Spitäler. Seit der Pandemie sind die Gewerkschaften noch weiter weg von den KollegInnen gerückt. Nun organisiert sich an der Basis der Belegschaft der Widerstand. Zwei KrankenpflegerInnen ziehen eine Zwischenbilanz zur Initiative „Kämpferisches Krankenhaus“ von Der Funke und der Liste Solidarität.
Seit Wochen greift das Thema „Pflexit“ um sich. Auch in Österreich warnt der Vizepräsident der Ärztekammer: „dass ein Fünftel der Intensivpflegekräfte im KH Eisenstadt gekündigt hätten, ebenso seien in Oberösterreich in einem Spital sieben von 18 Pflegekräften gegangen (…).“ Ein weiterer Funktionär warnt: „Grundsätzlich sei die Lage in den Spitälern schon seit längerem prekär.“ Insbesondere die Pflege will, und viele können einfach nicht mehr unter dem permanenten Druck und chaotischen Management arbeiten.
Verschiedenste Versprechungen wurden gegeben und zynische Dankesworte gesprochen, gerade in der Pandemie. Verbessert hat sich nichts. Aus dem Bewusstsein daraus, dass es notwendig ist, dass sich die Beschäftigten selbst organisieren, um Druck für Verbesserungen zu machen, starteten wir die Initiative „Kämpferisches Krankenhaus“. Daraus entwickelte sich die Kampagne für „Personalstand rauf, Arbeitszeit runter“. Nur so kann man die massive Abwanderung aus dem Beruf von GesundheitsmitarbeiterInnen verhindern.
Wir haben mehrere erfolgreiche Online-Veranstaltungen abgehalten, an der mehrere dutzend SpitalsarbeiterInnen teilnahmen. Diese ausführliche Aussprache und Verallgemeinerung der einzelnen persönlichen Erfahrungen waren die Voraussetzung, um gemeinsam handlungsfähig zu werden. Dazu setzten wir auch Fragebögen ein, um mit einzelnen KollegInnen in eine tiefere Debatte über die Probleme und Handlungsansätze zu kommen. Dabei stießen wir auf ein breites Verständnis, dass man sich auf Versprechungen nicht verlassen kann. Wir argumentieren daher für Organisierung am Haus, um so die Stärke zu gewinnen, die wir gemeinsam brauchen, um wieder in die Offensive zu kommen. Jede Kollegin, jeder Kollege an jeder Abteilung zählt! Um den Widerstand auch sichtbar und anschlussfähig zu machen, verteilen wir an den Häusern unser Material.
In Wien zumindest gibt es dabei die Erfahrung, dass durch kollektive Aktionen und Demonstrationen, die zäh über Monate durchgehalten wurden, das Recht auf den Umstieg in das neue Dienstrecht durchgesetzt wurde. Wichtig dabei war, dass wir die Kampfaktionen so gestalteten, dass die Gewerkschaft in Zugzwang kam. Denn singulärer Druck auf einzelne PolitikerInnen und einzelne positive Medienberichte bringen nur seelische Erleichterung. Was es aber braucht, ist permanenter Druck auf die Politik, und dazu sind insbesondere die Gewerkschaften fähig.
Insofern nehmen wir zur Kenntnis, dass die Führung der Gewerkschaft younion auf die Aktivität der AktivistInnen an Wiens Krankenhäuser zumindest reagiert, indem sie selbst (bisher extrem zaghafte und kaum wahrgenommene) Initiativen setzt, um mit dem Personal in Kontakt zu treten. Auch von anderen Teilgewerkschaften sind am Tag der Pflege (12. Mai) derzeit keine öffentlichen Aktionen mit Beteiligung der Basis vorgesehen. Somit ist klar, dass dies „von oben“ nicht gewollt ist. Es ist nie der richtige Zeitpunkt, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu artikulieren, daher muss der Druck von unten kommen.
Es ist klar, dass so viel im Gesundheitssystem im Argen liegt, dass es zu Veränderungen wird kommen müssen. Eine Wendung ins Positive für Beschäftigte und PatientInnen kann man dabei nur erhoffen, wenn KollegInnen dabei selbstständig Forderungen erheben und sich dafür aktiv einsetzen. Dazu liefern wir einen Ansatz
Stärke die Initiative „Kämpferisches Krankenhaus“!
Unsere Forderungen:
- 20% mehr Personal in allen Bereichen!
- 20% weniger Arbeitszeit bei vollem Lohn- & Personalausgleich!
- Ausreichende Mittel für ein qualitätsvolles öffentliches Gesundheitssystem!
- Keine Nachtdienste alleine!
- Mindestpräsenz darf kein Normalzustand sein!
- Personaloffensive durch bezahlte Ausbildung!