Gesundheitsbereich. In den Salzburger Spitälern braut sich was zusammen. Die Pflegekräfte fordern Anerkennung für ihre Berufsgruppe und anständige Entlohnung. Agnes Friesenbichler berichtet über die neue Initiative „CaREvolution“.
Im Gesundheitsbereich flammen schon seit einiger Zeit immer wieder Proteste auf. Nach den Forderungen der „Operation Menschlichkeit“ in Oberösterreich und den Ärzteprotesten in Wien gegen die neue Arbeitszeitregelung sorgt seit einigen Wochen die Initiative „CaREvolution“ in Salzburg für Aufsehen. Damit wollen Betriebsräte der Salzburger Landeskliniken (SALK) auf ihre Forderungen im Gehaltskonflikt mit dem Land hinweisen.
Es ist mehr als skandalös was man den Pflegekräften in diesem Bundesland zumutet. Obwohl Salzburg die höchsten Lebenserhaltungskosten bundesweit hat, verdienen KrankenpflegerInnen hier so wenig, wie in keinem anderen Bundesland. Jetzt fordern die Pflegebedienstete in Salzburg 30% mehr Lohn. Diese vorgebrachten Forderungen ist keineswegs übertrieben und orientiert sich an der 30%-Gehaltserhöhung, die den ÄrztInnen in Salzburg im Zuge der neuen EU-Arbeitszeitenregelung schon zugestanden wurde.
Es geht bei der Kampagne vor allem auch darum die Pflege als wichtigen Bestandteil der Krankenhäuser sichtbar zu machen. Kein Krankenhaus kann ohne Pflegepersonal funktionieren und dieses soll nicht mehr länger nur als Dienerschaft der Ärzte gesehen werden. Das Berufsbild hat sich in den letzten Jahren enorm verändert und 2016 wird die Pflege komplett akademisiert sein. Die weiterhin extrem niedrigen Löhne sind deswegen nichts anderes, als Kostendrückerei auf dem Rücken der Beschäftigten. Der Aktion „CaREvolution“ geht es nun darum, dass sich diese Veränderung in der Wertschätzung und in den Gehältern des Krankenpflegepersonals widerspiegelt.
In den Medien herrscht ein starkes Ungleichgewicht. In den letzten Monaten wurde sehr viel über die Arbeitszeit der ÄrztInnen berichtet. Dabei geht es jedoch um das Krankenanstaltsarbeitsgesetz, das nicht nur diese betrifft, sondern eigentlich alle Berufsgruppen eines Spitals umfasst. Wichtig ist aber, dass es in keinster Weise darum gehen darf die ÄrztInnen gegen das Pflegepersonal auszuspielen. Umso erfreulicher ist es, dass sich in Salzburg die meisten ÄrztInnen mit den Forderungen des Pflegepersonals solidarisieren. Selbst unter den Primarärzten finden sich Unterstützer dieser Aktion.
Gerade wenn es um Solidarität geht will man sich bei der „CaREvolution“ auch nicht auf die eigenen Landesgrenzen beschränken. Eine Vernetzung in andere Bundesländer wird derzeit aktiv angestrebt, in Oberösterreich hat sich bereits ein Ableger der Initiative gegründet. Auch aus Tirol und aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) gibt es Solidarisierung mit der Aktion. Gemeinsame Aktionen sind denkbar, zum Beispiel dass man in den verschiedenen Bundesländern gleichzeitig Betriebsversammlungen abhält.
Diese Vernetzung ist mehr als unterstützenswert. Auch der Schritt, das nichtmedizinische Personal in diesen Kampf miteinzubeziehen ist ein starkes Zeichen. Doch das Wichtigste ist und bleibt der entschlossene Kampf. Das stärkste Druckmittel das die Belegschaft in Händen hält ist die Beendigung der Betriebsvereinbarung. Falls dies geschieht dürfte das nichtärztliche Personal nur mehr 13 Stunden am Stück arbeiten. Das würde vor allem für die OPs schlagend werden, die stark reduziert werden müssten. Dieses Ass im Ärmel dürfen sich die Salzburger KollegInnen auf keinen Fall nehmen lassen.
- Lassen wir uns unseren Gesundheitsbereich nicht kaputt sparen!
- Für ein faires Gehalt und eine Wertschätzung der geleisteten harten Arbeit!
Kampfgeist ist gefragt!
Aus einem Artikel der Kronenzeitung OÖ vom 24. März geht hervor, dass die am selben Tag startenden Verhandlungen zwischen LH Pühringer und den Gewerkschaftsvertretern um ein höheres Grundgehalt nicht mehr als ein erstes „Abtasten“ bringen werden. Auf den Homepages von bspw. GdG und Vida findet sich bis dato (27. März) keine Informationen über den Stand der Verhandlungen. Das gewerkschaftliche Verhandlungsteam will auch vorerst keine konkrete Zahl nennen, sondern auf ein Angebot seitens des Landeshauptmanns warten. Da bleibt nur zu sagen: „Zu Tode gefürchtet, ist auch gestorben“! Mit dieser abwartenden Tatktik droht der mögliche Arbeitskampf gleich in die Defensive zu geraten, nicht zuletzt durch die mangelnde Informierung der Belegschaften. Stattdessen sollten die 20% mehr Lohn unmissverständlich gefordert und eine breit angelegte Öffentlichkeistkampagne gestartet werden! Nur wenn die Bevölkerung sieht, dass wir wirklich zutiefst davon überzeugt sind, dass wir nicht weniger verdienen dürfen, als die niederösterreichischen KollegInnen, wird sie uns auch unterstützen. Die 20% Lohn-Unterscheid werden zwar immer wieder betont, aber nur als moralischer Appell an das Gewissen der Landesregierung. Presseeinschaltungen wie jene von der AK OÖ vom 25. März sind dafür ein gutes Beispiel. Oberösterreichs ÄrztInnen werden ja nun auch durch ihr neues Gehaltsschema zwischen 15 und 20% mehr an Grundgehalt im Börserl haben. Leider wurde vom Verhandlungsteam sogar berichtet, dass sich die Mehrheit nur eine Forderung nach einer Erhöhung um 6% (Österreich-Durchschnitt) vorstellen kann. Da muss noch viel an Überzeugungsarbeit im Verhandlungsteam geschehen! Über Betriebsrats- und Vertrauenspersonensitzungen und nicht zuletzt Betriebsversammlungen sollten die jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter des Verhandlungsteams sich ihr Mandat für die 20% geben lassen. Nehmen wir uns ein Beispiel am Mut der KollegInnen in Salzburg!
Martin Wieland, Verrauensperson im AKH Linz