Im Zuge der Arbeitskämpfe in den oö. Spitälern in den Jahren 2012/3 entstand eine wertvolle Kultur des Voneinander-Lernens und der Zusammenarbeit zwischen den Belegschaften und Betriebsratskörperschaften der verschiedenen Krankenhäuser. Wir sprachen darüber mit dem AKh-Betriebsrat Helmut Freudenthaler.
Kannst du ein paar Worte zur Entstehung der Kampagne „Unsere Arbeit ist mehr wert“ und zur „Operation Menschlichkeit“ sagen?
„Unsere Arbeit ist mehr wert“ hat sich entwickelt, weil 2011 der Landtag eine Mindervalorisierung der Landes- und Gemeindebediensteten beschlossen hat. Dagegen sind dann wir, die Gemeindebediensteten, aufgetreten. Das ging bis zu Streikvorbereitungen. Im AKH waren wir bei der Organisation vorne dabei. Letztendlich wäre der Streik dann für Anfang Februar 2012 geplant gewesen, aber dann gab es ein Angebot vom Landeshauptmann mit einer telefonischen Rundfrage durch unseren Landesvorsitzenden Norbert Haudum, der sich sehr für eine Aussetzung des Streiks einsetzte und der Streik wurde tatsächlich ausgesetzt. Das hat vor allem bei denen, die sich stark für den Streik eingesetzt und viel riskiert hatten, großen Frust ausgelöst, trotz der Tatsache, dass im darauffolgenden Jahr das eine Prozent gezahlt worden ist und wir somit eigentlich trotzdem erfolgreich waren.
Die FSG-GÖD hat sich bei der GdG mit einem Brief für den Einsatz bedankt. Aus der Unzufriedenheit der FSG-BetriebsrätInnen der GESPAG heraus ist die Initiative zur Vernetzung aller BetriebsrätInnen der oö. Spitäler entstanden. Uns war klar, dass wir etwas tun müssen. 2012 gab es einerseits das Minus von 1%, andererseits wurde von der Ärztekammer ein Paket ausgehandelt, das 12 Millionen für die Spitalsärzte bringen sollte. Das hat zu noch mehr Unmut unter den restlichen Berufsgruppen geführt – also auf der einen Seite -1% und auf der anderen im Durchschnitt +7%. Daraufhin haben wir Betriebsräte in der Arbeiterkammer eine Konferenz einberufen und dort wurde klar gesagt, dass es so nicht bleiben kann. Wir sind am Limit, und es kann nicht sein, dass man sich weiterhin Gesundheit gegen Geld abkaufen lässt. Wir haben dann direkt bei dieser Veranstaltung mit den Gewerkschaftsspitzen von der GdG, der Gpa-djp und der Vida darüber geredet. Auch der ÖGB ist dahinter gestanden. Wir wollten dann eigentlich, dass das Ganze ein Projekt des ÖGB wird. Die Gewerkschaftsspitzen (Haudum, Stangl, Zolles) haben im Hintergrund mit dem ÖGB vereinbart, dass die Gewerkschaften GdG, Gpa-djp und Vida das Projekt betreiben. Wir waren als BetriebsrätInnen froh, dass wir überhaupt Unterstützung bekommen haben, haben aber auch von vornherein gesagt, dass wir auch die GöD eigentlich brauchen würden und für sie auch immer offen sein werden. Dieses Angebot wurde aber bisher, trotz mehrerer Versuche, es intern anzusprechen, nicht angenommen.
Kannst du kurz die wesentlichen Ziele und Inhalte der Kampagne beschreiben?
Bei der ursprünglichen Kampagne „Unsere Arbeit ist mehr wert“ war das Ziel erst einmal Daten und Fakten zu erheben. Zu erheben, was die Beschäftigten bewegt, das zu koordinieren und zum Ausdruck zu bringen.
Die Fortführung davon ist jetzt „Operation Menschlichkeit“, am 25. September war dazu die Kick-off Veranstaltung. Dort wurde noch einmal klar die Entstehungsgeschichte aufgezeigt und die Frage gestellt, was wir jetzt konkret wollen. Der Name „Operation Menschlichkeit“ zeigt schon unser Hauptanliegen, nämlich, dass es mehr Zeit für Menschlichkeit braucht. Die Beschäftigten arbeiten im Gesundheitsbereich, weil sie für ihre Mitmenschen etwas Gutes tun wollen. Aber genau diese sinnstiftende Komponente kommt zu kurz. Die Beschäftigten gehen krank in die Arbeit, es besteht Personalmangel, weil es keinen Personalschlüssel gibt, sie arbeiten nicht entsprechend ihrem Beschäftigungsausmaß, sondern viel mehr. Das gilt sowohl für Vollzeitbeschäftigte wie auch für Teilzeitkräfte. Auch die Spitalsreform ist ein großes Thema, die Beschäftigten haben gemerkt, dass sie so noch weniger Zeit für die PatientInnen haben. Es gibt also eine Bandbreite von Themen aus denen sich dann auch unsere konkreten Forderungen ergeben:
• Verpflichtender Personalschlüssel
• Einheitliche Regelungen in allen oö. Krankenhäusern (Anpassung der Einstufung, faire Gehaltverhandlungen, Anrechnug aller Vordienstzeiten, 6 Urlaubswochen ab dem 43. Lebensjahr, 38,5-Stunden Woche)
• Evaluierung der Arbeitsplätze
Welche Aktionen hat es bisher dazu gegeben?
Wir haben die Forderungen zuerst beim Kick-off präsentiert. Danach gab es die WC-Aktion, mit dem Slogan: „Unsere Forderungen sind nicht zum Runterspülen“. Und jetzt läuft die Sandwitchaktion, bei der wir mit Umhängeschildern im Krankenhaus präsent sind und unsere Forderungen aufzeigen. Die nächste Aktion ist dann für Mitte/Ende November geplant, bei der wir auch die Bevölkerung miteinbeziehen wollen. Wir haben vor, uns an die Hauptzubringer-Routen nach Linz zu stellen um die AutofahrerInnen für das Thema zu sensibilisieren und an den einzelnen Spitälern in Oberösterreich vor Ort mit Teams zu stehen. Dann wollen wir das Forderungspaket der Landesregierung übergeben.
Wie bilanzierst du die gewerkschaftliche Entwicklung im Gesundheitsbereich in den letzten Jahren, vor allem in Hinblick auf Zusammenarbeit, voneinander lernen, Koordination,…? Auch im Rahmen der Kampagne.
Die „minus 1%“-Kampagne der GdG, auch wenn es frustrierend war für die Leute, die viel darin investiert haben, als der Streik ausgesetzt wurde, war eigentlich der Grundstein für die Arbeit der Vida an den Ordensspitälern. Sie konnten auf dieses Wissen und die Erfahrung zurückgreifen und alles demokratischer organisieren. Sie hatten also eine demokratisch legitimierte Streikleitung, einen Streikbeschluss und konnten bzw. mussten dort den Arbeitskampf so weit führen, dass auch gestreikt wurde. Und das in den Ordensspitälern, das hätte sich der Landeshauptmann nie gedacht! Das war der Moment, wo erkannt wurde – und auch die Vida erkannt hat – man kann hier auf das Know-how einer anderen Gewerkschaft zugreifen. Zusammenarbeit ist essenziell geworden und uns ist klar, dass es alleine nicht so gut gehen würde.