Vorarlberg. Am 16.09. hat bei Arula die Betriebsratswahl stattgefunden (siehe Funke Nr. 136). Die Liste des bisherigen Betriebsrates hat mit 67:39 Stimmen gewonnen. Ein Phyrussieg, betrachtet man die  Mittel, derer sie sich bedienten.

Noch vor dem Wahllokal haben die Kollegen des alten BR Mannerschnitten mit Wahlwerbung verteilt und Einzelgespräche mit KollegInnen geführt. Wichtiger für den Ausgang der Wahl dürften allerdings andere Faktoren gewesen sein.

Aus „heiterem Himmel“ sind Gerüche aufgetaucht, unser Listen-Erster sei Sympathisant der PKK. Dies obwohl wir offen mit unseren politischen Positionen umgegangen sind und eine bunt gemischte Liste, vor allem aus Türken und Kurden haben. Doch angesichts der derzeitigen Situation in der Türkei, wo selbst viele türkische Gewerkschaften sich ungezähmtem Nationalismus hingeben, ist es kein Wunder, dass sich so ein Gerücht hält.

Der nächste Faktor war hingegen im besten Sinne politisch. Mein Artikel in der letzten Ausgabe hat sich binnen kürzester Zeit in der ganzen Firma verbreitet, die meisten KollegInnen haben ihn gelesen. Dabei viele Vorgesetze mit Entsetzen. Was ich geschrieben habe sei krank, schade der Firma,... Auch viele KollegInnen waren in Sorge, dass solche Positionen zu Konflikten mit der Geschäftsführung führen können.

Und das ist gut so. Die Aufgabe eines BR ist es nicht, in sozialpartnerschaftlicher Manier die Belegschaft zu „vertreten“, also den Unternehmer freundlich um Kompromisse zu bitten, um sich dann mit der wirtschaftlichen Situation erpressen zu lassen.

Vielmehr sollten wir für das kämpfen, was die KollegInnen tatsächlich nötig haben. Mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Freizeit.
Um diesen Kampf zu führen, müssen wir die KollegInnen aktiv einbinden. Vor allem aber jene organisieren, zusammenschweißen und ausbilden, die gewillt sind, diesen Kampf gegen alle Widerstände zu führen. Ganz gleich was der Betriebsrat sagt oder die Geschäftsführung predigt. WIR, das sind nicht die UnternehmerInnen und die ArbeiterInnen. Zwischen uns ist eine Kluft, die sehr real ist. Wenn die Besitzenden und ihre Vertreter nur ihre Interessen im Auge haben und diese gegenüber uns vertreten, sollten wir das Gleiche tun!

Wir besitzen keine Firma, keine Anteile oder Firmenautos. Egal wie viel wir buckeln und unsere Gesundheit für die Firma opfern, am Schluss stehen wir mit Minipensionen, abgearbeitetem Körper und noch wenigen verbliebenen Lebensjahren da. Und als ob das nicht genug ist, sollen wir noch jede Verschlechterung, jede höhere Arbeitsbelastung und stagnierende Löhne ertragen weil WIR ja eine Firma sind.

Doch wenn die Firma über längere Zeit keinen Profit abwirft oder es den Anteilseignern sonst wie nützt, werden SIE sich vom Acker machen und uns vor die Türe setzen. Wird es dann noch eine andere Firma geben die uns Jobs gibt, werden die Bedingungen zu denen wir dann arbeiten müssen nicht noch schlechter sein?
WIR, das sollte heißen WIR ArbeiterInnen, die wir für unsere eigenen Interessen einstehen und uns organisieren. Jetzt sind wir die Minderheit im Betriebsrat, doch wir werden weiter geduldig arbeiten, auf dass wir zur Mehrheit im Betrieb werden.

Egal ob bei Arula, in der Textil- oder der Metallbranche, es ist Zeit, dass wir ArbeiterInnen uns organisieren, für unsere Klasseninteressen, um diesem System endlich Einhalt zu gebieten!

Bericht von Kurt Bührle, neugewähltes Betriebsratsmitglied bei Arula in Mäder

Nachtrag: ArbeiterInnen sind all jene, die ihre Arbeitskraft verkaufen, um zu leben.Die Einführung der Begriffe ArbeiterInnen und Angestellter dient vor allem: Unserer Spaltung.Diese gilt es zu überwinden, denn:Wir haben alle die gleichen Interessen!


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