Voestalpine Kindberg: minus 125 Arbeitsplätze, Magna Steyr bangt um den Verlust von bis zu 700 KollegInnen, Opel-Wien: minus 350. Wir brauchen eine Strategie gegen Massenentlassungen, argumentiert Ute Zechner.
Opel-Werk in Aspern: Seit 2015 sind die KollegInnen des Opel-Werk in Aspern mit Verunsicherung und drastischen Sparkursen konfrontiert, trotz dem „Standortsicherungspaket“, das auch einen Lohnverzicht von zweimal zwei Prozent beinhaltete und von Betriebsrat und Geschäftsführung vereinbart wurde. Die Übernahme 2017 durch den Multi PSA sollte den Standort stabilisieren. Bereits ein Jahr später verlieren 140 MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz und der Rest der Belegschaft muss den beschlossenen Lohnverzicht mittragen, obwohl die Stadt Wien das Opel-Werk in Aspern mit einer Million Euro fördert. Laut Opel hätte damals ein neuer Auftrag der Konzernmutter PSA den Standort für Jahre gesichert – ein leeres Versprechen. Heuer sollen wieder 350 bis 400 Stellen vernichtet werden. Die Arbeiterbetriebsratsvorsitzende von Opel Wien, Renate Blauensteiner (FSG), schildert: „Natürlich, man hat gewusst, dass wir einfach zu viel Mitarbeiter an Bord haben, aber dass es so drastisch wird, wurde natürlich nicht vermutet.“
Trotzdem schließt der Betriebsrat Kampfmaßnahmen aus. Am 10. September 2019 wurde im Wiener Opel-Werk stattdessen ein symbolischer Trauermarsch zum, wie es in einem Aushang des Arbeiterbetriebsrats bei Opel Wien heißt „(…)traurige(n) Abschied und wir bedauern es sehr, dass seitens der Firmenleitung nicht mehr unternommen wurde, den Abbau von Benchmark-MitarbeiterInnen zu verhindern. Denn möglich wäre das – da bin ich ganz sicher – gewesen. Aber wo der Wille fehlt…“.
Auch im Grazer Puchwerk, der heutigen Magna, droht ein Jobmassaker. Die GLB-Betriebsrätin Hilde Tragler kommentiert: „Die Automobilindustrie ist in der Krise. Alleine auf dieses Segment zu setzen, wäre kurzsichtig und nicht im Sinne der Kolleginnen und Kollegen. Es ist an der Zeit, auch über neue Produktionsbereiche nachzudenken. Das ist der Konzern den Beschäftigten schuldig.“
Kolleginnen und Kollegen, symbolische Aktionen und moralischen Apelle ans Management sind falsch. Es braucht BetriebsrätInnen, die die Geschäftsführungen zur Rechenschaft ziehen und den Mut dafür aus ihrer Verbundenheit mit den KollegInnen beziehen. Unsere Aufgabe ist es nicht, abstrakte Standortpolitik zu machen, sondern für den Erhalt eines jeden Arbeitsplatzes zu kämpfen. Es ist zu wenig, dass Betriebsräte näher am Ohr und den Büros der Geschäftsleitungen sind und nur ungern ins Gespräch mit KollegInnen treten, um Verschlechterungen zu „kommunizieren“. Wir brauchen BetriebsrätInnen, die nicht davor zurückschrecken alle gewerkschaftlichen Maßnahmen im eigenen Betrieb zu organisieren, seien es Betriebsversammlungen, Protestaktionen bis hin zu Streiks.
Zuletzt haben dies die KollegInnen der Mödlinger Druckmaschinenfabrik KBA im Jänner 2014 gezeigt. Sie streikten gegen das Restrukturierungsprogramm des Managements und konnten – wenn nicht alle – aber doch dutzende Arbeitsplätze und den Standort vor der Vernichtung retten.
Worte ernähren keine Familien – wir brauchen eine gewerkschaftliche Eskalationsstrategie gegen die drohenden Jobmassaker. Nur wenn wir kämpfen, können wir politische Lösungen erzwingen. Denn ArbeiterInnen sind keine Banken – und nur die werden von der Politik freiwillig gerettet.
(Funke Nr. 177/1.10.2019)