Das Kräftemessen in der Metalltechnischen Industrie hat bereits begonnen. Metallindustrie-Bosse provozieren und wollen die Spaltung der Gewerkschaften vorantreiben. Von Ute Zechner.
Die diesjährigen Verhandlungen zum Metaller KV sollen demnach im Büro des Arbeitgeber-Chefverhandlers, Johannes Collini, in Hohenems (Vorarlberg) in „Einzelgesprächen” stattfinden – eine Provokation, die kollektiven Verhandlungen de facto eine Abfuhr erteilt.
In einer leicht absurden Argumentation schreibt der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI), „die für die 135.000 Mitarbeiter und 1200 Betriebe so wichtigen KV-Verhandlungen dort durchzuführen, wo ein Großteil der Wertschöpfung entsteht, ist auch als Wertschätzung für die gelebte Sozialpartnerschaft und das gute Miteinander in den Regionen und Betrieben zu sehen“.
Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp verstehen dies als „bewusste Provokation“ durch das Gegenüber:
„Der FMTI will den Gewerkschaften diktieren, wo verhandelt wird und sucht sich ausgerechnet ein kleines Büro in Vorarlberg aus, obwohl die Gewerkschaften und alle Fachverbände der Metallindustrie ihre Zentralen in Wien haben. Das ist eine bewusste Provokation, denn damit wird den rund 80 BetriebsrätInnen des Verhandlungsteams eine Teilnahme an den Kollektivvertragsverhandlungen massiv erschwert, manchen sogar verunmöglicht. Eine faire KV-Runde für die gesamte Metallindustrie wird somit absichtlich verhindert. (…) Der nächste Schritt wird dann sein, dass Löhne und Gehälter nicht mehr sozialpartnerschaftlich verhandelt, sondern von den Arbeitgebern angeordnet werden“, meinen die beiden Verhandlungsleiter der Gewerkschaften, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp). Für sie steht fest: „Es wird daher keine Bürofahrten ins Ländle geben. Dem FMTI fehlt es an jeglichem Respekt vor den ArbeitnehmerInnen und ihren gewählten BetriebsrätInnen.“
Eine dementsprechende klare Absage an den FMTI wurde von rund 150 BetriebsrätInnen am 20. Mai einstimmig beschlossen. In einer Resolution stellten sie außerdem klar, dass zur Sicherstellung einer ordentlichen Kollektivertragsverhandlung alle gewerkschaftlichen Maßnahmen bereitstünden. „Es gehe um ein respektvolles Verhandeln auf Augenhöhe.“ „Falls notwendig, werden wir die 130.000 Beschäftigten in den FMTI-Betrieben direkt informieren und früher als bisher beginnen, für die Durchsetzung von Forderungen zu mobilisieren“, so die beiden Gewerkschafter zur Presse.
Kampf ist notwendig!
Die Industriellen wollen eine weitere Aushöhlung und Aufspaltung der Metallerrunde. Diesmal steht die Auflösung eines nationalen Flächenkollektivvertrags auf der Wunschliste der Bosse. Erinnern wir uns: Arbeitszeiten, Zuschläge und das 13. und 14. Gehalt sind nur durch den Kollektivvertrag abgesichert.
Ein Kampf um den Erhalt des Kollektivvertrages steht daher auf der Tagesordnung. Dieser muss hart und kompromisslos geführt werden. Das scheibchenweise Zurückweichen der letzten Jahre hat uns nur geschwächt, genauso wie das Festhalten an der Idee der „Sozialpartnerschaft“. Diese ist mausetot, aber dies wurde bisher von den Top-Betriebsräten und Gewerkschaftsspitzen nicht verarbeitet. Die routinemäßige Antwort lautet daher, die gelindesten Mittel und auch diese nur unwillig und nur in höchster Not einzusetzen. Dies schafft keinerlei Vertrauen in die Führung, dass sie bereit ist, einen harten Kampf zur Verteidigung der sozialen Rechte der Beschäftigten zu führen.
Genau dieses Signal braucht es aber: Es gilt sich in den Betrieben auf eine harte Streikbewegung vorzubereiten.
Hände weg von den Kollektivverträgen!
(Funke Nr. 174/Juni 2018)