Magna. Der österreichische Automobilzulieferer macht der Belegschaft immer mehr Druck. Wir haben mit einer Mitarbeiterin über die Situation am Arbeitsplatz gesprochen.
Immer mehr Stück mit immer weniger Leuten in immer kürzerer Zeit. Das ist die Firmenpolitik, die momentan den Beschäftigten das Arbeiten zur Qual macht.
„Am Anfang ist es ja noch gegangen, aber jetzt ist es nur noch Stress“, erzählt die Arbeiterin, die vor gut einem Jahr bei Magna angefangen hat. Da waren sie auf einem Band noch zu Dritt. Einer der zusammenbaut, einer für die Qualitätskontrolle und einer fürs Etikettieren und Verräumen. Die vorgegebene Stückzahl ist damals noch gut bewältigbar gewesen. Heute ist das alles anders: Jetzt arbeitet man auf demselben Band nur noch zu zweit. Jetzt muss einer alleine jedes Stück kontrollieren, etikettieren und einpacken. Und das alles in wenigen Sekunden, denn zirka 200 Stück in der Stunde sind die Vorgabe. Und diese Stückzahlen erhöhen sich ständig, die Maschinen werden immer schneller eingestellt. „Da muss man oft einfach hoffen, dass keine mangelhaften Stücke dabei sind, weil wirklich ernsthaft kontrollieren kann man das in der Zeit nicht.“
Eigentlich müsse jedem einleuchten, dass wenn man die ganze Zeit Leute einspart entweder die Stückzahl oder die Qualität darunter leiden wird, meint die Arbeiterin, die es in den letzten Wochen immer öfter erlebt hat, dass es Teambesprechungen gibt, weil zu fehlerhaft oder langsam gearbeitet wird. „Aber Schuld bist natürlich nur du, wenn du einen Fehler machst, weil dann steht ja deine Nummer auf dem Stück und wirst verantwortlich gemacht.“
Da kann es dann sein, dass man rausgeworfen wird, wenn so etwas öfter vorkommt. Erst kürzlich, so berichtet die Beschäftigte, wurden an ihrem Standort wieder sieben ArbeiterInnen entlassen. Einer davon war schon sehr lange in der Firma und wurde mit der Begründung gekündigt, er arbeite zu langsam.
Die Entlassungen und der Zeitdruck schlagen sich auch auf die Stimmung in der Belegschaft nieder. Solidarität ist, gerade unter Hilfsarbeitern, nicht besonders großgeschrieben. Im Kampf um den eigenen Arbeitsplatz geht es sogar offen feindselig zu. „Da gibt es Leut, die schepfen wie wahnsinnig um die Stückzahl zu übertreffen, obwohl es ihnen nichts bringt. Sie verdienen ja deshalb nicht mehr. Und wenn dann andere Kollegen nicht hinterher kommen werden die angestänkert oder gleich beim Schichtleiter angeschwärzt.“
Dabei schneiden sich die KollegInnen damit ins eigene Fleisch. Wenn man immer am eigenen Maximum arbeitet, kann man sicher sein, dass es in wenigen Wochen schon zur Norm erhoben wird und bald auch nicht mehr reichen wird.
(Funke Nr.165/Juni 2018)