Ich erzähle euch das Leben meines Vaters als Produktionsarbeiter in der Coronazeit.
Mein Vater, der in einem Schweizer Autoindustrie Konzern arbeitet, hatte vor 12 Jahren einen Herzinfarkt. Das bedeutet, dass er in der Risikogruppe ist. Er ging zu seinem Vorgesetzten, und schilderte seine Situation: dass er zu der Risikogruppe gehört. Sein Vorgesetzter meinte: er soll zum Arzt gehen und sich eine Bestätigung holen. Darauf ging er nach der Arbeit zu seinem Arzt und ließ sich die Bestätigung schreiben. Mein Vater ging zu seinem Vorgesetzten und übergab ihm die Bestätigung.
Nachdem der Vorgesetzte die Bestätigung las, sagte er: „Mit dieser Bestätigung kann ich nichts anfangen. Entweder der Arzt schreibt dich krank, oder du musst arbeiten. Wer soll dir deinen Lohn zahlen.“ Wegen dieser Aussage ging mein Vater wieder zum Arzt und schilderte das Gespräch mit seinem Vorgesetzten: „Entweder du schreibst mich krank oder ich muss weiterhin arbeiten.“ Darauf der Arzt: „ Ich kann dich nicht krankschreiben, nur weil du Angst hast, dass du vom Virus angesteckt wirst.“
Danach rief er mich an und erzählte mir, dass er nicht krankgeschrieben wurde. Ich sagte zu ihm: „Geh nicht arbeiten, du gefährdest dich.“ Darauf sagte er: „ Wer soll die Rechnungen zahlen? Außerdem, wenn ich meine Arbeit verliere, wer soll einen Herzkranken mit 53 Jahren noch einstellen?“ Am nächsten Tag musste mein Vater wieder in die Arbeit gehen, obwohl er zu der Risikogruppe gehört. Das zeigt uns auf, dass im Kapitalismus der Profit vor Menschenleben kommt und die Waage immer Richtung Profit zeigt.