Am 24.1. haben sich alle Beschäftigten der städtischen Kindergärten in Wien mit dem Thema Kinderschutz auseinandergesetzt. Derzeit ist die Aufregung um sexuelle Missbräuche an Kindern sehr groß und dies stellt einen zusätzlichen Druck auf uns, die jeden Tag das Vertrauen der Familien verlangen und benötigen, um unsere Bildungsarbeit zu schaffen, dar. Von Sonia Previato.

Der Druck ist hoch, wir sind ständig den Erwartungen der Gesellschaft ausgesetzt. Wir müssen den Spracherwerb fördern (für die Hälfte der Kinder in Wien ist Deutsch nicht Erstsprache), wir müssen die sozialen und emotionalen Kompetenzen absichern, damit sie erfolgreich die Schule bestehen können, wir müssen eine partizipative und demokratische Atmosphäre schaffen, in der die Kinder mitbestimmen und sich immer selbstbewusster in ihrer Umgebung orientieren können. Freilich kommen Bewegung und Sport dazu, wobei man mit einem 360-Grad-Blick sicherstellen muss, dass sich keiner in unseren dichten Gruppen verletzt. Wir müssen alles dokumentieren, um unsere Professionalität beweisen zu können. Und wir müssen breitere Öffnungszeiten gewährleisten, denn wenn Betreuungsmöglichkeiten fehlen, dies zu „einer weiteren Schwächung des Arbeitsmarkts“ führt, wie Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth in Bezug zu der Situation in Tirol befürchtet. So müssen WIR auch den Arbeitsmarkt unterstützen!!!

Das ist unsere schöne Arbeit. Aber wenn die Bedingungen immer schwieriger werden, denkt auch mal jemand daran, dass es einfach zu viel ist?

Das Hauptproblem ist die Anzahl der Kinder pro Gruppe. In Wien hat eine Regelgruppe 25 Kinder pro Fachkraft, gegen das empfohlene Verhältnis 1 Fachkraft zu 7,5 Kinder (Bertelsmann Stiftung). Die Kluft ist so groß, dass kaum jemand die Studie für realistisch hält. Aber die Realität ist hartnäckig und besteht darin, dass viele von uns den Beruf aufgeben, um einem Burn-out auszuweichen. Das wird zu einem Teufelskreis: weniger Fachkräfte gegen gleiche Leistungen, höhere Belastung, wiederum weniger Fachkräfte. In Deutschland hat der Personalmangel (die Rede ist von 100.000 fehlenden Fachkräften) schon zur Reduktion der Öffnungszeiten und Kindergartenschließungen geführt, genauso wie in Graz im September letzten Jahres. Berufstätige Eltern sind verzweifelt.

Immer wieder liest man von einer Bildungsoffensive, von Förderungen für Ein- und Quersteigern, aber man muss die Arbeiterbedingungen von Grund auf ändern.

(Funke Nr. 211/21.2.2023)


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