Wir berichteten bereits über den Arbeitskampf bei Sozial Global gegen Änderungskündigungen, sprich dem Versuch von der großteils weibliche Belegschaft Lohnkürzungen zu erpressen. Nach heftigen Protesten musste das Management einen Schritt zurück machen und Verhandlungen beginnen.
Gewerkschaft und Betriebsrat haben dieses Angebot angenommen. Gestern fand vor dem Rathaus die öffentliche Betriebsversammlung statt, wo das Verhandlungsergebnis präsentiert wurde. Die angedrohten Kürzungen konnten im Zuge des Kampfes zwar massiv reduziert werden, doch beim vorliegenden Ergebnis müssen die ArbeiterInnen auf die Treueprämie und ein Fünftel des Zuschlags bei Wochenendarbeit verzichten. Für die schlechtbezahlten ArbeiterInnen in diesem Bereich ist jeder Euro weniger ein harter Verlust.
Die Gewerkschaft VIDA hat dieses Ergebnis gestern lautstark gefeiert. Wir sollten uns aber die Frage stellen, wie Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft diesen Angriff vollständig abwehren hätten können. Gerade angesichts des Internationalen Frauentags, wo die SPÖ-Frauen, in deren direktem Einfluss Sozial Global steht, hatten offensichtlich Angst vor einem Imageverlust durch diesen Konflikt. Die Doppelmoral einer SPÖ, die in diesen Tagen feministisch gibt und viel von Frauenrechten spricht, und gleichzeitig dort wo sie politische Verantwortung hat, Sparpakete schnürt, den Gratis-Kindergarten abschaffen will (wie in der Steiermark) und Frauenlöhne kürzt, tritt hier offen zu Tage. An den ökonomischen Sachzwängen, die die SPÖ kritiklos akzeptiert, stoßt dieser Feminismus der Sozialdemokratie auf seine Grenzen.
Was wir heute mehr denn je brauchen ist eine proletarische Frauenbewegung, die die sozialen und ökonomischen Interessen der arbeitenden Frauen in den Mittelpunkt rückt. Die große Frauenrechtsdemo am 19. März ist ein gute Gelegenheit dafür. Alle FeministInnen, die wirklich für die Interessen der Frauen kämpfen wollen, müssen in den Kämpfen gegen Sparpakete und Lohnkürzungen eine aktive Rolle einnehmen und sollten sich nicht mit Pseudo-Maßnahmen wie einer 25-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten abspeisen lassen.
Hoch der Internationale Frauentag!