Druck. Nach vier Jahren wird der Kollektivvertrag für das grafische Gewerbe neu verhandelt. Die Unternehmen wollen eine deutliche Lohnkostenreduzierung. Wir sprachen dazu mit Günter Schalek, dem Betriebsratsvorsitzenden im Druckzentrum der Oberösterreichischen Nachrichten in Pasching und Sprecher der Arbeitsgruppe „Sonderbestimmung Tageszeitung des Wirtschaftsbereich 08 grafisches Gewerbe“.
Günter, wo liegen aktuell eure Herausforderungen?
Es geht um den Kollektivvertrag für grafisches Gewerbe, der mit 31.12.2016 ausläuft. Die Forderungen der Arbeitgeberseite in den KV-Verhandlungen sind äußerst hart. So sollen wir uns beispielsweise an die deutschen Drucker anpassen, was zu einer Lohnreduzierung von ca. 15% führt. Des Weiteren soll der Nachtzuschlag vom Grundlohn um 50% gekürzt werden. Dann sollen die Sonntage günstiger und die Paragraphentage (freie Tage für ArbeitnehmerInnen aufgrund arbeitsrechtlicher Regelungen, Anm.) gekürzt werden. Diese sind für Zeitungsdrucker und ihre Helfer wegen der Sonntagsdienste geschaffen worden. Wir haben in unserem letzten Gespräch im März 2016 vorgeschlagen, die Zulagen in den Grundlohn einzurechnen. Wir haben den Arbeitgebern dafür schon Berechnungsmodelle vorgestellt. Natürlich ohne die geforderte Lohnreduzierung von 15%.
Wie ist die Stimmung unter den KollegInnen?
Die Stimmung in der Belegschaft ist sehr gut. Kämpferisch sind die Kolleginnen und Kollegen ja schon immer gewesen. Ehrlich gesagt, mit solch einer starken Belegschaft unseren grafischen KV zu verteidigen, besser gesagt, für unsere Errungenschaften zu kämpfen, macht mir immer wieder Mut.
Wie beurteilst du rückblickend die letzte große KV-Auseinandersetzung?
Wir haben für den Abschluss 2012 mit einer Laufzeit von 4 Jahren eine Lohnautomatik von den Arbeitgebern erreicht. Die Formel lautet: Inflationsrate + 10%. Ein Beispiel: bei einer Inflationsrate von 0,9% im Jahr 2016 bedeutet das eine automatische Lohnerhöhung um 0,99%. Der Nachteil für uns GewerkschafterInnen war dabei aber, dass man ein wenig den Kontakt zur Belegschaft verlor, da keine jährlichen Lohnerhöhungen ausverhandelt wurden. Dadurch hatten die Arbeitgeber auch einen betrieblichen Frieden.
Wie sollte die Gewerkschaft nun vorgehen?
Die Gewerkschaft verhält sich zurzeit sozialpartnerschaftlich und führt die Gespräche mit dem Arbeitgeberverband Druck und Medientechnik. Wir bereiten uns aber intern sehr intensiv seit ca. einem Jahr auf eine Stärkung der Konfliktfähigkeit vor. Sollte der KV von den Arbeitgebern gekündigt werden, haben wir als Gewerkschaft die Pflicht, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für unseren Kollektivvertrag zu kämpfen.
Was sagst du zur aktuellen politischen Lage in Österreich bzw. zur Krise der SPÖ?
Die SPÖ wird erst wieder Fuß fassen, wenn sich die Politiker und Politikerinnen über die Parteilinie einig sind. Die größten Herausforderungen dabei sind Altersteilzeit, abschlagsfreie Pension nach 45 Beitragsjahren, Investitionen in die Bildung, Schaffung von Arbeitsplätzen und von leistbarem Wohnraum. Dazu muss sich die SPÖ von ihrem Koalitionspartner befreien. Denn die Kompromisse, die mit dem Blockierpartner ÖVP vereinbart wurden, sind nicht die gewünschten Lösungen für die Bevölkerung und die meisten Funktionäre. Dass sich der ehemalige Bundeskanzler Werner Faymann einzementiert hat, war ein großer Fehler. Merkel-Politik wurde ihm ebenso zum Verhängnis wie der Schwenk in der Asylpolitik. Wer mit einer Wirtschaftspartei koaliert, kann nur verlieren. Diese Anbiederungspolitik an die ÖVP und die Wirtschaftstreibenden muss daher beendet werden. Dabei müssen die zahlreichen Sesselkleber und Staubfänger ihren Platz räumen. Eine Verjüngung ist notwendig. Wir müssen wieder die Sprache der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sprechen. Dafür braucht es Mut, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und ein Ernstnehmen der Sorgen der Menschen.
Vielen Dank für das Interview.