Tausende Menschen strömten in Österreich am gestrigen Frauenkampftag auf die Straße. In allen größeren Städten waren mehr Menschen als in den letzten Jahren auf der Straße, mit mehreren Tausend TeilnehmerInnen in Wien, etwa 1000 in Graz und Linz, über 100 in Feldkirch und Innsbruck.

In den letzten Wochen gab es an vielen Orten kleine bis mittelgroße linke Proteste, doch der 8. März war bisher die größte Mobilisierung in diesem Jahr. Das zeigt einerseits, dass Frauenunterdrückung, Sexismus, Diskriminierung von LGBT-Personen und Gewalt an Frauen vielen Menschen ein großes Anliegen ist. Auf Schildern, Transparenten und mit anderen Symbolen waren auch die Eindrücke der internationalen Bewegungen, wie jene gegen das Abtreibungsverbot in Polen oder „Ni una menos“ – die Bewegung gegen Gewalt an Frauen in Lateinamerika – präsent. In vielen Reden wurden die dramatischen Effekte der Krise thematisiert, die Frauen und MigrantInnen besonders hart treffen.

Andererseits zeugen die Mobilisierungen von der generellen Politisierung in der Gesellschaft, insbesondere bei jungen Menschen, die ihren Zorn auf die Straße tragen wollen, das herrschende System immer mehr hinterfragen und offen für antikapitalistische und kommunistische Ideen sind.

In dieser Hinsicht waren die Demonstrationen am 8. März ein Beweis für das große Potenzial, das auch in der österreichischen Gesellschaft für eine große Bewegung der Arbeiterklasse und Jugend schlummert. Bei einer oberflächlichen Betrachtung könnte man glauben, dass die großen, von Rechten angeführten Anti-Corona-Maßnahmen Demos in letzter Zeit bedeuten, dass es derzeit einen Rechtsruck in der Gesellschaft gibt. Tatsächlich ist es aber eine generelle Polarisierung in alle Richtungen, die stattfindet, weil die Leute die permanenten Zumutungen satthaben.

Die Bedingungen für eine massenhafte Bewegung rund um den 8. März sind auch in Österreich reif – doch was wir brauchen, ist eine Perspektive und klassenkämpferische Methoden, um eine solche Bewegung voranzutreiben und zu organisieren.

Das große Hindernis für eine massenhafte Bewegung der Arbeiterklasse ist die Tatsache, dass es keinen Bezugspunkt für klassenkämpferische Politik gibt. Die Führungen der Arbeiterbewegung mit der SPÖ und den Gewerkschaften üben sich in „konstruktiver“ Regierungskritik, ohne die brennenden Probleme der Massen in einen Kampf gegen die Verschlechterungen der Krise zu organisieren. Sie spielten auch am Frauenkampftag keine organisierende und vorwärtstreibende Rolle.

Und so wurde am 8. März das volle Potenzial dieses Kampftages bei weitem nicht ausgeschöpft. In Abwesenheit einer klassenkämpferischen Perspektive in der Führung der Arbeiterbewegung wurde das gesellschaftliche Vakuum am 8. März von verschiedenen Initiativen gefüllt und nach deren jeweiligen Vorstellungen und Kräften konzipiert. In Linz und Feldkirch gab es beispielsweise offene Bündnisse für alle politischen Kräfte, die zum Frauentag mobilisierten, wobei verschiedene politische Ideen offen präsentiert werden konnten, sodass sich die TeilnehmerInnen selbst überzeugen konnten, welchen Inhalten sie zustimmen.

In Wien gab es wie schon in den letzten Jahren zwei getrennte Demonstrationen, die beide auf verschiedene Arten in die spalterische Sackgasse der Identitätspolitik führten. Die große „take back the streets“-Demonstration war breiter und offener (für Männer, Frauen und alle Menschen) aufgestellt. Doch wurde die identitätspolitische Repräsentation so interpretiert, dass Organisationen mit maximal zwei Fahnen auftreten und keine politischen Materialien verteilen sollten, die politische Ausrichtung der Demonstration daher alleine auf die von den OrganisatorInnen vorgesehenen Reden beschränkt sein sollte. Die kleinere Demonstration des „Frauenstreik“-Bündnisses war nur für Frauen zugänglich, Männer wurden durch das Megaphon aufgefordert, die Demo zu verlassen. Die eigentlich radikalere, klassenkämpferischere Gesamtausrichtung scheiterte so an ihrer sektiererischen Konzeption, insgesamt nahmen etwa 200 Frauen daran teil.

Diese politische Schwäche muss überwunden werden, um den 8. März würdig zu begehen: nicht als symbolische Aktion, sondern als Kampftag aller Unterdrückten in der Gesellschaft. Mit dieser Perspektive nahm der Funke an den Frauentagsdemonstrationen im ganzen Land teil.

Wir waren mit revolutionären Blocks an den Demonstrationen in Wien, Linz, Graz, Innsbruck und Feldkirch vor Ort, wo wir mit kämpferischen, antikapitalistischen Reden, Transparenten und marxistischer Literatur auftraten.

Wir argumentierten dafür, dass nur die soziale Revolution die materiellen und kulturellen Grundlagen für die Befreiung der Frau und der Niederringung aller Unterdrückung bringen wird. Dieser Kampf soll daher gemeinsam von allen Schichten der Arbeiterklasse, egal welchen Geschlechts, sexueller Orientierung, Herkunft oder Hautfarbe geführt werden.

Mit einer bundesweiten Mobilisierung, einer systematischen Kampagne in Betrieben, an Schulen und auf der Straße wäre ein Großaufgebot von 100.000 Menschen in Wien, mit unterstützenden Streiks und Demonstrationen in Betrieben und anderen Städten, leicht realisierbar. Das wäre eine Kampfansage, die die krisengebeutelte türkis-grüne Regierung der Reichen stürzen, die Macht der Konzerne herausfordern und den Kapitalismus in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Eine solche klassenkämpferische Perspektive war in der Geschichte der Anfang des Frauenkampftages. Und die KommunistInnen, die in Russland diese Perspektive konsequent beibehielten, führten so die Russische Revolution 1917 zum Sieg. Das ist es, wofür die MarxistInnen kämpfen.

 


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