Wir führten ein Interview mit Karin Brenner, Angestelltenbetriebsrätin im Krankenhaus der Elisabethinen Linz, über die Organisation des Streiks in ihrem Krankenhaus.

Funke: Wie habt ihr den Streik im Krankenhaus organisiert?

Wir Betriebsrätinnen haben Abteilung für Abteilung abgeklappert und uns im Dienstplan herausgesucht mit welchen Kollegen wir zuerst über so etwas reden können. Wir haben zuerst die Gewerkschaftsmitglieder besucht und versucht die Kollegen mit mühsamer Kleinarbeit zu überzeugen. Wir hielten auch im Vorhinein bereits mehrere Betriebsversammlungen ab, auf denen wir die Belegschaft informierten. Bei der letzten haben wir dann darüber abstimmen lassen, ob wir uns das Arbeitgeberangebot gefallen lassen oder nicht. Da haben sich die Kollegen dann entschieden ob sie für den nächsten Schritt – nämlich eine Arbeitsniederlegung – bereits sind. Es waren alle dafür!
Anschließend hat die Arbeit eigentlich erst so richtig angefangen. Wir sind auf jede einzelne Abteilung gegangen, was in einem Krankenhaus äußerst schwierig ist. Denn wenn ich am Montag auf eine Bettenstation gehe und dann am Dienstag nochmal, dann sind am Dienstag aufgrund des Schichtdiensts ganz andere Leute dort. Wir haben die anderen Mitarbeiter darum gebeten es weiterzuerzählen, wie bei einem Schneeballsystem.
Es haben dann auch die Arbeitgeber Informationen verschickt. Sie haben geglaubt, das gut zu formulieren. Aber dieser Schuss ist nach hinten losgegangen. Mit jeder Aussendung, die vom Arbeitgeber gekommen ist, sind die Kollegen nur noch wütender geworden. Also indirekt haben sie uns einen Gefallen getan, denn viele sagten dann: Jetzt erst recht!
Bei den Elisabethinen haben wir es geschafft, dass das ganze Haus niedergefahren wurde. Ab halb zwei am Nachmittag hat es keine einzige Patientenfahrt mehr gegeben: Untersuchungsambulanzen, OP, alles ist stillgestanden. Jetzt müssen wir sehen, ob wir das beim nächsten Mal für einen ganzen Tag auch schaffen.

Also es war nur der Notdienst eingerichtet?

Ja, es gab nur den Notdienst. Wir hatten auch im Vorfeld Diskussionen darüber, was ein Notdienst genau ist und wer dafür zuständig ist. Denn in Wahrheit haftet der Arbeitgeber wenn etwas passieren sollte und nicht die Mitarbeiter. Das hat er aber bis jetzt noch nicht verstanden, denn er hat sich nicht darum gekümmert. Wenn wir einen ganzen Tag streiken, werde ich sehr wohl von ihm verlangen, dass er sich darum kümmert.
Wir haben es dann den Abteilungen selbst überlassen einzuschätzen, welche akuten Fälle eintreten könnten und wie viele auf der Station bleiben müssen. Die haben sich das dann selbst eingeteilt.
Wir haben auch die Patienten informiert. Sie haben von uns ein Informationsschreiben bekommen und waren uns eigentlich sehr zugetan. Die Patienten haben an diesem Nachmittag Rücksicht genommen und nicht so oft nach einem Pfleger geläutet. Die Mitarbeiter auf den Stationen haben ein „Notdienst“-Pickerl getragen, damit offensichtlich wird, dass nur das notwendigste getan wird. Selbst der Nachmittagskaffee ist ausgefallen. Rein rechtlich könnte die ganze Belegschaft von der Abteilung weggehen, auch auf der Intensivstation. Aber wir sind natürlich so sozial und haben so viel Verantwortungsbewusstsein, dass dies nie passieren würde. Der Geschäftsführer hat im Vorhinein noch einen Brief an die Belegschaft verschickt und uns darauf hingewiesen, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sein sollten. Wir sind uns darüber sehr wohl bewusst, aber er sollte sich über seine Verantwortung bewusst werden.

Woher hattet ihr die Erfahrung einen Streik in einem Krankenhaus zu organisieren?

Wir hatten eigentlich keine Erfahrung. Die Gewerkschaft hat uns dabei geholfen. Die Gewerkschaft hat vor einem Jahr Vorarbeit geleistet als Streikvorbereitungen im AKh Linz getroffen wurden. Auch wenn sie schlussendlich nicht durchgezogen haben, haben wir von diesen Ersterfahrungen profitiert. Man muss es nur in Kopf hineinbekommen, dass es auch im Krankenhaus möglich ist zu streiken. Ohne Gewerkschaft hätten wir das nicht geschafft. Die Kollegen der vida haben die Koordinierung der Streikleitungen in den einzelnen Krankenhäusern übernommen. Das macht sich jetzt auch bezahlt: Seit dem Streiktag gibt es in unserem Haus bereits 40 neue Gewerkschaftsbeitritte.

Danke für das Gespräch.


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