Am 27. und 28. November diskutierten über 160 Funke-Leser und -UnterstützerInnen auf unserer Konferenz über die Perspektiven des Klassenkampfes und was die Aufgaben der MarxistInnen in der derzeitigen Periode sind. Tamara Belyus berichtet.

Die Covidkrise gemeinsam mit dem Einbruch der Wirtschaft traf die Gesellschaft mit einer Vielzahl von harten Schlägen. Die Arbeiterklasse, aber vor allem die Jugend, erkennt immer klarer: Wenn es keine radikalen Veränderungen gibt, wird nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die der ganzen Welt, vor ihren eigenen Augen zerstört. Mit ihrem Drang nach revolutionären Ideen stoßen sie aber auf ein Vakuum. Die Linke hinkte schon vor der Pandemie den gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher und zeigt sich nun komplett paralysiert. Der Funke, als Teil der International Marxist Tendency (IMT), reiht sich nicht in dieses Phänomen ein. Durch unser offenes Auftreten als revolutionäre Marxisten und geduldige Arbeit konnte die IMT in den vergangen zwei Jahren über 50% wachsen.

Leider nahm uns die Regierung mit ihrer unfähigen Corona-Politik die Möglichkeit, uns zur Konferenz in Österreich real zu treffen und damit den TeilnehmerInnen, darunter ein gutes Dutzend internationale Gäste, ihren Enthusiasmus in Person zu teilen. Dennoch konnten wir schnell auf den angekündigten Lockdown reagieren und hielten eine nicht weniger enthusiastische Onlinekonferenz ab.

Herrschende in der Krise ...

Trotz oder gerade wegen der tiefschürfenden Ereignisse und der Zuspitzung der Lebensbedingungen, die wirklich für jeden Einzelnen spürbar sind, verschafft uns eben diese revolutionäre Perspektive einen positiven Blick für die Zukunft. Über beide Tage hinweg gab es eine spürbare Bereitschaft in die Offensive zu gehen, die Debatten gestalteten sich lebhaft und waren von Tatendrang durchzogen.

Zuallererst diskutieren wir über unsere Perspektiven auf die Weltlage, wobei die alles durchdringende Krise des Kapitalismus und der Herrschenden im Vordergrund stand. Diese ist auf allen Kontinenten unübersehbar, gerade anhand des Umgangs mit der Pandemie bis in die Sphären der Wissenschaft. Dies äußert sich in Form von Aufständen und Protesten rund um den Globus, die aber stark von den Führungen der Arbeiterbewegungen, ob Parteien oder Gewerkschaften, blockiert werden. Sie tragen die Krise der Herrschenden mit und bieten keine klassenkämpferische Alternative.

Die Polarisierung in der Gesellschaft nimmt immer mehr zu und drückt sich mitunter auch in Schwüngen nach rechts aus. Das ist ein allgemeines Zeichen der Krise, und nicht etwa ein genereller „Rechtsruck“ in der Gesellschaft, wie manche Linke es oft verabsolutieren. Der Kapitalismus und seine politischen Vertreter stützen sich nur zu gerne auf die Spaltungen in der Arbeiterklasse, sei es durch Rassismus oder anhand der Impffrage, denn sie haben nur ein Interesse: sich selbst, und damit auch den Kapitalismus, an der Macht zu halten.

Wie wenig Kontrolle sie dabei haben ist an der Unfähigkeit der österreichischen Regierung klar ersichtlich, die dieses Jahr von einem Skandal in den nächsten wankt. Die Führung der Sozialdemokratie tut dabei nichts, außer ihre Tatenlosigkeit mit einem Verweis auf die notwendige Stabilität in der Regierung zu rechtfertigen, eine Stabilität, die niemand spürt und die schlichtweg nicht vorhanden ist.

MarxistInnen in die Offensive!

Während im ersten Covid Jahr ein Großteil des politischen Lebens in der virtuellen Welt stattfinden musste, war die zweite Jahreshälfte 2021 von vielen spontanen Protesten der Jugend aber auch der Arbeiterklasse (der PflegerInnen, KindergartenpädagogInnen, Betriebsversammlungen der Metaller) geprägt. In diesem Herbst konnten wir zum ersten Mal seit 1,5 Jahren wieder erfolgreiche live-Veranstaltungsreihen, wie MIAU (Marxistische Initiative an Unis) veranstalten.

Ein Rückblick auf unsere Arbeit zeigt klar, wie wichtig jeder einzelne Genosse, jede Genossin für den Aufbau einer revolutionären Strömung ist. Wir sind gezwungen auf unberechenbare Ereignisse zu reagieren und müssen unsere Arbeit mit viel Kreativität gestalten. Die Erfolge des letztens Jahres stimmen uns motiviert und enthusiastisch.

Die Rolle jedes Einzelnen wurde auch bei unserer Spendensammlung deutlich. Wir haben unser Ziel von 30.000 € an einem Abend um fast 500 € übertroffen und werden diese Einnahmen in den Aufbau einer starken marxistischen Strömung stecken. Unter anderem planen wir den Aufbau eines deutschsprachigen marxistischen Verlags.

Um in turbulenten Zeiten einen klaren Kompass zu haben, ist marxistische Theorie von großer Bedeutung. Daher hat die IMT eine Theorie-Offensive gestartet und auch in Österreich wollen wir das nächste Jahr zum „Jahr der Philosophie“ machen. Dazu soll auch unser neues Theoriemagazin dienen, das uns ermöglicht eine internationale Debatte über den Kampf der Ideen zu führen und uns in den Grundlagen des Marxismus zu stärken. Dabei sagen wir der Postmoderne einen klaren Kampf an: Wir sind nicht nur isolierte Individuen, die sich zu Opfer nicht erklärbarer und schon gar nicht veränderbarer Phänomene machen.

Wir sind Teil einer Gesellschaft und Teil einer starken Arbeiterklasse, die nur darauf wartet, auf die Bühne der Geschichte zu treten – auch in Österreich. Wir haben ein Ziel, dass uns alle vereint: der Sturz des Kapitalismus und ein Kampf für eine befreite Gesellschaft, der Kampf für den Sozialismus zu unseren Lebzeiten!

(Funke Nr. 199/10.12.2021)


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