Vom 27.-29.3. trafen sich Lobbyisten, Banker und Politiker zur „European Gas Conference“ in Wien, um die Zukunft der fossilen Energie zu diskutieren. Um diese zu blockieren, formierte sich die „BlockGas”-Initiative, ein Bündnis aus linken politischen Gruppen und Organisationen, NGOs und Umweltaktivisten.
Hervorstechend war, dass die Initiative offen gegen Kapitalismus und Konzerne aufgetreten ist – sichtbar auf Plakaten, Onlineaufrufen, Demoslogans und den Workshops der „Gegenkonferenz“, z.B. zum Thema Enteignung. Antikapitalismus ist inzwischen sichtbar eine relevante Strömung innerhalb der Klimabewegung.
Doch genauso hervorstechend war, dass keine Anstalten gemacht wurden, auf die Arbeiterklasse zuzugehen. Beispielsweise wurde am Montag den 26.3. von einer Handvoll Aktivisten die Flughafenausfahrt des Terminals für Privatjets blockiert, um die Anreise der gehobenen Besucher der Gaskonferenz zu erschweren. Eine sympathische Aktion, die jedoch in keiner Weise mit dem gerade stattfindenden Arbeitskampf des AUA Bordpersonals verknüpft wurde. Denn schon am Dienstag gab es eine Betriebsversammlung mit 1200 Teilnehmern, die für den Ausfall von über hundert AUA-Flügen sorgte. Trotzdem waren laut Gewerkschaftsführung Streiks „nie das Ziel” und man hoffte „eine Lösung am Verhandlungstisch [zu] erzielen”. Das wäre ein Ansatzpunkt gewesen, um als Klimabewegung auf die AUA-Belegschaft zuzugehen, eine gemeinsame Aktion am Abflugtag der Konferenzgäste vorzuschlagen und so der passiven Führung und den fliegenden Kapitalisten gleichermaßen Feuer zu machen.
Auch wurde eine breite Mobilisierung über das eigene Aktivistenumfeld hinaus nicht fokussiert. Zwar wurde fleißig und gut sichtbar mit Plakaten und Flyern auf die BlockGas-Initiative aufmerksam gemacht. Doch weder auf diesen noch auf der Website wurde die zentrale Demonstration offen angeworben, obwohl diese für die meisten Menschen die natürlichste Beteiligung bot. Auch wurden weder KPÖ, SPÖ noch Gewerkschaft offen in die Verantwortung genommen, zu dieser Demo aufzurufen.
Mit großer Medienaufmerksamkeit blockierten stattdessen 150 Aktivisten der Eingang zum Konferenzort. Ohne größere Probleme wurde diese Aktion jedoch von der Polizei gekesselt und für die nächsten Tage unter vagen Vorwürfen als Ganzes weggesperrt. Dass eine Fokussierung auf Massenaktionen der richtige Weg gewesen wäre, zeigt sich daran, dass die Demo trotz der geringen Mobilisierung mit 3500 Teilnehmern dennoch groß und enthusiastisch war. Der dominante Slogan war „Antikapitalista”. In den Reden wurden völlig gegensätzliche Ansätze vorgetragen: So wurden nacheinander liberaler Appell an die Herrschenden und Aufruf zum Kampf gegen sie argumentiert, ohne dass die Redner im geringsten Bezug aufeinander nahmen oder Kritik äußerten. Doch der offene Bruch mit dem (grünen) Liberalismus ist der notwendige nächste Schritt derjenigen, die wirklich gegen Klimawandel und Kapitalismus kämpfen wollen.
Auch Funke-Aktivisten nahmen an der Gegenkonferenz und mit einem großen Block an der Demo teil. Wir stellten dabei die Rolle der Arbeiterklasse für den Sturz des Kapitalismus in den Vordergrund. Medienstunts mögen zwar Sympathie in der Standard-Redaktion und unter Uniprofessoren auslösen. Doch stürzen kann den Kapitalismus nur die vereinte Arbeiterklasse. Dazu muss die Klimabewegung die bremsende Führung der Arbeiterklasse kritisieren, an den Aktionen der Arbeiterklasse teilnehmen und die eigenen Kämpfe so organisieren, dass sich die breite Masse beteiligen kann.
(Funke Nr. 213, 24.4.2023)