Die Corona- Krise hat Jugendliche in Österreich besonders hart getroffen: Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich verdoppelt; auf 23.000 Jugendliche, die eine aktuell Lehrstelle suchen, kommen nur 4.600 Ausbildungsplätze. Von Manuel Lins.
Der ÖGB reagiert auf die Notsituation mit einer „#Lost Generation“-Kampagne, mit der die Bundesregierung aufgefordert wird, zu handeln und zu verhindern, dass sich zehntausende Jugendliche womöglich jahrelang in der Arbeitslosigkeit wiederfinden. „Eine verlorene Generation ist anfällig für Dinge, die wir alle nicht haben wollen“, so ÖGB-Chef Wolfgang Katzian im ORF-Interview.
Der ÖGB will der Regierung also mit dem Szenario Angst einjagen, dass ihre Untätigkeit angesichts einer solchen sozialen Schieflage die Unruhen und Klassenkämpfe von morgen heraufbeschwören könnte. Daraus abgeleitet, empfiehlt er der Regierung präventiv die Schaffung von Lehrstellen.
Das Allheilmittel lautet auch hier: Mehr Subventionen für private Unternehmen. Sage und schreibe 140 Mio. € an Steuergeld sollen, so die ÖGB-Forderung, in ausbildende Betriebe gepumpt werden. Eine weitere Forderung ist die Erhöhung der Lehrstellen im staatlichen und staatsnahen Bereich sowie eine Reihe zusätzlicher Förderungen für Betriebe.
Der ÖGB macht sich also dafür stark, dass die Unternehmen mehr Steuergeld geschenkt bekommen, damit sie Jugendliche (ihre zukünftigen FacharbeiterInnen) ausbilden. Passiere das nicht, drohen soziale Unruhen, so das Argument der Gewerkschaft.
Wir halten diese Stoßrichtung für komplett falsch. Jugendliche haben das Recht auf eine Ausbildung. Ist der private Sektor nicht willens FacharbeiterInnen auszubilden, sollte er gesetzlich dazu gezwungen werden. Eine weitere Alternative wäre die Ausbildung in staatlichen Lehrwerkstätten. Auch eine Komplettreform der Berufsausbildung ist überlegenswert, sodass die Aufspaltung der Jugend in ArbeiterInnen und Maturanten nicht bereits mit 14 Jahren erfolgt, sondern alle eine breitestmögliche Ausbildung erfahren dürfen.
Zu guter Letzt: Die Gewerkschaft(sjugend) und die Sozialistische Jugend sollten Jugendliche aktivieren und organisieren, anstatt sie als potentielle Zeitbombe darzustellen, die man durch „Sozialpartnerschaft“ entschärfen müsste.
Es stimmt, dass der Kapitalismus und seine Krisen eine weitere „lost generation“ schaffen, denn wer heute 15 Jahre alt ist, erlebt die zweite tiefe Systemkrise und die damit verbundenen Einschnitte hautnah. Dazu kommen Klimakrise, Kriege, Rassismus, Sexismus und eine schreiend ungerechte Verteilung von vorgefundenen Lebenschancen. Die daraus entstehenden Konflikte gilt es jedoch zu nützen, den Kapitalismus zu stürzen.
Kampagnenvideo des ÖGB. Quelle: jugendohnejob.com