts unternommen wird, die dort bestehenden sozialen Probleme der Menschen in Angriff zu nehmen, und die FPÖ ebenso wie Nazigruppen im Gegenzug mit falschen Versprechungen und sozialer Propaganda den Anschein erwecken die Situation zu verstehen und lösen zu wollen. Es wäre die Aufgabe der ArbeiterInnenbewegung die soziale Frage hier offensiver aufzugreifen und die rechten HetzerInnen gar nicht erst zu Wort kommen zu lassen.
Für uns bedeutet Antifaschismus nicht nur immer und überall gegen Rechts aufzutreten, sondern auch die Bekämpfung des Kapitalismus, der durch seine Krisen immer wieder den Nährboden für Nationalismus und Rassismus bereitet. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich bereits am 27. Jänner (dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz), wenn wieder einmal der Wiener Korporationsball (WKR) der rechtsextremen Burschenschaften mit engen Beziehungen zur FPÖ in der Hofburg stattfindet. Bei der geplanten Großdemo gegen den WKR-Ball wollen wir nicht nur ein antifaschistisches Zeichen setzen sondern auch gegen Schuldenbremse, Sparpakete und nationalistische Scheinlösungen gegen die Krise demonstrieren.
- Kein Fußbreit dem Faschismus, weder im Gemeindebau noch in der Hofburg, auf der Straße oder im Staat!
- Komm zur Anti-WKR-Ball-Demo am 27. Jänner und setzen wir gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Faschismus!