Bei den Verhandlungen des Metaller-Kollektivvertrages wurde Ende September nach einer Stunde in der ersten Verhandlungsrunde der Abschluss bekannt gegeben. Das Ergebnis: 1,45% Lohnerhöhung vor Steuern und die „Empfehlung“ einer Einmalzahlung von 150€.
Der Abschluss zeigt vor allem, wie alleine und isoliert die ArbeiterInnen in dieser Krise sind. Dieser Einigung gingen viele informelle Gespräche der höchsten Ebenen voraus. Als Abschluss wurde dabei genau jenes Ergebnis formalisiert, das in den Gewerkschaften schon davor als Ziel genannt wurde.
Es ist trotzdem kein Erfolg, weil eine Chance vergeben wurde eine Schubumkehr in der sozialen Dynamik zu erzielen. Wie es der Unternehmervertreter Knill sagte: „Für uns ist die Planungssicherheit und die Ruhe in den Betrieben das wichtigste, jetzt können wir uns unseren Problemen widmen“. Für was wird diese Ruhe also genützt werden? Für Arbeitsverdichtung, Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeit-Missbrauch. Kurz: zur Knechtung der Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellten. Wie billig ist es, sich hierzulande eine gewerkschaftlich verwaltete Friedhofsruhe zu erkaufen!
Eine Gewerkschaftsführung, die zu den ArbeiterInnen steht, hätte die Herbstlohnrunde nützen können, um eine breite Kampagne für höhere Löhne, gegen Massenentlassungen, Betriebsschließungen und höhere Arbeitslosenentschädigung zu organisieren. Eine Reihe von Betriebsversammlungen, Demos und vielleicht auch Streiks hätte diesen Forderungen (für die Gewerkschaften und SPÖ formal stehen) Nachdruck verliehen. Das Selbstbewusstsein unserer Klasse wäre gestärkt.
Der Abschluss ist also eine vergebene Chance. Und einmal mehr wird deutlich: wir brauchen eine Gewerkschaftsopposition gegen die sogenannte „Sozialpartnerschaft“ die in Zeiten wie diesen nur den Geschäftsführungen und dem Kapital nützt.
(Funke Nr. 187/13.10.2020)