Vom 23.-30. Juli fand die Weltschule der IMT (International Marxist Tendency) in Italien statt. Mit ca. 400 teilnehmenden MarxistInnen war sie eine unserer größten internationalen Veranstaltungen. Das Treffen unter dem Thema „100 Jahre Kommunistische Internationale“ lockte auch aus Österreich 37 GenossInnen nach Norditalien. Neben Gruppen aus vielen europäischen Ländern nahmen auch AktivistInnen aus so weit entfernten Ländern wie Brasilien, Venezuela, Kanada, Südafrika, den USA oder Pakistan teil.
Die Weltschule nahm das 100-jährige Jubiläum der Gründung der Kommunistischen (bzw. Dritten) Internationale zum Anlass, sich intensiv mit der politisch turbulenten Zeit um das Gründungsjahr 1919 zu befassen. Die siegreiche Russische Revolution 1917 hatte speziell in Europa die revolutionären Bewegungen nach dem 1.Weltkrieg inspiriert.
Mit der Unterstützung des 1.Weltkriegs durch fast alle Parteien der Zweiten, Sozialistischen Internationale war deren Verrat an der Arbeiterklasse offensichtlich geworden. So wurde die Gründung einer neuen Organisation von den Bolschewiki um Lenin in Angriff genommen, um die revolutionären Kräfte in den verschiedenen Ländern zu sammeln und zu koordinieren. Im Prozess der bürokratischen Degeneration der Sowjetunion fand auch in der Komintern ein Umschwenken auf den stalinistischen Kurs statt, mit fatalen Folgen für danach kommende revolutionäre Bewegungen. Die IMT sieht sich jedoch voll in der Tradition der ersten vier Kongresse, deren Dokumente wichtige Lehren für die Gegenwart enthalten.
Programm & Workshops
Den Auftakt für das vielfältige Programm bildete eine marxistische Analyse der Weltperspektiven für die internationale Revolution. Dabei wurde insbesondere die Instabilität der derzeit herrschenden Verhältnisse und die Erwartung kommender Erschütterungen und Krisen betont. Diese soziale, politische und wirtschaftliche Unsicherheit bietet den Nährboden für revolutionäre Prozesse und plötzliche Veränderungen im Massenbewusstsein, wobei wir bereits jetzt die Anfänge davon in globalen Maßstab ausmachen können.
Während der gesamten Woche fanden Workshops zur Geschichte der Arbeiterbewegung statt, wie zur Deutschen Revolution 1918-23; Sinowjewismus und die stalinistische Degeneration der Sowjetunion; Die Kommunistische Internationale, die koloniale Frage und koloniale Revolution. Das Studium der Geschichte wurde ergänzt durch aktuelle Fragen, wie dem Kampf gegen Frauenunterdrückung oder eine Analyse der Europäischen Union. Aber auch eine Auseinandersetzung mit Theorie und Methoden des Marxismus kam nicht zu kurz mit Workshops wie: Einführung in die marxistische Philosophie; Einführung in die politische Ökonomie; Einführung in den Historischen Materialismus.
Zu den Berichten aus den unterschiedlichen Gruppen ist anzumerken, dass der Einfluss der IMT international wächst und/oder wichtige Schritte zur Professionalisierung der Arbeit unternommen werden. Um die Ideen des Marxismus weiter zu stärken und in den nächsten Jahren in London ein eigenes Büro erwerben zu können, wurden beim Finanzappell über 135.000€ gesammelt – und zwar nicht von reichen GroßspenderInnen oder durch Staatsgelder, sondern ausschließlich durch die Unterstützung der Jugendlichen und ArbeiterInnen auf der Weltschule und in den verschiedenen Ländern.
Den Abschluss dieser intensiven Woche bildete das Arbeiterlieder-Singen, bei dem revolutionäre Lieder aus allen Teilen der Welt gesungen wurden.
Insgesamt war das Treffen von Optimismus und Tatendrang geprägt. Die Anwesenden empfanden Enthusiasmus darüber, in dieser spannenden Zeit zu leben und Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf kommende Aufgaben und Herausforderungen.
Von Laura Höllhumer
(Funke Nr. 176/28.8.2019)