Seit Jahrzehnten ist die Situation bei den Austrian Airlines (AUA) von Einsparungen und Personalabbau geprägt. Zudem ist die Belegschaft seit dem Beginn der Corona-Pandemie, trotz massiver Staatshilfen, von Kurzarbeit, weiterem Stellenabbau und Reallohnverlusten betroffen. Von Fabian Cisar.
2020 beschloss der Betrieb, im Einklang mit der Gewerkschaft, 300 Millionen durch Gehaltsverzicht und Stellenstreichungen einzusparen. Wir haben damals geschrieben (Funke Nr. 193): „Wenn stets unter dem Motto ‚gemeinsam durch die Krise‘ Einsparungen verhandelt werden, lädt dies die Bosse zur weiteren Offensive ein. Sozialpartnerschaft gibt es in der Krise nur auf dem Rücken der Belegschaft.“
Bei den KV-Ergebnissen des Bordpersonals letzten Oktober wurde dies deutlich: Anstatt einen höheren Lohn für die 3.200 Angestellten zu erkämpfen, wurde lediglich beschlossen, den Gehaltsverzicht von 12,73% auf 4,73% zu reduzieren. Lohnerhöhungen gibt es erst ab Mai 2023 und ab 1. Januar 2025. Dann sollen die Gehaltstabellen jeweils um 7% steigen. Bei der steigenden Inflation führt dieser Abschluss zu einem gewaltigen Reallohnverlust.
Das Unternehmen macht inzwischen wieder Gewinne, mit denen bereits saftige Boni an die Führungskräfte ausgezahlt werden. Dass wieder Profite erwirtschaftet werden, wurde von der Konzernleitung während den Verhandlungen verschwiegen, um es dann wenige Tage nach dem KV-Abschluss im Oktober bekannt zu gegeben.
Nach jahrelangen Einsparungen scheint sich die Stimmung im Betrieb aber zu ändern. Die Gewerkschaft vida rief am 7. März zu einer Betriebsversammlung auf, mit dem Ziel, die Chefetage wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Erwartet wurden 600-1.000 TeilnehmerInnen, im Endeffekt waren es rund 1.200. Während der Versammlung kam aus der Belegschaft ein Antrag zum Streik, der dann auch einstimmig angenommen wurde. Ein spontaner halbtägiger Warnstreik war die Folge. Wenn es bis zum 23. März keinen Abschluss gibt, wird es zu Streiks beim Bordpersonal kommen.
Dies zeigt die kämpferische Stimmung der ArbeiterInnen, sich das zu holen, was es wirklich braucht: einen vollen Inflationsausgleich, Rückerstattungen der Kürzungen, Rücknahme der Einsparungen – kurz gesagt, die Bosse zahlen zu lassen. Das erreicht man nicht mit einer Sozialpartnerschaft, die versucht, der Fluglinie ein kleines „Aua“ zu verpassen, sondern nur mit einer gewerkschaftlichen Kampfstrategie ohne angezogener Handbremse, einer Orientierung auf die Vereinigung der Kämpfe des Boden- und Flugpersonals und der Re-Verstaatlichung des Konzerns unter der Kontrolle der Belegschaft.
(Funke Nr. 212/21.3.2023)