Streik. Am 17. März und am 9. April trat die Belegschaft des Notquartiers Gudrunstraße (Gudi) geschlossen in Warnstreiks. Sarah Ott berichtet.
27 der 28 Angestellten stimmten in einer Urabstimmung für den Arbeitskampf gegen die geplante Schließung Ende April. Eine Aktivistengruppe im Betrieb ist seit Jahren aktiv und in der Initiative „Sozial aber nicht blöd“ überbetrieblich vernetzt. Stärkster öffentlicher Ausdruck des Arbeitskampfes waren lautstarke Demos vom Stadtparkt bis zum Rathaus an der nicht nur die MitarbeiterInnen selbst, sondern auch solidarische Gruppen, SympathisantInnen und betroffene Wohnungslose –insgesamt mehrere hundert – teilnahmen.
Das Notquartier Gudrunstraße wird vom Fonds Soziales Wien (FSW) finanziert. Angesichts der Pandemie wird das sogenannte „Winterpaket“ (die jahreszeitlich befristete Obdachlosenunterstützung im Winter) heuer verlängert, wie Peter Hacker am ersten Streiktag in den Medien berichtete. Die „Gudi“ soll jedoch geschlossen werden. Argumentiert wird dies mit der niedrigen Auslastung in den wärmeren Monaten, ein Gespräch mit den MitarbeiterInnen zeigt schnell, dass das so nicht stimmt, die 75 Betten in der Gudrunstraße sind fast durchgängig belegt.
Die Schließung scheint vielmehr eine Antwort auf die stetigen Bemühungen der Belegschaft für bessere (Arbeits-)Bedingungen zu sein. Seit Winterbeginn fordern sie bessere Unterkünfte und mehr Sicherheit für die KlientInnen, aber auch sich selbst. Anstatt diesen Forderungen Gehör zu schenken, wird die Belegschaft nun öffentlich diskreditiert und es wird ihnen vorgeworfen, die KlientInnen für ihren Kampf zu missbrauchen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Sichere Bettstätten sind das mindeste was die Stadt Wien obdachlosen Menschen zur Verfügung stellen sollte, und das nicht nur in Zeiten einer Pandemie. Es ist wichtig, dass sich das gemeinsame Interesse der Angestellten und der Obdachlosen zur Aufrechterhaltung der Notschlafstätten auch in einem gemeinsamen Kampf ausdrückt.
Anstatt diesen Kampf zu unterstützen, hüllte sich die Gewerkschaft in Schweigen. Selbst dem Aufruf, auf der Demo zu sprechen, kam die GPA nicht nach und auch sonst kommt keinerlei Unterstützung vonseiten der Gewerkschaft für die Belegschaft. Die Logik des nationalen Schulterschlusses von Gewerkschaften und Staatsapparat, angeblich zur „Pandemiebekämpfung“ notwendig, sieht keine Arbeitskämpfe vor. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich die Belegschaft trotzdem nicht entmutigen lässt und weiter für ihre sozialen und gesellschaftspolitischen Anliegen kämpfen will. Wir sind dabei weiter voll solidarisch.
Komm zur Kundgebung: Goodbye Gudi, 28. April 8-12:00 Uhr. Keplerplatz, Wien.