Für den „Tag X“ ist bereits der erste Schulstreik in Wien geplant und angesichts der Schwarz-Blauen Regierung wird es bestimmt nicht der letzte sein. Wie können wir also an den Schulen auch längerfristig Widerstand organisieren?

Das Unterrichtsgesetz bietet uns SchülerInnen die Möglichkeit, an verschiedenen Gremien der Schülervertretung teilzunehmen. Diese Gremien sollen den Anschein erwecken, dass wir SchülerInnen in die wichtigsten Entscheidungsprozesse eingebunden sind.

Bei näherer Betrachtung stellen sie sich jedoch als machtlos heraus. Klassensprecherkonferenzen müssen beispielsweise vorher vom Direktor genehmigt werden, und ihre Beschlüsse sind für niemanden bindend. Im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) bilden Eltern und LehrerInnen die Mehrheit, wichtige Entscheidungen werden nicht selten vom Direktor alleine getroffen. Landes- und BundesschülerInnenvertretung (LSV und BSV) haben eine rein beratende Funktion.

Wenn wir in der Schule oder im Bildungssystem etwas verändern wollen, müssen wir uns selbst organisieren und versuchen durch geeignete Kampfmaßnahmen, Druck von unten zu erzeugen. Die erfolgreichste Form der Selbstorganisation ist das Schülerkomitee.

Das Schülerkomitee als Form der Selbstorganisation

Wie oft schimpfen wir im Raucherhof oder im Pausenraum über die eine oder andere Ungerechtigkeit, nur um sie ein paar Tage später wieder zu vergessen. Mit Hilfe eines Schülerkomitees kann sich unser Unmut artikulieren und fruchtbar werden.

In einem Schülerkomitee können sich alle SchülerInnen treffen und zusammentun, die aktiv werden möchten. Wenn ein Schülerkomitee Erfolg hat und immer größer wird, können auch VertreterInnen in den Klassen gewählt werden, die von jedem Treffen in den Klassen berichten, ihre eigene Position verantworten und jederzeit auch ersetzt werden können.

Das Schülerkomitee sollte sich ein konkretes Ziel stecken. Das kann von der Verhinderung einer unpopulären Maßnahme an der Schule gehen bis hin dazu, den Widerstand gegen eine Bundesregierung (die Verschlechterungen im Bildungssystem plant) für einen Streiktag (wie jetzt in Wien angekündigt) an der eigenen Schule zu organisieren.

Nachdem ein konkretes Ziel ins Auge gefasst wurde, geht das Komitee daran, gemeinsam einen Aktionsplan zu erstellen, wie das Ziel erreicht werden kann. Dieser Plan kann Unterschriftensammlungen, Flugblätter an LehrerInnen und SchülerInnen sowie Briefe an die Eltern beinhalten. Eine Unterstützung der Klassensprecherkonferenz oder der SchulsprecherInnen verleiht den Zielen eine größere moralische Autorität und sollte daher angestrebt werden.

Das effizienteste Mittel ist allerdings der SchülerInnenstreik, das wichtigste Druckmittel einer kämpferischen SchülerInnenvertretung, da ohne SchülerInnen der Unterricht nicht funktioniert.

Breiter Widerstand

Wollen wir aber das Bildungssystem und die Unterrichtspraxis im Allgemeinen verändern, müssen wir über den engen Horizont unserer eigenen Schule hinausblicken. Um österreichweite SchülerInnenbewegungen vorzubereiten, ist es notwendig Schülerkomitees an möglichst vielen Schulen zu gründen, die gemeinsame Ziele verfolgen und die Bewegung an ihrer jeweiligen Schule anführen.

Eine SchülerInnenbewegung drückt den Unmut der SchülerInnen aus, der auf Grund eines bestimmten Anlasses aufflammt. Sie hat also zuerst konkrete, beschränkte Ziele. Aber wenn sie erfolgreich sein will, muss sie anfangen, allgemeinpolitische Analysen und Zielsetzungen in ihre Überlegungen mit einzubeziehen.

Während Milliarden in Militär und Banken fließen und Reiche ihre Steuergeschenke bekommen, wird bei Bildung und Sozialem fleißig eingespart.
Die Einsicht in diese Zusammenhänge ist für eine SchülerInnenbewegung ausgesprochen wichtig.

Nur wenn wir die wirklichen Ursachen des Bildungsabbaus erkennen, dann können wir auch erfolgreich für unsere Interessen kämpfen. Unser Gegner sind die mächtigsten Regierungen, Konzerne und Banken. Unsere potentiellen Bündnispartner sind alle, die gegen die Diktatur des Kapitals ankämpfen und ihre Interessen verteidigen wollen.

Zorn braucht Perspektive

Der spontane Unmut der SchülerInnen, der die Grundlage für SchülerInnenbewegungen bildet, kann die verschiedensten Ursachen haben. Was auch immer der Anlass für berechtigten Unmut ist, die SchülerInnen sollten an möglichst vielen Schulen Schülerkomitees gründen, um österreichweite Aktionen zu planen. Die AktivistInnen in den Komitees haben in der Regel verschiedene Meinungen zu allen möglichen politischen Themen, sie werden zuerst nur durch das gemeinsame konkrete Ziel der Bewegung verbunden. Indem SchülerInnen aller politischen Richtungen und die große Masse der sonst politischen uninteressierten SchülerInnen miteinbezogen werden, erhält die Bewegung die notwendige Breite. Andererseits darf diese Breite nicht dazu führen, dass Diskussionen über politische Zusammenhänge ausgeklammert werden. Ohne eine tief greifende gesellschaftspolitische Analyse mit einem entsprechend klaren Konzept ist eine SchülerInnenbewegung verloren.

In einer breiten demokratischen Diskussion sollten in allen Schülerkomitees am Anfang der Bewegung die politischen Analysen und Konzepte genauso eingehend diskutiert werden, wie die Aktionspläne. Genauso wie sich das Komitee im Verlauf der Diskussion trotz vieler verschiedener Meinungen auf einen Aktionsplan einigt, so soll es sich auch auf ein politisches Konzept einigen. Wir haben gesehen, wie die kleinen Probleme alle mit der großen Politik zusammenhängen und dadurch selbst zu politischen Problemen werden. Deshalb kann ein Schülerkomitee nicht unpolitisch sein. Es sollte in demokratischen Diskussionen selbst bestimmen, welche politische Strategie für den Erfolg der Bewegung am besten ist.

Aus unserer Sicht ist der Marxismus eine ausgezeichnete Methode, um die Gesellschaft zu analysieren und zu verändern. Deshalb werden wir als marxistische SchülerInnen unsere Ideen in der SchülerInnenbewegung nicht verstecken.

Das Schülerkomitee ist eine ausgezeichnete Aktionsform, wenn es darum geht, dass sich spontaner Unmut artikulieren kann. So eine spontane Bewegung hat jedoch ihre Grenzen, und die Stimmung erlischt oft ebenso schnell, wie sie entstanden ist, um später an einem anderen Punkt wieder aufzuflackern. Keine Bewegung ist aber darum umsonst! Gerade in Österreich bilden diese Bewegungen, ob gegen Bildungsabbau oder die schwarz-blaue Regierung, eine hervorragende Schule, in der aus spontanem Unmut Einsicht in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge und politische Überzeugung wird.

Wir laden alle, die über spontanen Unmut hinaus dauerhaft an einer Veränderung der bestehenden Gesellschaft arbeiten wollen, ein, bei der marxistischen Strömung Der Funke aktiv mitzumachen.


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