Wie sie sich die Wirtschaftskrise im Motorenwerk Mahle König in Rankweil auswirkt, berichtet eine Arbeiterin.
Seit dem Beginn der Krise steigt der Konkurrenzdruck. Die Gewinne sind nur kurzfristig realisierbar, da die Aufträge kleiner und kurzfristiger werden. Das bedeutet, dass nicht mehr auf Lagerbestand produziert werden kann und die Maschinen ständig umgerüstet werden müssen. Das führt zu mehr Arbeit für ähnliche Stückzahlen. Dazu kommt, dass nur noch in die profitabelsten Abteilungen investiert wird. Aber generell gilt, dass um jede Schraube gebettelt werden muss.
Durch die Kollektivvertrags-Verhandlungen gibt es seit Jahren keine effektiven Lohnsteigerungen mehr. Die Arbeitenden werden gegeneinander ausgespielt, indem auf betrieblicher Ebene Akkordlöhne gestrichen werden und stattdessen ganze Abteilungen Qualitäts- und Produktivitätsprämien erhalten. Dies hat zur Folge, dass Produktionsfehler immer auf die anderen Abteilungen abgeschoben werden. Während die Schuld einander gegeben wird, füllt die Geschäftsführung mit der Neuregelung ihre Taschen. Außerdem wird bewusst unter den Teppich gekehrt, dass die HilfsarbeiterInnen dadurch noch weniger verdienen.
Im gewerblichen und handwerklichen Bereich sinken die Lehrlingszahlen. In der Industrie dagegen werden jedes Jahr mehr Lehrlinge eingestellt, so auch bei uns. Bereits vom ersten Lehrjahr an werden teurere HilfsarbeiterInnen durch Lehrlinge ersetzen. Lehrlinge in höheren Lehrjahren übernehmen sogar Aufgaben und Aufträge der FacharbeiterInnen. Besonders nach der Lehre wird durch die umfassende Einsatzmöglichkeit jede Arbeitsstunde verdichtet und so zu purem Gold für die UnternehmerInnen. Sie posaunen, dass die Lehre und die FacharbeiterInnen, die damit ausgebildet werden, die Zukunft für die Vorarlberger Industrie sind. Doch ihre Argumente von „Arbeitsqualität“ und „Sozialer Sicherheit“ sind nur vorgeschoben. Denn die Wahrheit ist, dass sie mit den Lehrwerkstätten viel Gewinn machen.
In der Fabrik haben die Lehrlinge, HilfsarbeiterInnen und FacharbeiterInnen, mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Ja, sogar JedeR Einzelne scheint individuelle Probleme zu haben, doch ist die Ursache dafür nicht individuell, sondern wir alle werden ausgenutzt, um Profit für die da oben zu machen. Anständiger Lohn und mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind ihnen ein Dorn im Auge!
Man könnte manchmal meinen es gibt keinen Betriebsrat, da nichts davon thematisiert wird. Viele haben das Vertrauen seit den betrieblichen Verschlechterungen verloren. Damals stimmte er nämlich der Verschlechterung im Akkordsystem, die als Erfolg verkauft wurde, zu. Die Aufgabe der Gewerkschaft und des Betriebsrates sollte es nicht sein, Dinge schön zu reden. Stattdessen müssen Verschlechterungen ehrlich aufgezeigt werden und es muss erklärt werden warum eine Solidarisierung aller ArbeiterInnen notwendig ist. Dadurch wäre die Grundlage gelegt für einen gemeinsamen Kampf. Warten wir nicht darauf, bis so etwas „passiert“, sondern nehmen wir es selbst in die Hand!