Metall. Nach Jahren des Frontalkurses gegen die Gewerkschaft FIOM sind die ArbeitgeberInnen heuer wieder verhandlungsbereit. Die Kompromissbereitschaft der eigenen Führung stößt aber vielen sauer auf.

Für die Unternehmerverbände war die linke Metallergewerkschaft FIOM mit ihrer kämpferischen Politik lange Jahre ein rotes Tuch. Ausgehend vom FIAT-Konzern versuchte das Kapital die FIOM in die Knie zu zwingen und aus den Betrieben zu verbannen. Teil dieser Strategie war, dass die Unternehmer mit den roten Metallern keinen neuen Kollektivvertrag mehr für die Metallindustrie abschlossen. Der letzte Vertrag zwischen Industrie und FIOM wurde 2011 abgeschlossen.
In diesem Herbst die Arbeitgeberseite jedoch nicht nur an die unternehmer- und regierungsfreundlichen Gewerkschaften FIM und UILM, sondern auch an die Mehrheitsgewerkschaft FIOM einen Brief adressiert um sie zu den KV-Verhandlungen einzuladen. Dabei soll es aber um eine „Erneuerung“ des Kollektivvertrags gehen. Herzstück dieses Kollektivvertrags „Neu“ soll sein, dass Lohnerhöhungen nicht mehr für alle Beschäftigten in der Branche ausverhandelt werden. Denn nur wenn es die wirtschaftliche Lage des einzelnen Betriebes zulasse, dann soll es eine Lohnerhöhung geben. Mit anderen Worten: Der Kollektivvertrag wird aufgebrochen und die Lohnverhandlungen sollen de facto auf betrieblicher Ebene geführt werden. Man kann sich ausrechnen, dass dies die Gewerkschaftsbewegung gewaltig schwächen würde.
Die Führung der FIOM hat sich mittlerweile auf diese Logik eingelassen und hat ihre „Verfügbarkeit für eine Innovation des Kollektivvertrags“ erklärt. Immerhin 38 KollegInnen haben aber im Zentralkomitee der FIOM gegen diese Position gestimmt. Das ist eine Minderheit, aber eine, die doch als relevante Kraft in der Gewerkschaft wahrgenommen wird.

Ihre Kritik richtet sich darauf, dass die FIOM-Spitze mit ihrer öffentlichen Erklärung de facto den derzeit gültigen Kollektivvertrag aus dem Jahr 2012 akzeptiert, den sie gar nicht mehr mitverhandeln durfte, weil sich die Arbeitgeberverbände nur noch mit den „braven“ Gewerkschaften an den grünen Tisch setzte. Außerdem sagt sie nichts mehr über den Punkt, dass die ersten drei Krankenstandstage laut KV unbezahlt sind. Akzeptiert wird auch das Sozialpartnerabkommen vom 10. Jänner 2014, das eine kämpferische Gewerkschaftspolitik in den Betrieben enorm erschwert und das gerade gegen die FIOM gerichtete Praxis des FIAT-Konzerns auf alle Betriebe ausweiten sollte.
Außerdem impliziert dieses Abkommen, dass auch das im Kollektivvertrag geregelte Rahmenrecht verstärkt auf betrieblicher Eben ausverhandelt werden soll. Auch an der Lohnforderung von +50 Euro monatlich für das kommende Jahr sieht man, dass die FIOM-Spitze sich ebenfalls schon im Vorhinein daran orientiert, was die Arbeitgeber zugestehen könnten.Zusammenfassend läuft eine Annahme zu KV-Verhandlungen zu den Bedingungen der Unternehmer auf eine sozialpartnerschaftliche Unterwerfung der FIOM hinaus.

Die MarxistInnen in der FIOM kritisieren genau diesen Ansatz, dass man es zulässt, dass die Unternehmer die Rahmenbedingungen bestimmen und die Gewerkschaft diese Logik einfach als gegeben annimmt. In diesem Denken spielt die Debatte, wie man als Gewerkschaft der Arbeitgeberseite die eigenen Vorstellungen durch Kampfmaßnahmen aufzwingen kann bzw. die Gegenseite in Bedrängnis bringen kann, keine Rolle. Es ist klar, dass man mit einer solchen Herangehensweise den Unternehmern bestenfalls das herausreißen kann, was die ohnedies zu geben bereit sind. Die kämpferischen GewerkschafterInnen betonen richtiger Weise, dass eine tatsächliche Verbesserung für die ArbeiterInnen heute nur mit einem Arbeitskampf zu erreichen ist.

Dies beweist FIOM selbst. Nur durch die Kämpfe der letzten Jahre konnte sie sich wieder an den Verhandlungstisch zurück-streiken. Nur indem die FIOM zu den Plänen des Kapitals laut und deutlich NEIN gesagt hat, konnte sie unter den MetallerInnen wieder jene Stärke erlangen, die es den Industriellen heuer wieder sinnvoller erscheinen lässt, wieder mit ihr zu verhandeln. Dieser kämpferische Kurs wird von immer mehr KollegInnen aktiv unterstützt, wie die jüngsten Wahlergebnisse im FIAT-Konzern gezeigt haben. Die jetzige Linie in Bezug auf die Kollektivvertragsverhandlungen läuft dem aber zuwider und stellt eine ernsthafte Gefahr für die weitere Entwicklung der FIOM dar.
In den Betriebsversammlungen versuchen die klassenkämpferischen MetallerInnen von unserer Schwesterströmung „Rivoluzione“ gemeinsam mit den KollegInnen der linken Gewerkschaftsströmung „Gewerkschaft ist etwas anderes“ möglichst viele ArbeiterInnen davon zu überzeugen, dass man die Linie der FIOM-Führung bei den kommenden KV-Verhandlungen ablehnen muss. Die argumentieren, dass das Herumtaktieren rund um den Verhandlungstisch die MetallerInnen schwächt und argumentieren für eine offensive Gewerkschaftsstrategie.

Derzeit liegen uns aus mehreren Betrieben bereits Berichte vor, wo die Belegschaft mehrheitlich den Forderungskatalog der Gewerkschaftsführung für die KV-Verhandlungen ablehnt. Das „Nein“ unserer GenossInnen zur Sozialpartnerschaft ist in ihren Augen der einzige Weg, um die FIOM als kämpferische Organisation der Metallerinnen zu erhalten und zu stärken.


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