Die Pariser Kommune löste eine Welle der Solidarität in den Reihen der jungen Arbeiterbewegung aus. Die Bürgerlichen reagierten hingegen mit offenem Haß.

Die Pariser Kommune wurde von Beginn an von der jungen österreichischen Arbeiterbewegung mit großem Interesse verfolgt. Die Tatsache, dass in Paris erstmals eine Form von proletarischer Demokratie aufgebaut wurde, löste unter vielen sich ihrer Klassenlage bewusst gewordenen Arbeitern große Begeisterung aus. So wurden auch in allen größeren und aber auch vielen kleineren Industriestädten Solidaritätskundgebungen mit der Pariser Kommune organisiert. Damit wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Kampf des Pariser Proletariats auch ihr Kampf war. Bei einer dieser Kundgebungen in Wr.Neustadt sagte ein Redner: „Die Bourgeoisie blickt mit Entsetzen nach Frankreich, die Arbeiter verstehen die dortigen Vorgänge und halten sie für gerechtfertigt. Die Presse nennt die Kämpfer der Kommune Banditen. Ein Volk, welches für die Ideen der sozialen Befreiung sein Herzblut gibt, kann nicht aus Banditen bestehen.“

Nach der blutigen Niederschlagung der Kommune schrieb die sozialistische Zeitung „Volkswille“: „Wahrhafte Teilnahme für Paris trifft man eben nur bei den Arbeitern. Das Blut der Pariser Arbeiter wird nicht umsonst geflossen sein. Den Grundsätzen, für die sie gekämpft hatten, wird jede künftige Regierung Frankreichs um ihren Selbsterhaltungswillen Rechnung tragen müssen.“

Die Solidarität mit den Kommunarden nahm nun neue Formen an. Mehrere von ihnen flüchteten auch nach Österreich. Die Habsburger ließen auf Geheiß der Herrschenden in Paris diese politischen Flüchtlinge polizeilich verfolgen und versuchte diese wieder nach Frankreich abzuschieben. Die österreichische Sozialdemokratie jedoch versteckte diese verfolgten Genossen.

Die Arbeiterpresse hatte die Ereignisse in Paris über die ganze Zeit sehr genau verfolgt und versuchte die Lehren der Kommune für den Klassenkampf um soziale Forderungen und demokratische Rechte zu verarbeiten. Das Beispiel der Kommunarden machte auch insofern Schule, als in den darauf folgenden Monaten die österreichischen Arbeiter eine Reihe von Streiks organisierten, was die Bürgerlichen sichtlich beunruhigte. Dies erklärt auch die offene Hetze gegen den Sozialismus in der bürgerlichen Presse. Dieser sei eine „ekelerregende Krankheit“. Außerdem wäre es ein „Wahnsinn, heute die soziale Ordnung, in welcher die Völker sich bewegen, mittels Revolution durch eine neue Ordnung ersetzen zu wollen.“ Und die ‚Neue Freie Presse’ fährt in ihrer grenzenlos Offenheit wenige Tage später fort: „Auf die Frage wie die soziale Not gelöst wird, erwartet nach des Dichters Wort nur eine Narr eine Antwort. Ungleichheit der Fähigkeit und damit des Arbeitsertrages und des Besitzes ist eben eine unzerstörbare Eigentümlichkeit, eine Existenzbedingung der menschlichen Gesellschaft. Die Gefahr liegt, wie gesagt, in der stets stärker hervortretenden Bestialität, in der Freude am Brennen und Morden in sozialistischen Kreisen.“

Das Beispiel der Pariser Kommune beflügelte jedenfalls auch die österreichische Arbeiterbewegung, und wenige Jahre darauf 1874 sollte es zum Gründungskongress der Sozialdemokratie in Neudörfl kommen.


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