Brasilien ist, wie viele andere Länder in Lateinamerika, besonders stark von der Krise des Kapitalismus betroffen. Ca. 19% der brasilianischen Exporte gehen nach China und davon fast ausschließlich Rohstoffe. Die Preise für Rohstoffe sind in den letzten Jahren jedoch drastisch gesunken, während auch die Nachfrage an Waren aus China weltweit sinkt. Dies sind die wichtigsten Faktoren für die derzeitige Rezession.

Durch Konterreformen und Sparmaßnahmen aller Art versucht die herrschende Klasse Brasiliens ihre Profite zu sichern. Die Arbeiterklasse, allen voran die Jugend, lässt sich das nicht mehr gefallen. Im Kampf um ein besseres Leben für alle greift sie zu immer radikaleren Mitteln.Brasilien ist, wie viele andere Länder in Lateinamerika, besonders stark von der Krise des Kapitalismus betroffen. Ca. 19% der brasilianischen Exporte gehen nach China und davon fast ausschließlich Rohstoffe. Die Preise für Rohstoffe sind in den letzten Jahren jedoch drastisch gesunken, während auch die Nachfrage an Waren aus China weltweit sinkt. Dies sind die wichtigsten Faktoren für die derzeitige Rezession. Durch Konterreformen und Sparmaßnahmen aller Art versucht die herrschende Klasse Brasiliens ihre Profite zu sichern. Die Arbeiterklasse, allen voran die Jugend, lässt sich das nicht mehr gefallen. Im Kampf um ein besseres Leben für alle greift sie zu immer radikaleren Mitteln.

Rafael Prata ist in unserer Schwesterorganisation „Esquerda Marxista“ – der brasilianischen Sektion der International Marxist Tendency (IMT) – und deren Jugendorganisation aktiv. Das Interview führte Lisa Auer am Rande der Weltschule der IMT.

Am 28. April dieses Jahres fand der größte Generalstreik in der Geschichte Brasiliens statt. Was war der genaue Auslöser und wie lauteten die Slogans der Proteste?

Letztes Jahr wurde die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff von der sozialdemokratischen Partido de los Trabajadores (PT) ihres Amtes enthoben. Obwohl die Wirtschaftspolitik der PT Kürzungen in vielen Bereichen beinhaltete, ging sie den Bürgerlichen nicht weit genug. Der Korruption beschuldigt, wurde Rousseff suspendiert und Michel Temer nahm ihren Platz ein. Für viele ist der Putsch das Schlimmste, was jemals in der politischen Geschichte des Landes passiert ist. Noch nie hatte ein Präsident so wenig Zustimmung, sie liegt derzeit bei 3%. Die Menschen in Brasilien wissen sehr wohl, dass Temer nur der verlängerte Arm des Kapitals ist und bekamen das auch sofort zu spüren. Konterreformen und Sozialabbau ohne sozialdemokratischen Anstrich stehen auf seiner Agenda. Deshalb haben Gewerkschaften im April zum Generalstreik aufgerufen. Nicht nur, dass Millionen Menschen die Arbeit niederlegten, es gab auch riesige Proteste auf der Straße. Der Hauptslogan war: „Nieder mit Temer, nieder mit den Konterreformen!“

Letztes Jahr gab es eine Schülerbewegung, die sich gegen die Bildungsreformen des neuen Präsidenten richtete. Wie hat sich diese entwickelt und spielte die Jugend eine Rolle im Generalstreik?

Die Schülerbewegung war groß. Die Jugendlichen haben ihre Schulen besetzt und den Betrieb selbst organisiert, und das alles mit der Hilfe von Menschen aus der Umgebung, die sich solidarisierten. Diskussionen wurden veranstaltet und die SchülerInnen haben den Protest und die Streiks in die umliegenden Schulen getragen. Es ist wirklich schnell gewachsen. Die Regierung hat jedoch extreme Repression angewandt und konnte die Bewegung sehr schwächen. Besiegt wurden die Jugendlichen jedoch nicht. Sie diskutieren jetzt, welche anderen Maßnahmen sie ergreifen müssen, um die eigenen Forderungen durchzusetzen. Sie mobilisieren weiter, aber mit anderen Strategien. Die SchülerInnen schlossen sich den ArbeiterInnen beim Generalstreik an und standen mit ihnen an vorderster Front. Sie waren kämpferisch und laut, viele kamen sogar mit Musikinstrumenten.

Eine letzte Frage noch: „Esquerda Marxista“ (marxistische Linke) hat mit „Liberdade e Luta“ (Freiheit und Kampf) eine eigene Jugendorganisation. Wie sieht ihre Arbeit aus und wie gewinnt ihr neue AktivistInnen?

Die Organisation wurde im Jänner 2016 in einem Camp, das auf dem Gelände einer besetzten Fabrik stattfand, ins Leben gerufen. Sie macht Kampagnen für öffentliche Gesundheitsversorgung, Bildung und Transport. Alles verbunden mit einem Klassenstandpunkt und dem Kampf für den Sozialismus. Die Jugendlichen wissen über die unverzichtbare Rolle der ArbeiterInnen in diesem Kampf Bescheid. Liberdade e Luta hat Basisgruppen an Schulen und Unis. Dort produzieren sie gemeinsam Pamphlete und Flyer, mit denen sie sich dann vor Fabriken stellen. Sie wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen, ihre Lebensumstände studieren. So verbinden sie die Schülerbewegung aktiv mit dem Kampf der arbeitenden Bevölkerung. Die Kampagnen kommen bei den SchülerInnen gut an. So können sie viele neue Leute für revolutionäre Politik gewinnen.


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