Am 1. Mai erschien die erste Ausgabe des "Funke" in der Schweiz. Damit wurde der Grundstein für den Aufbau einer marxistischen Strömung auch in der Schweizer ArbeiterInnen- und Jugendbewegung gelegt. Hier ein Bericht von unseren Schweizer Genossen über ihre Erfahrungen am 1. Mai. Titelblatt als pdf...

Dass die Schweiz von starken Klassengegensätzen geprägt ist, bleibt oft im Verborgenen. Bei uns MarxistInnen dürfte diese Erkenntnis jedoch kein Erstaunen auslösen. Schon Karl Marx schrieb, dass die Bourgeoisie vor allem ihren eigenen Totengräber produziere. Eben dieser Totengräber, die ArbeiterInnenklasse, lässt auch in der Schweiz immer wieder seine Muskeln spielen. Wann sie es schaffen wird, die schwere Last des kapitalistischen Systems abzuwerfen bleibt offen. Doch wir sind optimistisch, dass die ArbeiterInnenklasse ihre historische Aufgabe in der Schweiz und auch weltweit erfüllen wird. Wir wollen mit der Herausgabe unserer Zeitung und mit unseren politischen Aktivitäten einen Beitrag dazu leisten.


Der Funke wird ein Feuer entfachen!

Fünf Artikel, ein Internationaler Aufruf, ein Kommentar, zwei Buchvorstellungen, die Ankündigung zum Pfingstseminar (der österreichischen GenossInnen) und die Vorstellung unserer FRETECO-Kampagne sind der „Aus-Druck“ von wochenlanger harter Arbeit und vielen Diskussionen. Die Artikel spannen einen Bogen von Internationales über Geschichte bis hin zur Theorie. Die Arbeit unserer Schwesterzeitungen ist in diese Ausgabe mit eingeflossen. Sei es im Artikel zu Venezuela oder der Aufruf zur Verstaatlichung von Airbus/EADS unter ArbeiterInnenkontrolle unserer GenossInnen aus Frankreich. Die engen Kontakte zu den AktivistInnen des Funke Österreich spiegeln sich ebenfalls in der Zeitung wieder.
Beim Verkauf entstanden sehr interessante Gespräche. Oft hatte man das Gefühl, dass die KollegInnen geradezu auf eine Zeitung, deren Aktivisten sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt hatten, eine „marxistische Strömung der ArbeiterInnenbewegung und Jugend“ (so steht es auch als Untertitel auf der Titelseite der Zeitung) aufzubauen, gewartet hätten. Beim maoistischen „Alt 68er“ dessen „1.Mai Routine“ laut eigener Aussage positiv gestört wurde, könnte dies “Rhetorik“ sein. Bei den lokalen Mitgliedern und FunktionärInnen der Unia/Unia-Jugend war es jedoch Realität. An dieser Stelle noch ein Dank an die Unia-Jugend Zürich/Schaffhausen die durch eine Spende den Druck unserer ersten Ausgabe ermöglichte. Gerade in den Reihen der Gewerkschaftsbewegung stoßen die Ideen des Marxismus auf offene Ohren und dies nicht erst seit unserer Tätigkeit in der Schweiz. An unserem Infostand war ein Funktionär des Schweizer Gewerkschaftsbund ganz überrascht ein Buch von Alan Woods auf dem Tisch zu sehen. Es stellte sich heraus, dass der Kollege sich auch mit trotzkistischer Literatur auseinander setzt und dabei auch auf die Publikationen unserer Internationalen Strömung gestoßen ist.

Worte und Taten: 1. Mai in der Schweiz

Es ist natürlich kein Zufall, dass wir die erste Ausgabe auf den 1. Mai anlegten. Obwohl wir nur eine kleine Gruppe sind, waren wir mit unserer Zeitung zuerst in Winterthur, dann in Zürich und St Gallen präsent. Die starke Verankerung der Gewerkschaft in der alten Industriestadt Winterthur und die „linksradikale“ Jugendbewegung, prägten auch dieses Jahr den 1.Mai. Die Stimmung unter den rund 500 TeilnehmerInnen war zwar gut, jedoch fehlten auf der Demo, die zum Festplatz geführt wurde, Demosprüche. Bei der Rede von SP Stadtrat Winterthur Walter Bossert merkte man, dass die SozialdemokratInnen die Wahlschlappe der letzten Kantonratswahlen immer noch zu verdauen haben. Dies griff unser Genosse Daniel auch bei seiner Rede auf und forderte von der Partei endlich wieder die Interessen der ArbeitnehmerInnen zu vertreten und auf ihre klassenkompromisslerische Politik zu verzichten. Seine Schlussworte „Sozialismus oder Barbarei“ gingen in einen kräftigen Applaus der KundgebungsteilnehmerInnen über.

Am Nachmittag ging es dann nach Zürich. Dort zeigte sich eine ähnliche Situation. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir fast alle Zeitungen verkauft und mit den meisten interessierten KollegInnen ergaben sich interessante Gespräche.

Fast schon zur Tradition geworden sind in Zürich die Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen und der Polizei. Der „radikalste Teil“ der unbewilligten Nachdemos zum 1. Mai bilden Autonome und vor allem auch sogenannte „Locos“, wie sich die jugendlichen MigrantInnen selber nennen. Die Wut der MigrantInnen richtet sich gegen die Symbole des Schweizer Reichtums, von dem sie selber nichts haben. Diese Wut zu organisieren und im Nervensystem dieser Gesellschaft, den Produktionsstätten der kapitalistischen Wirtschaft wirken zu lassen, beschreibt in wenigen Worten die zentrale Analyse der Schweizer MarxistInnen. Dies erkennt auch die Gewerkschaft. Ihre ernsthaften Bemühungen verstärkt MigrantInnen zu organisieren, um auch deren Interessen zu vertreten, können wir MarxistInnen nur voll und ganz unterstützen.

Interessant sind auch die Diskussionen die nach dem 1. Mai in der Schweizer Öffentlichkeit geführt wurden. Angeregt wurde diese Diskussion von der rechtsradikalen SVP, die aufgrund der Ausschreitungen in Zürich ein Verbot des 1.Mai fordert. Während sich die SP-Führung in einer Fernsehsendung von den „Krawallmachern“ distanzierte, ließen sich die Gewerkschaften gar nicht erst auf dieses Spiel ein und gaben den Medien eine Mitschuld, diesem Thema zuviel Bedeutung zu geben. In eben dieser Fernsehdiskussion versuchte die Unternehmerseite, vertreten von einem Politiker der CVP, die Gewerkschaften wieder zur sozialpartnerschaftlichen Vernunft zu bringen. Die Antwort des Co-Präsidenten der UNIA, Andreas Rieger, kam prompt und lautete sinngemäß so: in den 1960er und 1980er Jahren sei es aufgrund des Wirtschaftsaufschwung möglich gewesen eine Verteilungspolitik zu fahren. Von der steigenden Konjunkturlage der letzten drei Jahren hätten die ArbeitnehmerInnen jedoch nichts. Es gehe nun deshalb darum, dass die Gewerkschaften konsequent die Interessen der Lohnabhängigen vertreten um eine Verteilung des Reichtums zu erwirken.

Zurück zu einer anderen 1.Mai-Kundgebung an der wir ebenfalls teilnahmen. In St Gallen fand die 1.Mai-Demonstration erst am Abend statt. In diesem Kanton ist der 1.Mai immer noch kein offizieller Feiertag! Es stellte sich bald heraus, dass die mitgebrachten Zeitungen zu wenig waren. Innerhalb von kurzer Zeit waren wir ausverkauft.

Ein erstes Resümee dieses für uns erfolgreichen 1. Mai: ca. 200 verkaufte Zeitungen und die meisten davon zu einem Solibeitrag von 5 CHF (ca. 3.50 Euro). Im Editorial der Zeitung hatten wir geschrieben: Du hältst nun die erste Ausgabe unserer Zeitung in der Hand, natürlich ist sie nicht perfekt. ... ... Obwohl uns das nicht egal ist nehmen wir es doch gerne in Kauf. Denn diese Zeitung ermöglicht es uns, unsere Ideen zu verbreiten, mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen und nicht zuletzt wollen wir mit dieser Ausgabe beginnen, die Ideen des Marxismus wieder in der ArbeiterInnenbewegung zu verankern. Nach einem ersten Resümee unserer 1.Mai-Aktivitäten können wir sagen, ein erster großer Schritt ist getan. Wir freuen uns auch in der Schweiz das Fundament für den Aufbau einer marxistischen Strömung der ArbeiterInnenbewegung geschaffen zu haben. Die Beispiele unserer Schwesterorganisationen und die revolutionären Ereignisse in Lateinamerika geben uns die nötige Motivation und das Selbstvertrauen auf diesem Fundament weiter aufzubauen.

ArbeiterInnen aller Länder vereinigt euch!

Die Redaktion von „Der Funke“, Schweiz

Fotos vom 1. Mai in Winterthur...


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Der Schweizer Funke Nr. 1 enthält Artikel zu folgenden Themen:

Venezuela - Die Überwindung des Kapitalismus ist möglich, aber alles andere als fix!
Geschichte der Schweizer ArbeiterInnenbewegung
Die Kubanische Revolution - Blockade und Widerstand
Ideen als Waffe - Dialektischer Materialismus
Lehrstellenmangel

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Kosten: 2 Euro + Porto


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