Am 7. November (25.10. nach damaligem russischen Kalender) jährt sich zum 105. Mal die Oktoberrevolution, die bisher einzige erfolgreiche sozialistische Revolution. Die Lehren der Russischen Revolution zu studieren ist für Revolutionäre Pflicht! Hier eine Leseliste.

Es gibt massig bürgerliche Propaganda, die das welthistorische Ereignis der Oktoberrevolution diskreditieren soll. Die Revolution wird als Putsch einer kleinen Minderheit, der Bolschewiki, dargestellt, die dann ein blutrünstiges Regime errichtet hätten.

Doch was geschah tatsächlich Anfang November des Jahres 1917 in Russland?

Die Grundlage für die Oktoberrevolution ist das gesamte Jahr 1917. Im Februar, mitten im Ersten Weltkrieg, hatte eine mächtige und spontane Revolution der Massen den Zar gestürzt. Arbeiter, Bauern und Soldaten gründeten Sowjets (Räte), die die reale Macht in der Gesellschaft innehatten. Sie organisierten sich auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene und begannen sofort damit, die praktischen Probleme der Ernährung, der Sicherheit etc. in die Hand zu nehmen.

Doch gleichzeitig bildete sich nach der Februarrevolution aus liberalen und reaktionären Kapitalisten und Großgrundbesitzern eine (ungewählte) bürgerliche Regierung, die auch die „gemäßigten Sozialisten“ einband. Diese provisorische Regierung wollte die Revolution in „sichere Bahnen“ lenken und verfolgten das Ziel, den Krieg weiterzuführen und die Revolution so weit wie möglich einzudämmen.

Nach der Februarrevolution herrschte also eine instabile Situation der „Doppelherrschaft“: Die Sowjets auf der einen, und die provisorische Regierung auf der anderen Seite. Das Problem war, dass zu Beginn gemäßigte und reformistische Kräfte die Sowjets führten (die Menschewiki und Sozialrevolutionäre). Sie unterstützten die bürgerliche Regierung und hielten die Massen zurück.

In den folgenden Monaten gewannen die Bolschewiki jedoch durch geduldige Arbeit die Mehrheit in den lokalen Sowjets. Mit Lenins Rückkehr aus dem Exil im April vertraten sie ein revolutionäres Programm: Alle Macht den Sowjets! Keine Unterstützung für die provisorische Regierung! Nur so können die Hauptforderungen der Massen erfüllt werden: Brot (für die Arbeiter), Land (für die Bauern), Friede (für die Soldaten).

Auf Druck von unten war die reformistische Sowjetführung gezwungen, endlich einen neuen Allrussischen Sowjetkongress am 7. November einzuberufen. Am 6. November versuchte die bürgerliche Regierung noch verzweifelt, den Aufstand mit Militärgewalt und Verhaftungen zu verhindern. Doch die organisierten Massen schafften bereits Tatsachen: Die eigentliche Machtübernahme findet in der Nacht auf den 7. November statt.

Sie trägt nicht den Charakter einer großen, theatralischen Schlacht: Telegraphenämter, Ministerien und Bahnhöfe werden von Einheiten der Roten Garden und revolutionären Soldaten besetzt. Schon vor der Oktoberrevolution finden in 439 der 481 Landkreise der zentralen Gebiete Bauernaufstände und eigenmächtige Enteignungen der Gutsbesitzer statt. An anderen Orten gibt es größere Auseinandersetzungen, je nachdem, wie gut die Massen auf die Machtübernahme vorbereitet waren.

Am 7. November abends bestätigt der Sowjetkongress offiziell mit nur zwei Gegenstimmen die Machtübernahme. Die Übernahme der Macht durch die Räte ist der historische Beweis dafür, dass die Ideen des Marxismus nicht utopisch sind. Hier ergriffen nicht die Bolschewiki mit Gewalt die Macht, sondern die russischen Massen selbst, beinah ohne jedes Blutvergießen, und schafften für einige Zeit den demokratischsten Staat, der jemals bestanden hat.


 Leseliste zur Russischen Revolution

Zum hundertsten Jubiläum der russischen Revolution 1917 widmeten wir den Ereignissen des Jahres eine Artikelserie. Darin beschreiben wir, was im Verlauf des Revolutionsjahres passierte, die Hintergründe, sowie die zentralen theoretischen Debatten und Lehren für heute.

Die Artikelreihe bietet eine sehr gute Übersicht und Basis für das Verständnis der wohl wichtigsten Revolution in der Geschichte.

Der amerikanische Journalist und Sozialist John Reed besuchte 1917 Russland, um von der Revolution zu berichten. Seine Erfahrungen und Beobachtungen fasste er später in diesem Buch zusammen, das einen der lebendigsten Eindrücke in die Geschehnisse, aber auch der russischen Gesellschaft zum Zeitpunkt der Revolution schafft.

In diesem zentralen Text beschreibt der Revolutionär Leo Trotzki den tatsächlichen historischen, sozialen Charakter der Russischen Revolution, die gewaltigen sozialen Klassenkräfte, die darin wirkten, und die Rolle der revolutionären Partei: Er verteidigt die Revolution sowohl gegen den aufkeimenden Stalinismus und dessen theoretische Entstellung, als auch gegen die bürgerliche Propaganda. Dieser Text wurde im Hinblick auf die Deutsche Revolution und ihr Scheitern verfasst, um die wichtigen Lehren der Revolution zu verallgemeinern.

leo trotzki von der oktoberrevolution bis zum brester friedensvertrag

Eine kompakte Einführung in die Geschichte der Russischen Revolution und die Herausforderungen, vor die die junge Sowjet-Regierung angesichts des tobenden Weltkriegs gestellt war. In dem Buch schildert Leo Trotzki die Ereignisse der Oktoberrevolution und die Monate danach. Vor allem die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk sind sehr lehrreich, in denen Trotzki versucht den ArbeiterInnen Österreich-Ungarns und Deutschland die Bedeutung und Rolle der Revolution näher zu bringen.

Dieses Meisterwerk und umfassendste Klassiker zu dem Thema beschreibt das welthistorische Ereignis der Oktoberrevolution in all seiner Tiefe aus marxistischer Sicht.

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Das vorliegende Vorwort von Alan Woods, geschrieben zum 100. Jubiläum der Revolution 2017, bietet einen Überblick über die Entstellungen der Oktoberrevolution von Bürgerlichen, Reformisten und Stalinisten. Es gibt gleichzeitig einen guten Überblick über die Russische Revolution, ihre Degeneration bishin zum Zusammenbruch der Sowjetunion.

Wenn man heute den Kommunismus verteidigt, ist eines der ersten Gegenargumente, das man hört: „Das führt doch nur zur Diktatur, wie in der Sowjetunion! Und die ist auch noch gescheitert, was beweist, dass es nicht funktioniert!“ Aber wie konnte es tatsächlich passieren, dass eine massenhafte, demokratische Revolution zu einem diktatorischen Regime wurde? Leo Trotzki beschreibt, was in der Sowjetunion nach der Revolution passierte und liefert somit auch die Erklärung, warum der Kommunismus nicht „automatisch“ scheitert.

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Die Lehren des Aufbaus einer revolutionären Partei: In diesem Buch wird die Entwicklung des Bolschewismus, der marxistischen, revolutionären Partei in Russland nachgezeichnet - von den Anfängen des Marxismus in Russland in der ideologischen Auseinandersetzung gegen die „Volkstümler“ und die Ökonomisten, über den Kampf zwischen den reformistischen Menschewiki, bis hin zur schließlichen Machtergreifung des Proletariats.

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Ted Grant zeichnet die Entwicklung Sowjetrusslands von der Revolution 1917 über den Aufstieg des Stalinismus und die politische Konterrevolution, den Aufstieg der Sowjetunion als Supermacht nach dem Zweiten Weltkrieg, bis zur Krise des Stalinismus und dem schlussendlichen Zusammenbruch der Sowjetunion nach.

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Dieses Referat, gehalten am "Brot & Rosen"-Seminar 2021, umfasst die Entwicklung der stürmischen, revolutionären Periode von der Russischen Revolution 1917 bis zur stalinistischen Konterrevolution, die auch das vorzeitige Ende der Errungenschaften der Frauenbefreiung und der massenhaften Selbstaktivität der Frauen bedeutete.

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