Die aktuellen Verhandlungen im Metaller-Bereich stellen die Gewerkschaftsbewegung auf die Probe. Das Angebot der Unternehmer-Seite ist ein Schlag ins Gesicht, dem der massive Widerstand der Arbeiterbewegung entgegengestellt werden muss. Wie haben dazu mit Helmut Sauerkoch, Betriebsrat in der Voestalpine Giesserei Traisen, gesprochen. Das Interview führte Martin Halder.

Angesichts des geschmacklosen Angebots der Unternehmer (0 % Lohnerhöhung, Kürzung der Spesen) fanden diesen Mittwoch (25.10) Betriebsrätekonferenzen der Metaller statt. Wie hast du die Konferenz erlebt?

Die Betriebsräte wurden über den Verhandlungsstand informiert. Es war sehr gut, dass sich in Vösendorf über 500 Betriebsräte aus dem Burgenland, Niederösterreich und Wien zusammenfanden. Der Saal platzte fast. Ich weiss, wie es alle Jahre abläuft und hätte mir eine stärke Kampfansage der Gewerkschaft gewünscht. Die Arbeitgeber-Seite verkaufen die Mitverhandler für dumm. Das kann man sich nicht gefallen lassen. Gerade Aussagen wie von Industrie-Verhandler Collini, der die Halbierung der Diäten damit argumentiert, dass er sich von Müsli und Mineralwasser ernährt und deshalb ein gesunder Lebensstil nicht mehr als 13 € pro Tag kosten würde, ist eine absolute Frechheit.

Wie ist die Stimmung bei dir im Betrieb?

Die Forderung nach 4% Lohnerhöhung findet hier grossen Zuspruch. Das Geschäft boomt und die Gewinne für die Unternehmen sind massiv. Gerade deswegen würde jeder Abschluss unter 4 % als Niederlage verstanden werden. Ähnlich wie es ein Kollege auf der Konferenz sagte, wenn es einen niedrigeren Abschluss gibt, dann steinigt uns die Belegschaft.

Am 31.10 finden bei euch die Betriebsversammlungen statt. Zu welchen Kampfmassnahmen seid ihr bereit?

Bei uns schaut das so aus: Um 12.30 findet die Betriebsversammlung statt und zwar während der Arbeitszeit. Das Werk wird abgestellt. Mal schauen was die nächste Verhandlungsrunde ergibt. Wenn es allerdings zu keinem positiven Abschluss kommt und damit meine ich alles unter 3,5 %, sind wir zum Arbeitskampf bereit. Dies werden wir auch noch mit dem Konzernbetriebsrat der Voest absprechen.

Wie sieht ein Streik bei euch konkret aus? Gibt es Erfahrungen aus der Vergangenheit?

Wir haben das schon einmal gemacht. Damals sind wir einfach in die Firma und haben von 5.00 – 13.00 nicht gearbeitet. Ein Druck gehört her, das ist wichtig. In unmittelbarer Nähe sind wir drei Betriebe die zusammen was organisieren können. Das sind ungefähr 1.500 Beschäftigte.

Sollte es zu einem Streik kommen, stehen wir mit der ganzen Belegschaft auf der Strasse und sperren vor Ort auch den Kreisverkehr. Kampfmassnahmen müssen für die Unternehmer spürbar sein.

Was rätst du Kollegen und Kolleginnen, die vorsichtig und unsicher beim Organisieren von Kampfmassnahmen sind?

Es braucht keiner Angst haben. Rückhalt ist von allen Seiten da, vor allem von der Belegschaft. Bei uns zeigt sich auch die Geschäftsführung einsichtig. Aber auch in Betrieben wo dies nicht so ist, muss man auf die Mitarbeiter bauen. Die stärken einem den Rücken.

Ein Betriebsrat muss kämpfen und alle Arbeiter müssen mitziehen. Denn es geht um jeden einzelnen und das ist nur gemeinsam möglich.

Viele meinen, dass es seit der Beendigung der Warnstreik in der Metallindustrie 2011 abwärts geht und sich die Unternehmer-Seite immer mehr traut. Wie siehst du das?

Die wollen den ganzen Kollektivvertrag zusammen schneiden. Das Wesentliche was da drin steht – was erkämpft worden ist – wollen die Unternehmer angreifen. Ohne KV gibt es kein 13. und 14. Monatsgehalt, keine 5 Wochen Urlaub, und so weiter. Zum Schluss geht’s immer nur ums Geld und dass man den Arbeiter flach hält. Da müssen wir dagegen halten!


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