Im Rahmen der wöchentlichen TV-Sendung „Alo Presidente“, die vergangenen Sonntag, dem 22. April ausgestrahlt wurde, lud Präsident Hugo Chavez die Venezolaner und Venezolanerinnen ein die Schriften des russischen Revolutionärs Leo Trotzki zu studieren, im speziellen die Schrift “Das Übergangsprogramm”, das von Trotzki erarbeitet und vom Gründungskongress der IV. Internationale 1938 verabschiedet wurde. Video ansehen...

Auf die Frage eines Anrufers in der Live-Sendung hin, bestätigte Chavez dass er letzthin die Broschüre Trotzkis gelesen habe. Erhalten hatte er diese vom Minister für Arbeit und Soziale Sicherheit Jose Ramon Rivero, der sich selbst als Anhänger der Ideen des russischen Revolutionärs bezeichnet.

“Ich kann mich nicht als Trotzkist bezeichnen, das nicht, aber ich habe eine Tendenz in diese Richtung, da ich das Denken von Leo Trotzki immer mehr schätze und immer besser verstehe. Die Permanente Revolution ist etwa eine These von höchster Wichtigkeit. Man muss sie lesen, man muss sie studieren, hier hat noch niemand ausgelernt“, bestätigte der Führer der Bolivarischen Revolution.

Das Übergangsprogramm beinhaltet unter anderem etwa die Etablierung von Maßnahmen wie die gleitende Lohnskala und die gleitende Skala der Arbeitszeiten, die Ausschaltung des sogenannten “Geschäftsgeheimnisses”, die Errichtung der ArbeiterInnenkontrolle über die Industrie, die Enteignung gewisser Kapitalgruppen, die Enteignung der Privatbanken und die Verstaatlichung des Kreditwesens.

Chavez hob die relevanten Aspekte der Theorie des Übergangs, die Trotzki in seiner Schrift beschrieb, hervor und bestätigte, dass in Venezuela alle Bedingungen für den Aufbau eines sozialistischen Landes gegeben sind. „Leo Trotzki schreibt in einer Schrift, ich wollte sie mitbringen, aber habe sie leider liegen gelassen... Gut, ich habe das heute im frühen Morgengrauen gelesen, es geht um die Theorie des Übergangs, eine Schrift nicht länger als 30, 40 Seiten, aber wertvoll wie reines Gold – ein erleuchteter Denker dieser Leo Trotzki. Also er sagte uns hier, Ramon - Rafael Ramón González Ramírez aus Valera - er sagte uns in seinem Anruf, dass in Venezuela alle Bedingungen gegeben sind, dass wir ein sozialistisches Land werden, eine prosperierende sozialistische Gesellschaft aufbauen, eine sozialistische entwickelte Gesellschaft. Denn mit dem Begriff „Entwicklung“ müssen wir vorsichtig umgehen. Nein, Venezuela wird kein entwickeltes Land sein! Achtung mit dem Entwicklungsmodell desNordens, dieses Modell vernichtet die Erde, Kollegen, daher verwende ich diesen neu hervorgebrachten Begriff: sozialistisch entwickelt, ökologisch entwickelt”, so Chavez.

“.... so sagt also Trotzki in dieser Schrift, die zwischen den zwei Kriegen niedergeschrieben wurde, nach dem Ersten Weltkrieg und vor dem Hervorbrechen des Zweiten Weltkrieges, in den 1930er Jahren. Wann ermordeten sie Trotzki? Niemand hier im Studio erinnert sich daran? Gut, dann haben wir hier eine gemeinsame Lernaufgabe zu erledigen. Na gut, Rafael, Trotzki hält fest, dass nach seinen Kriterien, Europa und andere entwickelte Länder des Nordens zu diesem Zeitpunkt nicht nur reif für die proletarische Revolution seien, sondern bereits überreif, im Zustand der Fäulnis, denn was reift kann auch verfaulen, das ist der Gang der Dinge, das passiert. Dieser Ausdruck macht einen großen Eindruck auf mich, Maria Cristina (Iglesias, anwesende Ministerin für Leichtindustrie, Anm. der Übersetzung). Weil ich das so vorher noch nirgends gelesen habe, noch nicht mal etwas über die Signifikanz dieser Aussage. Die Bedingungen können gegeben sein, und wenn wir das nicht wahrnehmen, wenn wir sienicht nutzbar machen, wenn wir es nicht verstehen sie auszunutzen, dann beginnt der Moment sich wieder aufzulösen, wie es auch mit jedem Naturprodukt der Erde der Fall ist, wie mit Mangos etc. Daher verweist Trotzki auf etwas überaus wichtiges, er sagt die Bedingungen für die Revolution zerbröseln nicht aufgrund der Schuld der ArbeiterInnen, sondern weil ihre Führung den Moment nicht erkannte, nichts damit anzufangen wusste, weil sie schlichtweg feig war, weil sie sich in diesem Moment dem Mandat des Kapitals unterwarf, der bürgerlichen Demokratien, den angepassten Gewerkschaften. Gut, die FührerInnen passten sich ans System an, die großen Kommunistischen Parteien, die Kommunistische Internationale passten sich ans System an und daher verstand es niemand, wegen des Fehlens einer Führung und einer Leitungsstruktur, die zweckmäßig, kühn und intelligent die Offensive der Massen unter den gegebenen Bedingungen anleitet, die Situation zu einem guten Ende zu führen. Und dann kam der Zweite Weltkrieg, und wir alle wissen was da geschah, und nach dem kriegging das Jahrhundert mit dem Zerfall der Sowjetunion und des sogenannten Realsozialismus zu Ende“, so Chavez.

“Gut hier haben wir nun die Bedingungen, und ich glaube, dass dieses Denken, diese Reflexionen von Trotzki wertvoll sind für den Moment, den wir durchleben, hier sind die Bedingungen gegeben, in Venezuela und in Lateinamerika, ich rede momentan nicht über Europa, noch über Asien dort gibt es andere Realitäten, andere Zeiten, andere Dynamiken, aber in Lateinamerika gibt es die Bedingungen, und in Venezuela insbesonders, um eine wirkliche Revolution zu machen,“ fuhr er fort.

Lenin paraphrasierend, hob Chavez die Notwendigkeit des Aufbaues einer revolutionären Partei hervor, einer revolutionären Führung, die sich entlang einer Strategie orientiert.

„Heute und jetzt brauchen wir eine Führung, die auf der Höhe der Zeit in der wir leben steht, und daher beharre ich so auf den Aufbau einer Partei, auf die Notwendigkeit einer Partei, die vereint, orientiert entlang einer gemeinsamen Strategie, oder wie Vladimir Iljitsch Lenin es ausgedrückt hat, einen Mechanismus, der er versteht den Willen von Millionen in einen einzigen Willen zu verschmelzen. Dies ist unerlässlich um eine Revolution vorwärts zu bringen, wenn wir das nicht haben, dann verliert sich die Revolution wie ein mündender Fluss. Wie der Yaracuy, wenn er sich in die Karibik ergießt, er verliert das Flussbett und wandelt sich in eine Lagune, er verliert sich in einem lagunenhaften Delta“, verglich Chavez.

Quelle: Aporrea

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