Unter dem Motto „Zeit für Menschlichkeit“ demonstrierten am Mittwoch rund 1500 Beschäftigte von Wiener Krankenhäusern gegen die Sparpolitik der Landesregierung im Gesundheitssystem.
Der Auftakt zu dieser Kampagne ist jedenfalls gelungen. Die Stimmung vor dem Wiener Rathaus war sehr kämpferisch und wütend. Als die Veranstalter Flammen auf das Rathaus projizierten und damit drohten, dass „das System bald brennen würde“, brandete die Stimmung auf.
Mit Pfeifkonzerten und lautem Trommelwirbel protestierten die KollegInnen gegen die sich ständig verschlechternden Arbeitsbedingungen. So steigt der Arbeitsdruck immer mehr, weil es an Personal mangelt, weil der Aufwand für Dokumentationen, administrative Tätigkeiten und Putzarbeiten ständig zunimmt, weil die Spitalsleitungen sich immer mehr Zeit bei Nachbesetzungen lassen und in der Zwischenzeit die Arbeit immer dichter wird. Bei den Fortbildungen sollen nur noch jene genehmigt werden, die gesetzlich vorgeschrieben sind. In persönlichen Gesprächen brachten das unzählige KollegInnen zur Sprache. Es ist höchste Zeit, dass die Gewerkschaft versucht, diese Missstände öffentlich zu thematisieren und Druck auf die Landesregierung aufzubauen.
Viele KollegInnen kamen auf eigene Initiative zu dieser Demonstration. Auf den Stationen wurde seit Tagen über die angesprochenen Missstände heiß diskutiert, danach fassten viele den Beschluss, gemeinsam hinzugehen. Doch vielen ist auch bewusst, dass die Gewerkschaftsführung keinen Willen zeigt, diesen Kampf konsequent weiterzuführen. In einer Umfrage der Gewerkschaft unter den Wiener Spitalsbediensteten sprechen sich drei Viertel der KollegInnen für Streiks aus.
Auch auf der Kundgebung äußerten viele die Notwendigkeit, ernsthafte Kampfmaßnahmen zu ergreifen. Die Gewerkschaftsführung machte aber schon öffentlich klar, dass sie keine Streiks will. Vorerst will man lediglich mit einer Internetpetition Druck auf die Landesregierung machen. Außerdem sind Aktionswochen geplant, während denen auf die Situation im Gesundheitswesen aufmerksam gemacht werden soll. Eine wirkliche Perspektive, wie sie ihre unterstützenswerten Ziele durchsetzen will, hat die Gewerkschaftsspitze nicht anzubieten. Sie hofft auf Verhandlungen und ein Einlenken der Landesregierung.
Entscheidend wird sein, ob der vorhandene Zorn auf die bestehenden Verhältnisse eine organisierte Form annehmen wird. Viele KollegInnen sagen offen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Stimmung ist auf jeden Fall so, dass es eine Bereitschaft zu kollektiver Gegenwehr gibt. Das hat sich am Mittwoch gezeigt. In den nächsten Wochen gilt es die KollegInnen auf den einzelnen Stationen, in den einzelnen Krankenhäusern aber auch wienweit zusammenzubringen, die mehr machen wollen, als nur eine Internetpetition zu unterstützen.
Vernetzen wir uns und stärken wir der Gewerkschaft den Rücken, damit sie nicht wieder umfällt! Nutzen wir die Aktionswochen der Kampagne „Zeit für Menschlichkeit“ im Oktober für ernsthafte Protestmaßnahmen als ersten Schritt zu einem Streik in allen Wiener Spitälern! Machen wir Druck von unten für ein Gesundheitssystem, in dem die Interessen, die Rechte und die Würde der PatientInnen und der Beschäftigten an erster Stelle stehen!
Zum Nachlesen:
Unser Flugblatt "Zeit für Menschlichkeit - Zeit für Gegenwehr!"
Kampagnen-Seite der Gewerkschaft:
Zeit für Menschlichkeit