König & Bauer AG (KBA), der deutsche Druckmaschinenhersteller, macht sich fit für den Wettbewerb. Zu diesem Zweck sollen am Standort in Mödling 460 Stellen (im ganzen Konzern bis zu 1500!) abgebaut werden, der Standort in Ternitz geschlossen werden. Die Belegschaft leistet Widerstand gegen diese Arbeitsplatzvernichtung.

 Hunderte Menschen zittern jetzt im ihre Zukunft. KBA argumentiert diese Maßnahme ganz unverblümt: „Die weltweite Druckindustrie ist durch einen anhaltenden Strukturwandel bei den Medien, den Konzentrationstendenzen bei Verlagen und Druckereien und die Neuorientierung in der Printbranche gekennzeichnet. Die Folge davon ist eine anhaltende Investitionszurückhaltung dieser Branche, die in der gesamten Druckmaschinenindustrie zu deutlichen Überkapazitäten geführt hat.“

Seit 5 Jahren dauert mittlerweile die Wirtschaftskrise an. Es handelt sich dabei nicht um eine „Finanzkrise“, wie viele meinen, sondern um eine gewaltige Überproduktionskrise. In allen Bereichen der Wirtschaft gibt es überschüssige Kapazitäten. Ihr Abbau, so die kapitalistische Logik, bedeutet Fabrikschließungen und Stellenabbau. Selbst Konzerne, die Profite machen, vernichten Jobs, um im immer härteren Wettbewerb auf den internationalen Märkten überleben zu können. Menschen zählen in diesen Kalkulationen nichts. Die KBA beschreibt das so: „Vor diesem Hintergrund wurde über die letzten Monate ein Unternehmensprogramm entwickelt, das unter dem Titel „fit(at)all“ eine Reihe von Maßnahmen zur langfristigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität des Unternehmens enthält.“

Anfang vom Ende

Es ist das große Verdienst des Betriebsrats bei der KBA in Maria Enzersdorf (Mödling), dass er diese Logik nicht kampflos hinnimmt. Es ist offensichtlich, dass der Vorstand der KBA hier einen Einschnitt tätigt, mit dem das Überleben des Standorts in Niederösterreich langfristig gefährdet wird. Nur zu gut erinnern wir uns an das Schicksal des Reifenherstellers Semperit, dem es ähnlich ging und der scheibchenweise zerstört wurde. Dieses Szenario droht auch bei der KBA, das zeigt der beschlossene Plan zur Umstrukturierung des Konzerns ganz deutlich.

Streik und Solidarität

In den letzten Tagen ist der Konflikt offen eskaliert. Der Streikbeschluss der Belegschaft ist voll und ganz zu unterstützen. Das arrogante Verhalten des Vorstands, der gar nicht ernsthaft zu Verhandlungen bereit ist, zeigt, dass Kampfmaßnahmen der einzig mögliche Weg sind.

Der größte Fehler wäre es, sich jetzt mit einem Sozialplan abspeisen zu lassen. Das wäre der Anfang vom Ende für den Standort. Das hätte für die Beschäftigten, ihre Familien und die ganze Region verheerende Folgen und muss mit allen Mitteln verhindert werden.

Uns muss bewusst sein, dass die Konzernführung aufgrund der Krise fest entschlossen ist den Stellenabbau durchzuziehen. Diesen Kampf können wir nur gewinnen, wenn wir diese Entschlossenheit noch überbieten können.

In den nächsten Tagen kommt es darauf an, ausgehend von einem Streik im Werk öffentlichen Druck aufzubauen. Demonstrationen wie vergangenen Freitag, die Einschaltung der Politik (z.B. durch die staatliche Wirtschaftskommission), die Einbeziehung der gesamten Region sind dabei wichtige Schritte. Zur Unterstützung des Betriebsrats und der Belegschaft sollte ein Solidaritätskomitee gebildet werden, das die Öffentlichkeitsarbeit des Streiks unterstützt.

Menschen oder Profite?

In Wirklichkeit ist die Frage zu beantworten, was mehr zählt: Das Schicksal der Beschäftigten und ihrer Familien oder die Profitinteressen des Konzerns? Wir beantworten diese Frage ganz klar, dass die sozialen Interessen der Menschen über dem Profit stehen.

Wenn ein privater Unternehmer nicht mehr weiter produzieren kann oder will, weil er unsere Löhne und Rechte als zu teuer erachtet, dann muss der Standort durch einen Übergang in öffentliche Hand erhalten werden. Die Antwort dafür liefert das neue Programm der Gewerkschaft PRO-GE, das die Forderung erhebt, dass „die ÖIAG wieder eine echte staatliche Beteiligungsgesellschaft werden soll, um Firmen und Arbeitsplätze in Österreich zu halten und zu stabilisieren.“

Kämpfen wir um jeden Arbeitsplatz!


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