Ein Hauptunterschied zwischen dem Marxismus und allen anderen politischen Ideen liegt darin, dass wir die menschliche Gesellschaft in ihrer Entwicklung und in ihren Widersprüchen betrachten. Dabei stützen wir uns nicht nur auf jene Phänomene, die sichtbar an die Oberfläche treten, sondern auch jene, die unter der Oberfläche fern der empirischen Wahrnehmung wirken.

Diese wissenschaftliche Methode macht es uns auch möglich recht präzise Vorhersagen über ökonomische und gesellschaftliche Prozesse zu machen. Vor genau einem Jahr argumentierten wir in unserem Sommerspendenaufruf für 2010 folgendes:

„Der Kampf um die Bezahlung der Krisenschulden wird zu der beherrschenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung der nächsten Jahre werden. Die Kapitalisten und ihre Regierungen werden alles daran setzen, dass die ArbeitnehmerInnen ein weiteres Mal, und das nachhaltig, zur Kassa gebeten werden.“

„Alle politischen Strömungen und Traditionen stehen hier am Prüfstand. Die Krise des Kapitalismus wird die Krise des Reformismus weiter vertiefen. Die Führungen der reformistischen Massenorganisationen sind über tausende sicht- und unsichtbare Fäden mit dem Bürgertum und dem Staatsapparat verwoben. Sie werden alles daran setzen, dass die Abwälzung der Krise auf den Rücken der Arbeiterklasse „friedlich“ und ruhig vonstatten geht. Allein das Ausmaß der kapitalistischen Krise kann das nicht zulassen.“


Doch der revolutionäre Marxismus unterscheidet sich nicht nur in der Überlegenheit der Analyse, sondern auch in seinem Anspruch eine Philosophie der Praxis zu sein. „In der Praxis muss der Mensch die Wahrheit, in anderen Worten die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen.“ (Karl Marx, Thesen über Feuerbach).

MarxistInnen stehen heute nicht mehr nur vor der Herausforderung die „Theorie der Praxis“ gegenüber bürgerlicher Ideologie und kleinbürgerlichem Mystizismus in Form von postmodernen Ideologien zu verteidigen. Heute gilt es der millionenfachen Verneinung des herrschenden Systems in den Straßen und Betrieben in der arabischen Welt und nun auch in Europa usw. ein Programm und eine Methode in die Hand zu geben.

Niemand kann heute mehr verleugnen, dass Revolutionen wieder auf der Tagesordnung stehen. Es ist klar, dass die Bewegung in Spanien stark von der arabischen Revolution inspiriert war, und die Bewegung auf der iberischen Halbinsel in Griechenland eine breite Protestbewegung neuer Qualität loseiste.

Revolutionen können Regierungen stürzen und singuläre Verbesserungen durchsetzen. Aber lassen wir uns nicht täuschen: Mit den Finanzmärkten (sprich den Monopolen) diskutiert man nicht. Die Losung lautet: „Sie oder Wir“. Die Jugend- und die ArbeiterInnenbewegung wird angesichts der Schwäche ihrer politischen Führung und das Fehlen eines starken marxistischen Strömung noch viele Erfahrungen machen müssen. Unsere Aufgabe ist es, diesen Klärungsprozess zu beschleunigen und die historische Periode - in die wir nun auch in Europa eingetreten sind – dafür zu nutzen die ArbeiterInnenbewegung mit einem revolutionären Programm zu bewaffnen, damit sie ausgehend von dieser Krise dem Kapitalismus ein Ende setzen kann.

Aus diesen Analysen und Perspektiven fließt auch die Besonderheit der Selbstfinanzierung unserer Strömung. Zu wertvoll sind unsere politischen Ideen, als dass wir sie für finanzielle Abhängigkeiten eintauschen würden. Wir MarxistInnen sind nur von jenen Menschen abhängig, deren Wunsch nach Befreiung wir eine Stimme geben - von den Aktivistinnen und Aktivisten der ArbeiterInnenbewegung und der revolutionären Jugendbewegung.

Im letzen Jahr konnten wir uns über die unglaubliche Summe von 11.860,73 € an Spenden freuen. Den Betrag von 11.000 € übergaben wir an die Redaktion von www.marxist.com, dem Webportal der Internationalen Marxistischen Strömung (IMT). Auch heuer sehen wir es als unsere besondere Verantwortung die internationalen Kräfte des Marxismus finanziell zu unterstützen. Die IMT hat im vergangenen Jahr eine wichtige Rolle bei der Analyse der arabischen Revolution gespielt und auch wichtige Schritte bei der Organisierung marxistischer AktivistInnen in einer Reihe von arabischen Ländern (Marokko, Syrien, Irak usw.) gesetzt. In Pakistan leistet die Sektion der IMT einen entscheidenden Beitrag in einer Vielzahl von Arbeitskämpfen (KESC, Eisenbahn, Gesundheitswesen, Coca Cola…). In Europa sticht vor allem die Arbeit der italienischen MarxistInnen hervor, die in einer Reihe von entscheidenden Arbeitskämpfen (FIAT, Terim, Fincantieri) ein Beispiel für revolutionäre Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit liefern. In Brasilien, Venezuela, Mexiko und Bolivien haben die Sektionen der IMT wichtige Erfolge bei der Verankerung des Marxismus in der ArbeiterInnen- und Jugendbewegung zu verzeichnen. Und durch die Teilnahme an den Weltjugendfestspielen in Südafrika gelang es auch die Arbeit der IMT in diesem wichtigen Land zu beginnen. Diese Arbeit wollen wir mit unseren Spenden finanziell unterstützen.

Gleichzeitig sind wir dabei zwei neue Bücher zu produzieren, wovon eines – „Die Ursprünge des Christentums“ von Karl Kautsky – noch im Herbst 2011 in Druck gehen wird. Deine Spende wird im Verhältnis 7:3 auf diese zwei Projekte aufgeteilt werden. Spezifisch deklarierte Spenden („marxist.com“, „Arabische Revolution“, „Buch“) sind zweckgebunden.

Insgesamt wollen wir in diese Projekte insgesamt 10.000 € investieren. Damit wir dies erreichen, ist jede Spende wichtig. Jede Sympathisantin und jeder Sympathisant, jede Unterstützerin und jeder Unterstützer unserer Strömung ist aufgerufen einen kleineren oder größeren Beitrag zu leisten. Die Ausgaben eines Urlaubstages am Strand werden helfen, dass die Welle der Revolution nicht nur an europäische Gestade überschwappt, sondern auch zum Sturz des Kapitals führt.

Redaktion des Funke

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