Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Betriebe der alternativen Telekommunikation (jene ohne die A1) im Herbst 2017 wurde die Belegschaft zum ersten Mal seit Jahren wieder von der Gewerkschaft eingebunden.
Zum Start gab es eine Umfrage inklusive der Frage, bei welchen Protestmaßnahmen wir uns beteiligen würden. Nach einigen sehr schleppenden Verhandlungsrunden wurden Betriebsversammlungen für die gesamte Branche einberufen. Obwohl im Vorfeld die Stimmung und Motivation in der Firma für die Teilnahme in vielen Büros nicht besonders gut war, stieg diese spätestens bei der Ankunft bei der Versammlung. Einige KollegInnen waren gekommen und waren ernsthaft motiviert, für eine Lohnerhöhung bzw. zumindest den Erhalt des Lebensstandards mit realistischer Inflationsangleichung zu kämpfen. Für konkrete Protestmaßnahmen gab es zwar einige gute und kreative Ideen, über den Schritt „den Betriebsräten den Rücken stärken“ ging es aber im Endeffekt nicht hinaus. Offensichtlich wurden die KV Verhandlungen seitens der Unternehmer sehr politisch geführt und den Gewerkschaften vorgeworfen, diese würden „die Sozialpartnerschaft beenden“. Die Arbeitgeberseite sah sich durch das Ergebnis der Nationalratswahlen gestärkt.
Vor diesem Hintergrund schien es dem Verhandlungsteam auf Arbeitnehmerseite wichtig, überhaupt zu einem Abschluss zu kommen. Durch die Machtdemonstration der Betriebsversammlungen, sowie guten Wirtschaftsdaten in der Branche wurde zumindest ein Abschluss relevant über den Vorstellungen der Unternehmer erreicht (2,6%). Die Arbeitgeberseite wollte unter 2% verweilen und eine Aufspaltung zwischen Ist- und Mindestgehältern erreichen, was für jene KollegInnen, welche über-kollektivvertraglich gezahlt werden (Istgehalt), keine nachhaltige Lohnerhöhung bedeutet hätte. Mit der Kampfkraft der 25.000 KollegInnen aus der Branche und den Auswirkung bei einem Streik auf unter anderem das Mobilfunknetz und Internet wäre aber vermutlich mehr zu erreichen gewesen.
Wichtig ist jedoch auch, dass bei der Versammlung in unserem Betrieb nur wenige junge KollegInnen anwesend waren. Aktuell ist die Stimmung nicht besonders gut, da die Zukunft durch permanente Umstrukturierungen sehr unsicher ist. Immer wieder werden Personen oder ganze Abteilungen ausgelagert und neue Leute nur über Leiharbeitsfirmen und Subunternehmen angestellt. Wie gut die Arbeitsbedingungen dann noch sind, hängt stark von der jeweiligen Firma ab. Durch die Zersplitterung in verschiedene Firmen wird einerseits die alltägliche Arbeit erschwert und andererseits bedeutet es auch eine Schwächung des gemeinsamen Kampfes bei Problemen mit dem Management/den Chefs. Gerade bei Auslagerungen gab es in den letzten Jahren quasi keinen Widerstand, diese sind auch von den Betriebsräten gegenüber der Belegschaft unkommentiert geblieben.
Wir müssen es schaffen, unabhängig von Arbeitsbereich, Standort und offiziellem Arbeitgeber zusammen zu stehen, sonst werden wir immer wieder übergangen. Nur gemeinsam können wir uns tatsächlich gegen Lohnkürzungen wehren. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass auch in der Telekommunikationsbranche ein Potential für das Erkämpfen höherer Löhne existiert. Dafür dürfen wir diese Fragen nicht an unsere VertreterInnen abgeben, sondern müssen selbst aktiv werden und mit den BetriebsrätInnen gemeinsam kämpfen. Der Druck auf die BetriebsrätInnen wird bei kommenden Verhandlungen und Konflikten seitens der Konzernleitungen und der Politik steigen, deshalb benötigen sie Rückhalt im Sinne von aktiver Beteiligung der KollegInnen.