Auf der diesjährigen Schulung der Internationalen Marxistischen Tendenz Ende Juli hielt Alan Woods eine Rede über die Natur der gegenwärtigen Krise des Kapitalismus, in der er die Beziehung zwischen dem Wirtschaftszyklus und dem Klassenkampf beleuchtet und auch einen Blick darauf wirft, welche Art von Erholung wir erwarten können angesichts der enormen Widersprüche, die sich innerhalb des Systems angehäuft haben.

Der Wirtschaftszyklus und der Klassenkampf

Die Welt erlebt die tiefste Krise seit den 1930ern. Trotzki betonte, dass eine der schwierigsten und kompliziertesten Aufgaben für die marxistische Analyse die Beantwortung der Frage „in welcher Phase befinden wir uns?“ ist.

Es gibt so etwas wie die Endkrise des Kapitalismus nicht. Der Zyklus aus Aufschwung und Depression war ein konstanter Wesenszug des Kapitalismus der letzten 200 Jahre. Das kapitalistische System wird immer auch aus den tiefsten Krisen herauskommen, bis das System von der ArbeiterInnenklasse gestürzt wird.

Das ist offensichtlich. Doch die konkrete Frage ist: Wie kommen wir aus der Krise heraus und zu welchen Kosten? Und die zweite Frage lautet: Wie sieht die Beziehung zwischen dem Wirtschaftszyklus und dem Bewusstsein der ArbeiterInnenklasse aus? Trotzki erklärte oft, dass die Beziehung zwischen dem Wirtschaftszyklus und dem Bewusstsein keine automatische ist. Sie wird von vielen Faktoren bedingt, die konkret analysiert werden müssen.

Es gibt zwei großartige Artikel von Trotzki, die sich mit dieser Frage befassen: „Flut“ aus „Die ersten fünf Jahre der Kommunistischen Internationale“. Der andere Artikel fundamentaler Bedeutung wurde 1932 geschrieben, also während der tiefen Krise, die dem Zusammenbruch von 1929 folgte. Er heißt „Die dritte Periode der Fehler der Komintern“ (8. Jänner 1930). Diese beiden Artikel verdienen es in jeder Hinsicht gründlich diskutiert zu werden.

Es ist eine elementare Aussage des dialektischen Materialismus, dass das menschliche Bewusstsein von Haus aus konservativ ist. Die meisten Menschen mögen keine Veränderungen. Sie leisten neuen Ideen Widerstand. Und sie hängen an bestehenden Gesellschaftsformen und -ideen, bis sie dazu gezwungen sind, diese Ideen aufgrund massiver Hammerschläge der Ereignisse aufzugeben.

Die gegenwärtige Situation des Weltkapitalismus erinnert daran, was Trotzki 1938 gesagt hat: „Objektiv gesprochen sind die Bedingungen für die sozialistische Weltrevolution nicht nur gegeben, sondern überreif!“ Historischen gesehen haben die Zustände ihren Bankrott enthüllt. Das ist jedem klar. Und doch stehen wir mit einem Widerspruch da, einem Paradoxon. Wenn das stimmt, warum bleiben die Kräfte des Marxismus immer noch in der Minderheit?

Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach. Das Bewusstsein bleibt weit hinter der objektiven Situation zurück. Die Massenorganisationen der ArbeiterInnenklasse bleiben weit hinter der objektiven Situation zurück. Vor allem bleibt die Führung des Proletariats weit hinter der objektiven Situation zurück.

Diese Faktoren fielen nicht vom Himmel, sondern wurden durch Jahrzehnte und Generationen kapitalistischen Aufschwungs mit Vollbeschäftigung und relativer Verbesserung des Lebensstandards bedingt. Das war die Position vor allem in den fortgeschrittenen kapitalistischen Nationen, nicht nur kurze Zeit, sondern für eine Periode von über 50 Jahren. Das bedingt das Bewusstsein der ArbeiterInnenklasse in Britannien, in Frankreich, in Spanien, in den USA. Natürlich sind die Bedingungen in der sogenannten „Dritten Welt“ andere.

Das Bewusstsein der ArbeiterInnenklasse

Es ist ein schwerer Fehler von RevolutionärInnen, das, was wir verstehen, mit dem zu vermischen, wie die Massen die Dinge sehen. Die meisten ArbeiterInnen, die Massen, haben nicht dasselbe Bewusstsein wie MarxistInnen. Der erste Effekt einer tiefen Krise, einer tiefen Rezession – und es handelt sich um eine tiefe Krise – ist, soweit er die Massen betrifft, Schock. Die ArbeiterInnen sind betäubt, traumatisiert und verstehen nicht, was da passiert.

Die meisten von ihnen glauben, dass die Krise vorübergehen wird. Sie ziehen den Schluss, dass, wenn sie ihre Gürtel enger schnallen, Opfer bringen und ihre Köpfe unten halten, schließlich alles besser wird und sie zu den bisherigen Umständen zurückkehren werden. Aus der Sicht der meisten normalen Leute ist das auch eine logische Schlussfolgerung. Diese Krise scheint etwas Abnormales zu sein, etwas außerhalb der Ordnung. Und die Leute wollen zu den „guten alten Tagen“ zurückkehren.

Die „Führenden“ der ArbeiterInnenklasse, die Gewerkschaftsbosse, die sozialdemokratischen Spitzen, die früheren KommunistInnen, die Bolivarischen Kader, alle pflichten der Idee bei, dass diese Krise etwas Vorübergehendes ist. Sie stellen sich vor, dass sie durch ein paar Nachbesserungen am bestehenden System gelöst werden kann. Und wenn wir über den subjektiven Faktor – die Führung – sprechen, müssen wir auch verstehen, dass die Führung dieser Organisationen kein subjektiver Faktor ist. Sie ist ein wichtiger Teil der objektiven Situation, der eine Zeitlang den ganzen Prozess zurückhalten kann.

Natürlich ist diese Idee der ReformistInnen, dass alles, was notwendig ist, mehr Kontrolle und Regulierung ist und dass wir zu den üblichen Zuständen zurückkehren können, falsch. Diese Krise ist keine normale Krise, sie ist nicht vorübergehend. Sie markiert einen fundamentalen Bruch im Gesamtverlauf. Das heißt nicht, dass es keine Erholung der Konjunktur geben kann. An einem bestimmten Punkt ist das unausweichlich.

Zum gegenwärtigen Moment suchen die bürgerlichen ÖkonomInnen und PolitikerInnen und vor allem die ReformistInnen verzweifelt nach einer Wiederbelebung der Konjunktur, um aus der Krise zu kommen. Sie suchen nach der Konjunkturerholung, die die Erlösung bringen soll. Sie reden permanent über die „grünen Sprösslinge“ der Erholung. Doch bisher sind die „grünen Triebe“ sehr schwach und fast unsichtbar.

Die Maßnahmen, die von allen kapitalistischen Regierungen der Welt getroffen worden sind, sind aus Sicht orthodoxer kapitalistischer Wirtschaft völlig unverantwortlich. Die einzige Erklärung für diese Maßnahmen ist Panik. Die herrschende Klasse ist verängstigt von den sozialen und politischen Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Deshalb pumpen sie gewaltige Summen an Geld in die Wirtschaft und schaffen nie dagewesene riesige Schulden. Wie jeder weiß, müssen Schulden früher oder später bezahlt werden. Es ist ein Rezept für eine künftige gigantische Krise.

Es ist absolut klar, dass irgendeine Erholung der Konjunktur an einem gewissen Punkt kommen wird. Doch es ist genauso klar, dass das an den Problemen, denen sich der Kapitalismus gegenübersieht, gar nichts lösen wird. Im Gegenteil, es wird eine weitere und tiefere Wirtschaftskrise vorbereitet und vor allem eine tiefe soziale und politische Krise. Die Bourgeoisie versucht verzweifelt, das wirtschaftliche Gleichgewicht wiederherzustellen, das vom Zusammenbruch der letzten 18 Monate erschüttert ist. Das Problem, dem sie gegenüberstehen, ist, dass all die Maßnahmen, die sie getroffen haben, um das wirtschaftliche Gleichgewicht wiederherzustellen, das soziale und politische Gleichgewicht völlig zerstören werden.

Es gibt einen interessanten Artikel von Trotzki, geschrieben 1932 – am tiefsten Punkt der Wirtschaftskrise – mit dem Titel „Perspektiven für den Aufschwung“, wo er sich auf die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Bewusstsein der Massen bezieht. Er sagt Folgendes: „Unzufriedenheit, der Wunsch, der Armut zu entfliehen, Hass auf Ausbeutende und ihr System, all diese Emotionen, die jetzt unterdrückt und durch beängstigende Arbeitslosigkeit und Regierungsrepression nach innen gerichtet sind, werden ihren Weg nach außen mit doppelter Energie bei den ersten Anzeichen einer industriellen Erholung finden.“

Es ist eine sehr konkrete Frage. ArbeiterInnen sehen, dass Fabriken geschlossen werden, ihre Jobs auf dem Spiel stehen, ihre Familien auf dem Spiel stehen, die Gewerkschaften keine Alternativen bieten. Vorübergehend hat das einen Streiks zurückhaltenden Effekt. Doch wenn es auch nur einen kleinen Aufschwung gibt und sie sehen, dass die Bosse die Leute nicht weiter entlassen, sondern wieder aufnehmen und die Auftragsbücher wieder gefüllt sind, kann das als mächtiger Antrieb für einen ökonomischen Kampf wirken.

Zum Beispiel gibt es weltweite Überproduktion bei Stahl. Es gibt „zu viel Stahl“ (nach Maßstäben des kapitalistischen Systems natürlich). Das ist verknüpft mit einem steilen Fall in der Autoproduktion. Es gibt ungefähr 30% Überkapazitäten im weltweiten Autosektor. Und Überkapazitäten sind nur ein anderer Ausdruck für Überproduktion. Die AutoherstellerInnen verkaufen ihre Lagerbestände, schließen Fabriken und entlassen ArbeiterInnen. Doch wenn die Lagerabverkäufe beendet sind, wird es eine gewisse kleine Verbesserung geben, die die ArbeiterInnen zur Aktion ermuten werden.

Ein historisches Beispiel: In den USA gab es von 1929 bis 1933 keine Streiks. Keine Bewegung außer Unruhen der Arbeitslosen. Doch als es 1933/34 einen leichten Aufschwung gab, begann eine riesige Welle von Streiks und Fabrikbesetzungen, einschließlich des Streiks von Minneapolis, der von TrotzkistInnen geführt wurde.

Das hatte einen unmittelbaren Effekt auf die Massenorganisationen in den Vereinigten Staaten. Es führte zur Schaffung des CIO, dem Kongress der Industriellen Organisationen, der eine Abkehr von den alten Werksgewerkschaften, der American Federation of Labor, bedeutete. Der CIO war eine sehr radikale Gewerkschaft, die bislang unorganisierte Teile der ArbeiterInnen organisierte. Und wir werden diesen Prozess wieder erleben.

Im selben Artikel schreibt Trotzki, dass ein Revolutionär geduldig sein muss. Ungeduld ist die Mutter des Opportunismus wie des Linksradikalismus. Er schreibt auch, dass jedes Parteimitglied verpflichtend der Gewerkschaft beitreten muss. Er betont die Notwendigkeit für RevolutionärInnen, sich eng an die Massenorganisationen anzubinden, v.a. an die Gewerkschaften. Das ist kein Zufall. In einer Krise fühlen die ArbeiterInnen das Bedürfnis nach Massenorganisationen, um ihre Interessen zu verteidigen und diese Organisationen werden von der Krise betroffen sein.

Blindheit der Bourgeoisie

Trotzki sagte im „Übergangsprogramm“, dass die Bourgeoisie mit geschlossenen Augen ins Verderben rast. Diese Worte hätten gestern geschrieben sein können. Die Bourgeoisie versteht nichts; sie weiß nicht, was geschieht. Sie befindet sich in einem Zustand der Panik. Deshalb trifft sie diese unverantwortlichen Maßnahmen. Es ist ein Zeichen der Verzweiflung.

Das ist wiederum kein Zufall. Lenin strich heraus, dass ein Mensch am Rande des Abgrunds nicht überlegt, nicht rational denkt. Und der ignoranteste und dümmste Teil der KapitalistInnen sind die bürgerlichen ÖkonomInnen. In den letzten zwanzig Jahren gaben sie damit an und prahlten, dass es keinen Auf- und Abschwung mehr gebe, der Konjunkturzyklus sei Vergangenheit. Es ist eine Tatsache, dass in der gesamten letzten Periode über Jahrzehnte die bürgerlichen ÖkonomInnen keinen einzigen Aufschwung und keinen einzigen Crash vorhersagten.

Ich möchte hinzufügen, dass dasselbe von marxistischen ÖkonomInnen gesagt werden kann. Über Jahre habe ich viele wunderbare Theorien gehört, vorgebracht von klugen ÖkonomInnen, die behaupteten, herausfinden zu können, wie der Zyklus vorhergesehen werden kann. Ich sage euch etwas: Ich wünschte, sie hätten Recht und könnten mir die Formel ganz geheim verraten. Wir würden damit eine Menge Geld machen. Doch leider muss ich sagen, dass, so lang ich denken kann, unsere eigenen Vermutungen im spezifischen Moment des wirtschaftlichen Zyklus öfter falsch als richtig waren.

Das ist kein Zufall. Die Wirtschaftswissenschaft ist keine exakte Wissenschaft. Sie war es niemals und wird es nie sein. Alles was man tun kann, ist den zugrundeliegenden Prozess zu erklären und eine begründete Vermutung zu den betreffenden Ereignissen auszusprechen. Nichtsdestotrotz dürfen wir über die bürgerlichen ÖkonomInnen ein wenig uns lustig machen. Sie entwickelten eine wunderbare neue Theorie, genannt die „effiziente Markthypothese“. Tatsächlich ist das eine sehr alte Theorie, daran ist nichts neu. Sie bezieht sich auf die alte Idee, dass „der sich selbst überlassene Markt alles lösen wird. Er wird sich selbst ausbalancieren. Solange die Regierung nicht interveniert, diesen schönen Marktmechanismus nicht zerstört, wird früher oder später alles in Ordnung. sein.“ Darauf gab John Maynard Keynes die berühmte Antwort: „Früher oder später sind wir alle tot.“

Ich kann nicht widerstehen, zwei Zitate prominenter bürgerlicher Ökonomen wiederzugeben, die ein Eingeständnis des Bankrotts darstellen. Barry Eichengreen, ein berühmter Wirtschaftshistoriker, schreibt jetzt: „Die Krise hat viel von dem in Zweifel gezogen, was wir über Wirtschaft dachten.“ Und Paul Krugman, Wirtschaftsnobelpreisträger 2008, sagt ein Jahr später: „In den letzten 30 Jahren war die makroökonomische Theorie bestenfalls nutzlos und schlimmstenfalls schädlich.“ So ist das also: Sie gestehen, dass sie nicht die leiseste Idee über Wirtschaft oder sonst etwas haben.

Das gesamte System bricht zusammen. Und jetzt trösten sie sich selbst mit dem Gerede über die „grünen Sprößlinge“ der Erholung. Wenn man sich die Zahlen ansieht, ist klar, dass die US-Ökonomie weiterhin auf dem absteigenden Ast ist, besonders was den Industriesektor betrifft. Wenngleich der Fall weniger steil zu sein scheint, als er es schon war.

Schulden

Ich habe hier die Zahlen des IWF. Sie nehmen für 2010 eine Erholung an. Das ist eine Vermutung, wahrscheinlich wird sie falsch sein, doch ich werde diese Berechnungen trotzdem erwähnen. Hier die wunderbare Perspektive für das nächste Jahr: 0,8% Wachstum für die USA; 1,7% für Japan (was sehr wenig ist, wenn man etwas von der Geschichte Japans weiß); für China (das riesige Ressourcen in die Stimulation der Nachfrage gesteckt hat) 8,5% und für die EU ein fortwährender Fall von 0,1%.

So stehen wir im besten Fall vor einer extrem schwachen Erholung, die nicht von einer Verbesserung des Lebensstandards, sondern von wilden Angriffen auf ihn und von Kürzungen bei öffentlichen Ausgaben und steigender Besteuerung der ArbeiterInnen- und Mittelklasse begleitet sein wird. Ist das ein Szenario für sozialen Frieden und Stabilität? Eine Erholung mit solchen Charakteristika wird dazu dienen, die ArbeiterInnenklasse wütend zu machen und das wird sich in einer Welle von Streiks und Generalstreiks zeigen, dessen könnt ihr euch sicher sein.

Sprechen wir über die Frage der Schulden. Tatsache ist, dass die Bourgeoisie, besonders in den Vereinigten Staaten, so verängstigt ist von den Auswirkungen einer tiefen Depression, dass sie im verzweifelten Versuch zu verhindern, dass die Depression größer wird, mehr und mehr Geld und Ressourcen in die Wirtschaft gepumpt hat. Laut IWF werden die Bruttoschulden der zehn reichsten Nationen 2010 106% des Bruttoinlandsprodukts betragen. 2007 lagen sie bei 78%. Das bedeutet eine Zunahme der Schulden innerhalb von drei Jahren um mehr als neun Billionen Dollar. Das ist ein unglaublicher Zustand, ohne Präzedenzfall in der Geschichte. Und es kann so nicht weitergehen.

In den 1930ern suchte Hitler Zuflucht zu einer ähnlichen Politik über ein massives Programm der Rüstungsausgaben. In den USA ging Roosevelt zum New Deal über, der nebenbei bemerkt die Krise in Amerika nicht gelöst hat. Was das Problem der Arbeitslosigkeit in Amerika gelöst hat, war nicht der New Deal, sondern der Zweite Weltkrieg. Und genauso war es für Deutschland. Hitler musste 1938 in den Krieg ziehen, weil die deutsche Wirtschaft zusammengebrochen wäre, hätte er es nicht getan. Das war der eigentliche Grund für den Zweiten Weltkrieg: Die dringliche Notwendigkeit des deutschen Kapitalismus, seine Probleme auf Kosten Europas zu lösen.

Hitler löste das Problem durch das simple Mittel der Invasion Europas und die Beschlagnahmung des Wohlstands von Frankreich und den übrigen imperialistischen Rivalen. Die Perspektive eines Kriegs ist derzeit ausgeschlossen. Heute befinden sich die europäischen KapitalistInnen im Wettstreit mit den Vereinigten Staaten. Wer wird gegen die Vereinigten Staaten kämpfen? Die bloße Idee ist ein Scherz. Es kann unter diesen Bedingungen keinen Weltkrieg geben. Natürlich wird es immer kleine Kriege geben. Irak war ein kleiner Krieg. Afghanistan ist ein kleiner Krieg. Es gibt einen kleinen Krieg in Somalia. Doch ein größerer Krieg zwischen den Hauptmächten findet nicht statt.

Ich sagte, dass die Zahlen zu den Schulden noch nie so hoch waren, doch ich sollte sagen, dass sie das in Friedenszeiten noch nie waren. Krieg ist etwas anderes. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrug die Schuld Britanniens 250% des BIP. Und für Amerika über 100%. Das war ein Ergebnis des Zweiten Weltkriegs. Doch sie lösten dies Schulden durch einen enormen Wirtschaftsaufschwung nach 1945. Ich werde die Gründe dafür nicht beleuchten, das ist in anderen Dokumenten nachzulesen (s. Ted Grant: Will there be a slump? Dt. Wird es einen Crash geben?).

Der Nachkriegsaufschwung dauerte etwa 30 Jahre (bis 1974). Doch das steht nicht mehr auf der Tagesordnung. Niemand spricht von einer solchen Perspektive. Die bürgerlichen ÖkonomInnen stimmen überein, dass es ein langer und schmerzhafter Prozess sein wird, sich aus dem Chaos, in dem wir uns jetzt befinden, herauszukämpfen. Und weil sie nicht in den Krieg ziehen können, müssen sich all die Widersprüche intern in einem wilden Klassenkampf widerspiegeln. Das ist die wahre Perspektive für die nächste Zeit.

Die enorme Akkumulation von Schulden heißt Jahre und Jahrzehnte tiefer Einschnitte und ein Regime permanenter Entbehrungen. Wir können das als eine Art Gleichung ausdrücken: Die herrschende Klasse aller Länder kann es sich nicht leisten die Zugeständnisse aufrechtzuerhalten, die sie in den letzten 50 Jahren gemacht hat, doch die ArbeiterInnenklasse kann es sich nicht leisten, weitere Kürzungen bei ihrem Lebensstandard hinzunehmen. Das ist ein Rezept für Klassenkonflikt. In den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern (einschließlich Länder wie Schweden, der Schweiz und Österreich) steht Klassenkampf auf dem Programm. Diese Perspektive ist aus unserer Sicht die beste Perspektive.


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