Eine Funke-Aktivistin berichtet von ihren Erfahrungen in der Branche.

Es gibt einen Grund, warum Service- und Gastronomiekräfte generell meist jung sind: Stress und Druck sind dem Beruf immanent, das ist über die Branche hinaus bekannt. 15 Stunden pro Tag stellen, vor allem in höheren Positionen, keine Ausnahme dar. Aber auch im üblichen Geschäft herrscht Zeitdruck aufgrund von häufiger Unterbesetzung.

Ein unverhältnismäßig hoher Anteil der Gastronomieangestellten raucht und dafür gibt es sogar einen eigenen Begriff – die „Gastro-Tschick”, die nicht länger als zwei Minuten dauern darf: Eine Ausrede für eine Pause, wenn sonst oft nicht einmal Zeit bleibt, um sich einen Schluck Wasser zu gönnen. Die gesetzlich geregelte halbe Stunde Mittagspause wird nicht zur Kenntnis genommen. Aufgrund von ständiger Kundenbetreuung ist das weitgehend auch nicht möglich.

Aber wird man für die harte Arbeit dann auch fair belohnt? Werden die Wochenendarbeit, das Arbeiten bis in die Nacht und die Schikanen, sowohl durch Gäste als auch Vorgesetzte rechtmäßig entschädigt? Wenn man die Chefs fragt, sicher. Deren Angestellte verdienen durch ihr Trinkgeld mehr als der Kollektivvertrag vorsieht. Wochenenden und Abende sind laut Gastronomiegesetz nicht mit einberechnet. Anstatt eine gerechte Entlohnung zu erhalten, sind Gastro-Angestellte auf die Großzügigkeit der Gäste angewiesen und müssen mit monatlich stark schwankenden Einkünften kalkulieren.

Die Branche besitzt einige allgemeine Eigenarten: Viele Betriebe sind in Familienbesitz, in denen die Verwandtschaft gewisse Vorzüge gegenüber den anderen ArbeiterInnen genießt, wenn sie dort angestellt sind. Freundlichkeit ist generell für die Gäste vorbehalten. Für ordentliche Einschulungen in den Betriebsalltag fehlt grundsätzlich die Zeit.

Wer eine Gastronomieküche betritt, merkt schnell: Hier arbeiten vor allem ausländische Arbeitskräfte, die oft saisonweise eingestellt werden, um dann auch gleich wieder gekündigt zu werden. OsteuropäerInnen werden eingestellt für harte, untergeordnete Tätigkeiten ohne faire Entlohnung. Denn wenn man den Arbeitsvertrag nicht versteht, kann man sich darüber auch nicht beschweren.

Wer schreibt eigentlich so einen Artikel?

Ich bin Jugendliche, renne seit Jahren von Praktikum zu Praktikum in unterschiedlichen Betrieben. In allen bekomme ich in voller Härte zu spüren, dass PraktikantInnen und FerialarbeiterInnen auf gleicher Ebene mit saisonabhängigen unterbezahlten Arbeitskräften stehen. Jemand, der nach zwei Monaten den Betrieb verlässt, kann getrost ausgebeutet werden, ohne dass der Betrieb Konsequenzen fürchten muss. Wozu feste MitarbeiterInnen anstellen, wenn diese so schnell ersetzt sind?

Meine Erfahrung zeigt auch, dass Trinkgeld immer noch den ServicemitarbeiterInnen mit Inkasso vorbehalten ist. Jene, die Speisen tragen oder an der Schank arbeiten, tragen kein Risiko für Fehlkalkulationen, also haben sie auch kein Recht auf ein Extra an Geld.

Bei aller Kritik, die sich vor allem auf die Arbeitsbedingungen im Service bezieht, kann die Gastronomie auch ihre Vorteile haben. Ich entscheide mich freiwillig dazu, ein Job im Büro wäre für mich eine Qual.

Ich schreibe diesen Artikel, weil die Arbeitsbedingungen in der Branche nahezu unerträglich sind. Das muss offen ausgesprochen werden, denn es kann so nicht weitergehen.
Für Einheimische ist die Beschäftigung im Tourismus sowieso nicht attraktiv, die Bedingungen stehen in keinem Verhältnis zur Entlohnung und viele haben bessere Alternativen.

Doch jeder verdient anständige Arbeitsbedingungen und diesen Kampf müssen wir führen. Die Gewerkschaft hätte die Mittel diesen Kampf um eine Verbesserung der Bedingungen in Gastronomie und Tourismus zu erkämpfen – aber nur, wenn möglichst viele ArbeiterInnen der Gewerkschaft beitreten. Wir können uns aber nicht darauf verlassen, dass die Gewerkschaftsführung diesen Kampf für uns führt, daher müssen wir die Basis organisieren und gemeinsam Kampfmaßnahmen für bessere Arbeitsbedingungen ergreifen.

Der beste Weg, um dieses Ziel zu erreichen, ist es, den revolutionären Marxismus zu unterstützen und dem Funke beizutreten. Ich lade euch ein, meinem Beispiel zu folgen und genau dies zu tun! Auf zum Klassenkampf!

(Funke Nr. 196/1.9.2021)


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