Angesichts der Reaktion des Betriebsrats auf das drohende Sparpaket stellt Johann Linsmaier die Frage, ob Hans Karl Schaller Konzernbetriebsratsvorsitzender oder der Assistent von Generaldirektor Wolfgang Eder ist.

Von 2009 bis 2012 wurde ein Sparpaket in Höhe von 600 Millionen Euro umgesetzt (siehe Funke April 2013). 900 Millionen Euro will der Konzern nun zwischen 2015 und 2016 durch eine Vielzahl an Maßnahmen einsparen. 45 Prozent der Einsparungen soll die Stahldivision, jene Sparte mit den größten und modernsten Anlagen, beitragen. Ein Viertel der Einsparungen soll aus dem Titel „Neuorganisation und Straffung der Geschäftsbereiche“ kommen. Der Standort Linz wird umgekrempelt, aber auch Schweißtechnik und Weichensegment sind auf dem Prüfstand.

Es liegt in der Logik unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems, dass immer wieder Einsparungskonzepte erstellt werden. Da die Kollegen auf dieses Wort gereizt reagieren, wird es nun „Verbesserungsprogramm“ genannt. Ich habe deren schon viele erlebt, ehrlich gesagt, es ist dem Unternehmen auch immer wieder gelungen die gesteckten Ziele zu erreichen oder zu übertreffen. Wenn die gleiche Anzahl von Mitarbeitern wie vor 30 Jahren im Unternehmen beschäftigt wäre, wäre die voestalpine schon Geschichte, sie wäre Opfer des harten Wettbewerbs am Markt geworden.

Generaldirektor Wolfgang Eder betont jetzt aber, dass bei gleichbleibender Konjunktur kein aktiver Personalabbau geplant sei, nur ausscheidende MitarbeiterInnen werden nicht (oder nicht immer) ersetzt. Bei der voestalpine in Linz beträgt die Fluktuation in der Belegschaft durch Pensionierungen, Eigenkündigungen und Entlassungen sicherlich mehr als 500 Arbeitnehmer jährlich. Der Personalabbau erledigt sich damit von selbst. Meiner Meinung nach ist das neue Sparprogramm ein Leistungsverdichtungsprogramm für eine schrumpfende Belegschaft.

Bei den vergangenen Sparprojekten hat der Betriebsrat immer eine klare Position für die Arbeitnehmer eingenommen. Wenn einer sich für die Arbeitnehmer eingesetzt hat, dann war das der Betriebsrat. Doch jetzt scheint es, dass es eine neue Kultur gibt. In der ORF-Sendung OÖ-Heute vom 18. März sagte Hans Karl Schaller (Konzernbetriebsratsvorsitzender, Landesvorsitzender und Bundesvorsitzender-Stellvertreter der PRO-GE und SPÖ-Landtagsabgeordneter): „Man muss bei so einem Programm dahinter stehen. Es geht einfach darum, dass man von Zeit zu Zeit auf das Kostenportfolio draufschauen muss. Und da sind wir gemeinsam draufgekommen, dass es da eigentlich viel Handlungsbedarf gibt.“ Er meinte auch, es sei kein herkömmliches Einsparungsprogramm, denn es gehe um die Senkung der Energie- und Rohstoffkosten, um Weiterbildungsmaßnahmen und flexiblere Einsatzbereiche.

Konzernbetriebsratsvorsitzender Hans Karl Schaller ist sicherlich innerhalb der Gewerkschaft der beste Rhetoriker und Einpeitscher. Ich sagte einmal zu ihm: „Du kannst mit deinen Reden an die Arbeitnehmer auch einen faulen Apfel verkaufen“. Ein höherer Angestellter im Personalbereich sagte einmal zu mir: „Schaller treibt uns beim Einsparen noch an. Es ist nicht alles Gold was glänzt bei Schallers Reden.“ Am Verhandlungstisch hält er nicht, was er den Arbeitnehmern versprochen hat. Seine Aufgabe wäre, gemeinsam mit der Belegschaft Strategien zu entwickeln, damit die Arbeitnehmer durch die Leistungsverdichtung nicht noch mehr unter die Räder kommen.

So möchte ich nicht behaupten, dass hier ein schlechter Wille vorliegt. Vielmehr ist es die Frage an wen man sich hält, wie man die Interessenvertretung anlegt. Einer alleine hat im Konzern keine Chance, da braucht man die geballte Macht und das Können aller BR im Konzern. Allein mit dem Vorstand – da wird man zum Spielball.

Dieser Artikel erschien in der Funke Ausgabe Nr. 124 (April 2014).


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