Schule. In Zeiten des Spardiktats wird die Schule immer weniger zum Ort, wo den SchülerInnen Bildung schmackhaft gemacht werden kann, findet Cora Lackner.

Um fünf vor acht klingelt die Schulglocke, und ein Blick in die Runde lässt dich wieder aufs Neue erkennen, dass dieses Bildungssystem nicht zielführend sein kann. Alle lassen sie die Köpfe hängen, schlafen oder versuchen, nur irgendwie diesen Tag durch Ablenkung zu verkürzen. Fünf Minuten später spaziert die Lehrperson in das Klassenzimmer, und wenn sie sich nicht schon zuvor zwingen musste, ein Lächeln aufzusetzen, dann drückt sie spätestens der Anblick ihrer Klasse nieder.
Ich will nicht behaupten, dass dies jeden Tag der Fall ist, doch nach einer Unterhaltung mit einer/m beliebigen SchülerIn wird schnell klar, dass die Schule nicht der Ort ist, an dem uns Bildung schmackhaft gemacht wird.

We don`t need your education

Schlechte Lehrpläne und Bildungsstandards, die keinen Platz für Individualität lassen, LehrerInnenmangel, der den Stress der „Übriggebliebenen“ drastisch erhöht, längst nötige Reparaturen, die ausbleiben.

Der Grund dafür: Die Krise des Kapitalismus. Es ist die Zeit der Sparpakete. Kürzungen stehen an der Tagesordnung. Das Bildungswesen ist Teil dieses Wirtschaftssystems und wird somit genauso als Mittel zur Verwirklichung der Profitlogik der Unternehmen herangezogen. Schule wird immer mehr zu einem Ort der Heranzüchtung geeigneter Arbeitskräfte. In Privatschulen und möglichst wirtschaftsnahen Zweigen werden die besten Förderungen und Mittel zur Verfügung gestellt, während bei ausgleichenden und kreativen Schulfächern sowie bei Entwicklungen zu alternativen Lernmethoden eingespart wird.

Übergroße Klassen und immer teurer werdende Nachhilfe erschweren das Lernen und fördern das Aussortieren finanziell schlechter gestellten SchülerInnen. Das Bild der „faulen“ Jugend wird gerne herangezogen, um Beschwerden als Trotz oder individuelles Versagen abzutun. Doch die Realität zeigt das Gegenteil. Der Unmut wächst und genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen, denn die SchülerInnen beweisen immer wieder aufs Neue ihre Kampfbereitschaft, wie sich z.B. bei den Protesten gegen die Zentralmatura und bei Kampagnen gegen Rechts gezeigt hat.

Von dem Standpunkt der heutigen Gesellschaft werden gute Noten und Fleiß als Einsatz deklariert, doch bei genauerem Hinsehen ist dies nur eine Erleichterung, um die Zeit in der Schule hinter sich zu lassen. Der eigentliche Einsatz beginnt, wo der Unmut erwacht. Denn aufzustehen, um etwas nachhaltig zu verändern, fordert mehr Kraft und Aufwand, als nur die Tage in der Schule abzusitzen.

Wir als Funke wollen diese Kraft bündeln. Nicht nur in Österreich, sondern mit unseren Schwesternorganisationen weltweit intervenieren wir in verschiedensten Schulen und Universitäten, um gemeinsam mit motivierten SchülerInnen den Widerstand zu organisieren.

Auch in Österreich arbeiten wir daran, diese Arbeit aufzubauen und zu verbessern. So entstand 2013 die SchülerInnenzeitung „Rebellion“, die später zu einem Flugblatt umgeformt wurde. Ab diesem Herbst wird dieses in „Fightback“ umbenannt. Monatliches Erscheinen und Verteilen vor Schulen konnte einige SchülerInnen dafür begeistern, bei uns mitzumachen. Auf „Fightback“ erklären wir unseren Standpunkt zu aktuellen, aber auch allgemeinen Themen, um an das Bewusstsein der SchülerInnen anzuknüpfen. Aber dabei hört es nicht auf. Um die Arbeit an den Schulen zu professionalisieren, gründeten wir unter anderem die SchülerInnengruppe „Fightback“, mit der wir Veranstaltungen an der Schule bzw. speziell für SchülerInnen organisieren. Praxis und Theorie spielen dabei nah zusammen. Wir müssen die Zusammenhänge zwischen Arbeitswelt, Schulwesen und diesem Wirtschaftssystem verstehen, um daran schließlich etwas zu verändern. Unser Ziel ist die Verankerung an verschiedenen Schulen, um gemeinsam den Widerstand gegen Verschlechterungen und Sparpakete, doch im Endeffekt gegen den ausbeuterischen Kapitalismus aufzubauen.

Um ein Beispiel zu nennen, wie dies funktionieren könnte, will ich an dieser Stelle die Ereignisse in Brasilien erwähnen. Vor ca. einem Jahr im November drohte der Gouverneur von Sau Paulo mit einem Sparpaket, das zur Folge gehabt hätte, dass einige Schulen geschlossen werden hätten müssen. Um dies zu verhindern, organisierten sich tausende von SchülerInnen und besetzten über mehrere Wochen hinweg die betroffenen Schulen. Sogar Schulen die nicht direkt geschlossen werden sollten beteiligten sich aus Solidarität und um der Bewegung eine stärkere Schlagkraft zu verleihen, an diesen Besetzungen. Sie organisierten schulübergreifende Treffen und wählten demokratisch ihre Sprecher und Sprecherinnen. Dies wurde so lange aufrechterhalten, bis das Sparpaket zurückgenommen wurde. Dieses Jahr flammte diese Bewegung neu auf, da die Essensrationen in den Schulen gekürzt werden sollten. An diesem Beispiel ist zu erkennen, was SchülerInnen erreichen können, wenn das Bewusstsein geweckt wird. Doch dies kann nur funktionieren, wenn wir gemeinsam Widerstand leisten. Lassen wir sie unsere Schlagkraft spüren!

Wir sagen nein zur Privatisierung von Schulen und Einfluss der Wirtschaft auf unsere Lehrpläne. Wir sagen nein zu weiteren Einsparungen im Bildungssystem, während Banken gerettet werden und Unternehmen Millionen einsacken. Wir fordern eine faire Chance auf Bildung ohne Selbstbehalt für alle sozialen Schichten, sowie gratis Förderungen und Mitgestaltung am Unterricht.

Schülerin am BORG Lauterach


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