Gewalt an Frauen bis hin zu Frauenmorden grassieren ungehindert in der Gesellschaft, und zwar weltweit. Der Kapitalismus hat keine Lösung. Frauen müssen selbst ihr Leben in die Hand nehmen – als Teil des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse, argumentiert Yola Kipcak.

In Mexiko stiegen die Mordfälle zwischen 2015-2021 um 135% auf 1004 gemeldete Fälle an – die Dunkelziffer an Verbrechen gegen Frauen wird überall hoch geschätzt. In Österreich wurden 2021 22.039 Opfer familiärer Gewalt betreut, 81% davon waren Mädchen und Frauen. Im Iran, wo wir derzeit eine Massenbewegung gegen das Regime erleben, werden jährlich 16.000 Frauen von der Sittenpolizei nach „Kopftuchkontrollen“ rechtlich verfolgt. Es ist offensichtlich, dass der Kapitalismus unfähig ist, das Problem der Gewalt an Frauen zu lösen.

Die Antworten der Bürgerlichen und der ReformistInnen, die die Wurzel des Problems – das Unterdrückungssystem des Kapitalismus – nicht antasten wollen, bieten keine Lösung. Wie soll man sich gegen sexistische Chefs und Vorgesetzte am Arbeitsplatz wehren, wenn man so seinen Job riskiert? Aus Gewaltbeziehungen ausbrechen, wenn man in wirtschaftlicher Abhängigkeit zum Partner steht oder sich als Alleinerziehende das Leben nicht leisten kann? Indes erweisen sich die Polizei und der bürgerliche Staat als völlig unfähig und oftmals als komplizenhaft in der Verfolgung von Sexualstraftaten.

Der Kapitalismus baut auf der Unterdrückung der Frau. Er zementiert die Rolle der Mutter und Hausfrau, indem die notwendige Pflege- und Betreuungsarbeit in das private Heim gedrängt wird. Gleichzeitig sind typische Frauenberufe schlecht bezahlt.

Wir müssen uns selbst befreien – und können das auch. Die iranischen Mädchen und Frauen zeigen es derzeit vor. Eine Protestbewegung von Schülerinnen hat das Land erfasst. Videos zeigen, wie sie ihre Kopftücher abnehmen und der Bereitschaftspolizei und den paramilitärischen Basidsch-Vertretern die Stirn bieten. Auch aus dem angrenzenden Afghanistan gibt es Berichte, wie junge Frauen sich auf die Straße wagen, um gegen die Unterdrückung durch die Taliban aufzustehen. Dieser Mut inspiriert die Arbeiterklasse, die in ihnen die Vorkämpferinnen gegen alle Unterdrückung in der Gesellschaft erkennt. So schreibt die radikale Haft Tappeh Sugarcane Company Gewerkschaft in einer Resolution:

„Die Mädchen dieses Landes haben sich entschieden, eine gewaltige Veränderung zu bewirken, eine Veränderung, die die Befreiung der Frauen in anderen Gebieten mit sich bringen wird. Dieser großartige und lobenswerte Aufstand sollte mit einem Streik der Arbeiter im ganzen Land verknüpft werden. (...) Mädchen der Sonne und der Revolution! Am Tag des Sieges wird die ganze Welt ihren Hut vor euch ziehen – ihr habt allen eine Lektion im Aufstand und Widerstand erteilt.“

Der Kampf gegen Gewalt an Frauen muss eine zentrale Aufgabe der Arbeiterbewegung sein. Die Arbeiterklasse schafft allen Reichtum in der Gesellschaft und sie hat die Macht, die Herrschenden tatsächlich zu besiegen. Ein öffentliches Sozial-, Gesundheits-, und Erziehungssystem, ein Lohn, von dem man leben kann – das sind die Grundlagen, auf denen wir unser Leben selbst in die Hand nehmen können. Doch das heißt nicht, dass wir einfach abwarten, bis der Sozialismus uns befreit. Im gemeinsamen Kampf erlangen wir mehr Selbstbewusstsein über unsere tatsächliche Stärke und Macht, als wir es isoliert jemals erlangen werden. Der gemeinsame Kampf der Arbeiterinnen als Teil der Arbeiterklasse ist selbst schon ein Schritt in Richtung Befreiung. Oder, wie es eine „Resolution der revolutionären Jugend Marivans“, einer Stadt im Iran, unlängst ausdrückte:

„Die Frauen der Avantgarde sind Vorreiter für die Proteste in der restlichen Gesellschaft. Frauen haben nach Jahren von unterdrückerischer und tyrannischer Herrschaft eine Möglichkeit gefunden, für ihre Rechte aufzustehen. (...) Sie haben nichts mit den Frauen gemein, die es vor dem Aufstand gab und werden das auch nie mehr haben.“

(Funke Nr. 208/25.10.2022)


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