Was ist die Arbeiterklasse? Wer sich die Frage stellt, was denn die Arbeiterklasse ist, wer zu ihr gehört und ob sie überhaupt noch existiert, bekommt viele Antworten. Von Raphael Lins.

Niemand scheint genau zu wissen, was das ist, „es gibt jetzt gar keine Arbeiter mehr“ hört man da und „wir sind jetzt alle Mittelschicht“ – einig ist man sich nur, dass das mit der Arbeiterklasse eine Sache längst vergangener Zeiten ist. Für Manche wiederum gehören alle Menschen mit schlechtem Lohn, manchmal alle Menschen mit schlechter Ausbildung zur Arbeiterklasse.

Aber wer gehört jetzt tatsächlich alles zur Arbeiterklasse? Unsere Gesellschaft ist von zwei Klassen geprägt: einerseits jene Menschen, die allein vom Besitz ihrer Fabriken und Banken leben und andererseits die Menschen, die nur überleben können, indem sie für Geld ihre Arbeitskraft verkaufen. Wer eine Fabrik besitzt, hat also in unserer Gesellschaft eine ganz andere Stellung als jemand, der in dieser Fabrik arbeitet: der erste besitzt etwas, was man unter dem Begriff Produktionsmittel zusammenfassen kann: Grund und Boden, Maschinen, Rohstoffe usw. Der zweite besitzt davon aber gar nichts: um Geld zu verdienen und um leben zu können, verkauft er das einzige, was er verkaufen kann – seine Arbeitskraft. Und nicht nur ein klassischer Arbeiter in der Fabrik oder am Bau gehört zu diesen Menschen: auch ein Bankangestellter oder eine Beamtin ist lohnabhängig und lebt letztendlich von nichts anderem als dem Verkauf der Arbeitskraft.

Dazwischen gab es vor allem in der Vergangenheit eine riesige Gruppe an Menschen, denen ihre Produktionsmittel selbst gehörten, die aber selbst mit ihnen arbeiteten – vor allem Kleinbauern, aber auch Handwerker, der Greißler um die Ecke usw. Gerade in den Industrieländern ist diese Zwischenschicht mittlerweile fast verschwunden. In Österreich sind so mittlerweile etwa 89% aller Berufstätigen Teil der Arbeiterklasse, des Proletariats – auch wenn sich nicht jeder dessen bewusst ist.

Das ist ein Prozess, der in Industrieländern wie Österreich am weitesten fortgeschritten ist, aber weltweit zu einer enormen gesellschaftlichen Veränderung führt. Noch nie in ihrer Geschichte war nämlich die Arbeiterklasse so groß wie heute – allein seit den 1970ern hat sich die globale Arbeiterklasse auf drei Milliarden mehr als verdoppelt (ILO 2013). Sie ist kein „Relikt“ vergangener Zeiten: sie ist so stark wie nie zuvor.

Die Arbeiterklasse erfüllt in unserer Gesellschaft nur eine große Aufgabe: die Profite der großen Konzerne aufrechtzuerhalten. Um trotz der harten Konkurrenz und den ständigen Krisen im Kapitalismus die Profite für die Konzerne sicherzustellen, müssen immer wieder die Arbeitsbedingungen verschlechtert werden, die Löhne gesenkt und die Arbeitszeiten erhöht werden – in Österreich erledigt die schwarz-blaue Regierung diesen Job für die Industriellen und Bankiers. Aus diesem Teufelskreis der immer wiederkehrenden Krisen im Kapitalismus kann nur die Arbeiterklasse ausbrechen und ihrer Ausbeutung ein Ende machen – Karl Marx hat vor 200 Jahren im Manifest den noch immer gültigen Satz geschrieben: Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen!

(Funke Nr. 167/Oktober 2018)


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