Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Seit Ende letzten Jahres, als der Bilanzskandal des deutsch-südafrikanischen Mutterkonzerns Steinhoff aufgeflogen ist, schafft es Kika/Leiner nicht mehr aus den Schlagzeilen.

Bereits am 29.Dezember wurde der Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilfer-Straße an den Tiroler Immobilienmilliardär Rene Benko verkauft. Warum die Filiale verkauft wurde, war zu diesem Zeitpunkt aber nicht bekannt. Darauf folgte eine Aussendung der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter, in der die Verspätung der Löhne und Gehälter sowie Weihnachtsgeld angekündigt wurde. Erst die darauffolgenden Medienberichte gaben Aufschluss darüber, dass es bei diesem Verkauf um die Absicherung der Entlohnung der Beschäftigten ging. Eine Beschäftigte berichtet.


Im darauffolgenden Monat hat ein Mitglied der Geschäftsleitung die Filialen besucht und sich den Fragen der Mitarbeiter gestellt. In unserer Filiale beschränkten sich die Fragen darauf wie es um den Konzern steht und ob die Filiale weiter bestehen bleibt. Die Antworten darauf waren, dass der Konzern vorerst wieder liquide sei, aber eine Umstrukturierung folgen wird, bei der es auch zu Schließungen einzelner Häuser kommen wird, da fünf bis sechs Standorte als „problematisch“ angesehen werden. Insgesamt sollen in den nächsten 12 bis 18 Monaten fünf Prozent „in allen Bereichen“ eingespart werden.

Im März wurden wurden im Zuge des Umstrukturierungsprozesses vier der insgesamt 50 Standorte geschlossen: die Lipo-Standorte in Ansfelden (OÖ) und Langenzersdorf (NÖ), ein Leiner-Standort in Bruck an der Mur (Steiermark) und ein Kika-Standort in Wolfsberg (Kärnten).


Außerdem wurde auf allen Ebenen Personal abgebaut, Verantwortungen über Gebiete zusammengelegt, Überstunden und Urlaube abgebaut.

„Wir hatten das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein und haben unsere Umsatzvorgaben großteils erreicht“, wie eine betroffene Kollegin berichtet. Allerdings haben auch die Berichte der Medien Kunden verunsichert, worauf die sinkende Kundenfrequenz zurückzuführen ist.


„Anfang Juni erfuhren wir aus den Medien, dass ein Kreditversicherer nach dem anderen auf nationaler und internationaler Ebene abspringt. Dennoch haben wir weiterhin verkauft, Küchen geplant etc.“ Das nächste Gerücht ließ auch nicht lange auf sich warten, wiederum aus den Medien: Spekulationen über eine Übernahme durch den Konkurrenten XXXLutz. Von der Geschäftsleitung kam dazu keine Stellungnahme. Einige Führungskräfte in den einzelnen Häusern waren sich allerdings sicher, dass eine Übernahme durch den Konkurrenten nicht in Frage kommen kann, auf Grund des österreichischen Kartellrechts. „In unserem Haus war die Stimmung überwiegend positiv, egal was die Zeitungen geschrieben haben. Viele glauben einfach nicht, dass wir, als zweitgrößtes Möbelunternehmen nicht übernommen oder gekauft werden. Irgendwie wird es wohl weitergehen.“


Andererseits: „Wie schlecht es um den Konzern steht und dass sogar unsere Urlaubsgelder auf dem Spiel stehen haben wir wiederum aus den Medien erfahren“, berichtet ein Betroffener. „Wir wissen eigentlich nur wenig, selbst wenn Kunden uns fragen können wir ihnen keine Auskünfte geben, sie scheinen teilweise mehr zu wissen als wir.“ Oder „ Es macht keinen Spaß mehr, es wird einfach erwartet dass du deine Arbeit machst, egal ob du weißt was Sache ist. Wie soll das gehen?“ Zeitungs- und Online-Berichte haben zu der allgemeinen Verunsicherung laut den Angaben der Kollegen beigetragen, wie ein Bericht im Standard, der Kunden zum Einlösen von Gutscheinen aufgerufen und von Anzahlungen hat. ( Kika/Leiner: Auch Kunden könnten draufzahlen, derStandard am 14.06.2018)

Ebenfalls am Donnerstag machte ein Standard Artikel die Runde, in dem es hieß die Verhandlungen mit der Signa-Holding seien gescheitert und Kika/Leiner müsse auch beim Verkauf der Immobilien Insolvenz anmelden. (Dieser wurde allerdings bereits korrigiert: Kika/Leiner: René Benko soll Pleite abwenden)


Als Reaktion darauf wandte sich der Geschäftsleiter Dr.Gunnar George an alle Mitarbeiter, mit der Versicherung dass die Verhandlungen noch andauern und der Standard-Artikel nicht der Wahrheit entspricht. Der Belegschaft wurde für ihre bisherige Geduld gedankt und ihnen wurde versichert sobald es neue Informationen gibt, informiert zu werden. Bis Geschäftsschluss kamen keine Informationen. Erst gegen 22 Uhr bestätigten einige Online Medien Notverkauf an die Signa-Holding. „Die kapitalstarke Signa hat mit der erfolgreichen Sanierung von Karstadt die langfristige Sicherung von Arbeitsplätze bewiesen und wird den Restrukturierungsprozess, den wir Anfang des Jahres begonnen haben, als Garant weiter unterstützen“, teilte Kika/Leiner-Geschäftsführer Gunnar George in einer Aussendung am 15.06. mit.

Der Großteil der Kollegen ist natürlich erleichtert, einige aber auch skeptisch, bzw ernüchtert. „Karstadt hat viele Filialen zugesperrt und Leute auf die Straße gesetzt. Unsere Umstrukturierung wird nicht anders aussehen, die Schulden sind ja nicht von heute auf morgen weg.“

 


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