„Der Funke“ ist seit 14 Jahren fixer Bestandteil der Sozialistischen Jugend. Unsere Strömung hat in all diesen Jahren nachweislich einen wichtigen Beitrag im Aufbau einer starken, linken SJ geleistet. Nun will die Führung der SJ Wien die SJ politisch säubern. Unter anderem wurden in Floridsdorf zwei aktive SJ-Gruppen aufgelöst.
Als eine Handvoll von SJlerInnen in den 1990er Jahren mit der Herausgabe der Zeitschrift „Der Funke“ begann, war die Sozialdemokratie auf dem besten Weg zu einer reinen Kanzlerpartei zu verkommen, die jeden Anspruch als Interessensvertretung der Lohnabhängigen aufzugeben schien. Die SJ war damals unter der Kontrolle rechter SozialdemokratInnen, welche die Organisation bestenfalls als persönliches Karrieresprungbrett ansahen. Damals herrschte vor allem in der SJ Wien die Diktatur einer kleinen Büroclique gegen alles was sich als links oder marxistisch bezeichnete. Ein offenes Auftreten von Linken war damals de facto undenkbar. Vor diesem Hintergrund schwammen die Funke-GenossInnen Jahre lang gegen den Strom und versuchten linke SJ-Strukturen aufzubauen und dem Marxismus wieder einen Platz in der österreichischen ArbeiterInnenbewegung zu geben. Angesichts des feindlichen politischen Umfelds in unseren eigenen Organisationen, die von den Epigonen des Tony Blair gekidnappt worden waren, gab es nur einen Weg: Aufbau eigenständiger, demokratischer, selbstfinanzierter Strukturen, in denen eine Diskussion über die Aktualität des Marxismus, die Erarbeitung einer revolutionären Perspektive und die Planung von linken Kampagnen und internationalen Solidaritätsaktionen möglich war.
Die marxistische Stimme
Unsere Zeitschrift erscheint seither regelmäßig, wir haben eine Reihe von Broschüren und Büchern herausgegeben, wir sind die wichtigste Vertriebsquelle für marxistische Literatur in Österreich, wir haben uns durch eine zielstrebige Finanzkampagne eigene Redaktions- und Veranstaltungsräumlichkeiten erworben. Keine andere linke Strömung mobilisiert so viele Jugendliche zu marxistischen Schulungsseminaren wie dem Pfingstseminar. In allen wichtigen sozialen Protestbewegungen (gegen Bildungsabbau, gegen Schwarz-Blau, Antifa) und Arbeitskämpfen der letzten 10 Jahre waren wir aktiv. Wir stellen in der Sozialdemokratie die konsequenteste Stimme gegen jede Form von Rechtsruck und kapitalfreundlicher Politik dar. Durch unsere internationalen Solidaritätskampagnen (Pakistan, Venezuela, Mexiko,...) haben wir in unzähligen Fällen mitgewirkt, GenossInnen gegen staatliche Repression zu verteidigen und materielle Unterstützung organisiert.
Die marxistische Strömung „Der Funke“ hatte in vielen Fragen die Rolle einer Art Vordenkerin in der SJ. Wir setzten die Initiative für die Beteiligung der SJ an den Antiglobalisierungsprotesten. Wir waren die ersten, welche die Idee einer prinzipiellen Ablehnung einer Koalition mit der ÖVP und der Bildung einer SP-Minderheitsregierung auf einem sozialistischen Programm in die Diskussion einbrachten. Wir ermöglichten im letzten Jahr die Organisierung der riesigen Solidaritätsveranstaltung mit der Venezolanischen Revolution, an der Hugo Chavez teilnahm. Die SJ wäre heute unter keinen Umständen die linke Kraft in der Jugendbewegung, wenn es nicht die marxistische Funke-Strömung gäbe.
Mit diesen Methoden wurde „Der Funke“ zu einer ernstzunehmenden Strömung in der SJ mit vielen Verbindungen zu GewerkschafterInnen, SPÖlerInnen und auch linken AktivistInnen außerhalb der Sozialdemokratie. Der Kreis unserer aktiven UnterstützerInnen und SympathisantInnen wächst ständig.
Für eine politische Alternative
Unsere Arbeit wird aber nicht von allen mit Wohlwollen verfolgt. Seit dem Bestehen unserer Strömung gibt es Kräfte, die uns mit bürokratischen Tricks und Verleumdungskampagnen das Leben schwer zu machen versuchen. Dahinter steckt die Angst, dass der Marxismus wieder zu einer einflussreichen Strömung in der österreichischen ArbeiterInnenbewegung werden und für Jugendliche und Lohnabhängige eine Anziehungskraft darstellen könnte. Unsere ganzen praktischen Erfahrungen zeigen, dass es prinzipiell ein großes Interesses an linken Ideen gibt. Immer mehr (vor allem junge) Menschen suchen Antworten auf die Krisenerscheinungen des Kapitalismus.
Die heutige Führung der Gewerkschaften und der SPÖ ist fest mit dem herrschenden System verwoben. Die letzten Monate haben das nachdrücklich unter Beweis gestellt. Die ÖGB-Führung setzt offen auf Sozialpartnerschaft, die SPÖ-Spitze hat bei der Bildung der Großen Koalition all ihre Wahlversprechen und somit die Interessen ihrer Basis ausverkauft. Die SJ-Führung hat ihren Widerstand gegen die „ÖVP-Regierung unter einem roten Kanzler“ und ihrem Anspruch „die Opposition im Land zu werden“ ebenfalls bereits aufgegeben. International macht die organisierte ArbeiterInnenbewegung ein genauso wenn nicht sogar noch tristeres Bild. In vielen Fällen haben deklariert bürgerliche Kräfte diese Organisationen fest im Griff und führen sie auf ihrem „Dritten Weg“ in eine Sackgasse.
Einen Weg vorwärts gibt es nur, wenn die ArbeiterInnenbewegung wieder eine sozialistische Perspektive entwickelt. Dafür steht „Der Funke“. Für die oben skizzierten Ideen und Kampagnen stehen und kämpfen wir. Sozialismus ist für uns keine Jugendtorheit, die es spätestens bei der ersten Karrierechance abzulegen gilt. Wir nehmen die politische Arbeit ernst und handeln danach. Unsere gesamte Arbeit und die Verbreitung unserer Ideen und Publikationen basiert in der besten Tradition der ArbeiterInnenbewegung auf Selbstfinanzierung. Dies ist der Garant dafür, dass wir uns nicht politisch verkaufen müssen, wie es schon so viele „Linke“ getan haben. Der Sauerstoff, der diese Arbeit in Gang hält, sind die demokratischen Diskussionen in unserer Strömung.
Politische Hexenjagd gegen die Linke
Und für diese Ideen und Konzepte reagiert man auf uns seit unserem Bestehen mit Verleumdungskampagnen und bürokratischen Tricks. Dieser alles andere als freundschaftliche Umgang hat nun eine neue Qualität erreicht. Die Führung der SJ Wien zirkuliert angebliche „geheime Dokumente“ und will uns politisch damit diskreditieren. Das ist der Beginn einer politischen Hexenjagd gegen unsere Strömung und letztlich gegen eine linke SJ.
Solche Methoden haben leider eine lange Tradition. Sie wurden gegen die antimilitaristischen und internationalistischen Teile der sozialdemokratischen Jugendbewegung im Ersten Weltkrieg genauso angewandt wie gegen jene linksoppositionellen SozialistInnen zu Beginn der 1930er oder auch nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1970ern und 1990ern wiederholte sich die Geschichte abermals. Das Muster war dabei immer dasselbe. Zuerst ging man gegen die revolutionäre Linke vor. Nach erfolgter Schlacht, in der sich immer unpolitische, rechte Elemente besonders hervortaten, ging es gegen die gesamte Linke. In all diesen Fällen resultierte dies in einer extremen politischen Schwächung der sozialistischen Jugendorganisationen und bereitete einem Rechtsruck den Boden auf. Wer zu solchen Methoden greift, die in der ArbeiterInnenbewegung keinen Platz haben dürfen, der schädigt die gesamte Bewegung. Die Profiteure einer derartigen politischen Unkultur sind immer jene Cliquen, die im Wettbewerb der politischen Ideen zwar keine Meister dafür aber umso besser im Organisieren bürokratischer Manöver sind und die jede demokratische Organisationskultur mit Füßen treten.
Der Funke wird sich nicht aus der SJ und der organisierten ArbeiterInnenbewegung verjagen lassen. Unser Ziel ist eine Sozialistische Jugend, die ihrem Namen gerecht wird und ein Werkzeug im Kampf für eine sozialistische Umwälzung werden kann. Dies geht nur, wenn die Ideen und Methoden des Marxismus in der ArbeiterInnenbewegung wieder eine Mehrheit bekommen.