Heute legten in ganz Oberösterreich die Beschäftigten in den acht Ordensspitälern die Arbeit nieder. Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren, in denen die Abschlüsse immer unter der Inflationsrate lagen, riss ihnen jetzt der Geduldsfaden, nachdem die Arbeitgeberseite nur zwischen 0,6 und 1%, höchstens aber 20€ Lohnerhöhung anbot. Die offizielle Teuerungsrate liegt bei 2,6%, und das ist auch das Verhandlungsziel der Gewerkschaften. Ein Bericht unseres Korrespondenten aus Linz.

Um 9 Uhr begann ein Warnstreik bei den Barmherzigen Brüdern und den Barmherzigen Schwestern in Linz. Bei den Elisabethinen wurde eine mehrstündige Betriebsversammlung abgehalten. Die Stimmung war vor allem bei Ersteren merklich aufgeheizt. Von den vielen RednerInnen bekamen die radikalsten und kämpferischsten am meisten Applaus. Der Tenor war: „Wir haben mehr verdient!“ Auch im Gespräch mit den PflegerInnen wurde deutlich: „Es reicht!“ Und auch wenn viele GewerkschaftsfunktionärInnen die Hoffnung schürten, dass die Arbeitgeber doch noch einlenken würden: Auf die Frage, wie es weitergehen würde, bekamen wir nicht nur einmal zu hören: „Es wird wohl Streiks geben“. Besonders die „diktatorische“ Haltung des schwarzen Landeshauptmannes Pühringer erregte den Unmut der KollegInnen. Dass in Zeiten der Krise das Bürgertum immer weniger Zugeständnisse machen kann, wird hier für hunderte Beschäftigte schmerzlich in der Realität bewusst.

Allein schon das Faktum, dass in österreichischen Krankenhäusern gestreikt wurde, ist sehr bemerkenswert und historisch. Dies kann eine Vorbildwirkung für weitere Arbeitskämpfe haben. Bemerkenswert ist aber auch die Beteiligung: Waren am Anfang noch relativ wenige KollegInnen anwesend, so wirkte die lautstarke Kundgebung in der Eingangshalle doch wie ein Katalysator und nach und nach wurde diese zu eng. Schließlich gab es eine symbolische Demonstration von einem Teil des Gebäudekomplexes zu einem anderen und eine Kundgebung im Innenhof. Dort beteiligten sich schließlich mehrere hundert Menschen. Der Demonstrationszug wurde enthusiastisch aufgenommen, aber das Bewusstsein, dass reine Symbolpolitik nicht reicht, war deutlich zu spüren. Eine Arbeiterin sagte: „das Nächste mal müssen wir uns überlegen, auf die Landstraße zu gehen!“
TeilnehmerInnen waren natürlich vor allem Beschäftigte der Ordensspitäler und GewerkschafterInnen, aber auch ehemalige Beschäftigte, die extra für den Arbeitskampf kamen und solidarische PatientInnen. Die Arbeitgeber versuchen Streiks im Gesundheitsbereich damit zu verhindern, dass PatientInnen unter solchen Kampfmaßnahmen leiden würden. Doch ein älterer Patient brachte es in einem Zwischenruf auf den Punkt: „Ich streike heute mit!“ Wenn die Forderungen gut erklärt werden und auch in Zusammenhang mit den Pflegebedingungen gesetzt werden, kann durchaus Solidarität zwischen Beschäftigten und PatientInnen entstehen.

Auch Solidarität von außen, vor allem eine Delegation aus dem AKH Linz mit dem Betriebsratsvorsitzenden Branko Novakovic als Redner, wurde begeistert aufgenommen. Die Beschäftigten dort hatten letztes Jahr ebenfalls mit inakzeptablen Lohnangeboten zu kämpfen und ein Streik wurde nur in letzter Minute zum Unmut vieler Beschäftigter abgesagt. (Wir berichteten) Doch die Diskussion über einen Streik in einem Krankenhaus war damals schon losgetreten worden und kein Tabuthema mehr.

Auch wenn heute noch größtenteils der Betrieb in den beiden Linzer Ordensspitälern (bis auf die Ambulanz) ohne große Einschränkungen weiterlief (es wurde mit vermindertem Personal gearbeitet): Der Warnstreik war ein mächtiger Beweis der Stärke der Beschäftigten und steigerte sicherlich ihre Entschlossenheit. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass der Streik gut vorbereitet war: Es gab Streikleitungen in jedem Betrieb, Betriebsversammlungen, bei denen offen über den Streik abgestimmt wurde und eine Koordinierung der Streikleitungen durch die Gewerkschaft vida. Außerdem wurden die richtigen Fragen gestellt. Ein Slogan lautete: „20 Euro kein Cent mehr? Dann zeigt mal die Bilanzen her!“ Das drückte sich in der hohen Zustimmung für den Streik und der hohen Streikbeteiligung aus und in einer guten Stimmung während der Kundgebungen und Versammlungen. Eine Beschäftigte meinte: „Ich arbeite jetzt seit 27 Jahren hier und das ist das erste mal, das wir für unsere eigenen Rechte kämpfen“.

Auch für österreichische Krankenhäuser gilt: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“. Bei der nächsten Verhandlungsrunde muss gelten, was heute als Forderung ausgegeben wurde: Es darf kein Verhandlungsergebnis unterschrieben werden, das unter der Inflationsrate liegt. Die Praxis der Abstimmungen auf Betriebsversammlungen muss beibehalten und ausgeweitet werten: Verhandlungsergebnisse und weitere Maßnahmen müssen durch diese abgestimmt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Arbeitskampf voll und ganz im Interesse der Beschäftigten geführt wird.

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