Ein CGT-Eisenbahner aus Marseille im Interview mit unserer Zeitung.
Adam, wie hat die Mobilisierung in deinem Betrieb ausgesehen?
Es gab einen Plan von der Gewerkschaft, an welchen Tagen gestreikt wird. Immer zwei Tage Streik, dann drei Tage arbeiten. Während dieser zwei Streiktage gab es am ersten Tag eine Betriebsversammlung, danach eine Aktion (eine Versammlung, Besetzung oder etwas anderes). Danach gemeinsames Mittagessen, dann sind alle nach Hause gegangen. Es hat keine politische Diskussion oder Abstimmung gegeben, weil der Streikplan sowieso von Beginn an klar war – auch wenn die Notwendigkeit eines unbeschränkten Generalstreiks in meiner Basis nach einem Streikmonat und der Niederlage der Verhandlungen durchaus in Diskussion war. Ich weiß nicht, wie das anderswo war, bei mir in Marseille jedenfalls wurden Betriebsversammlungen sowohl von der CGT als auch von der SUD organisiert… diese Trennung (zwei verschiedene Gewerkschaften) ist ein Problem.
Wie ist die Stimmung jetzt in deinem Betrieb?
Auch nach Streikende gibt es immer noch Leute, die kämpfen wollen – diese Kollegen wissen alle, dass ein Generalstreik notwendig wäre, und dass wir mit anderen Sektoren gemeinsam kämpfen müssten, wenn wir gewinnen wollen. Aber die Führung hat alle Versuche in diese Richtung ausgebremst. Deswegen sind viele demoralisiert und haben sich aus der Bewegung zurückgezogen. Es gibt jetzt allgemeine Gewerkschaftswahlen, und natürlich will keine Gewerkschaft als besiegte aus diesen Wahlen rausgehen. Deswegen wird jetzt für die KV-Verhandlungen mobilisiert, aber die Arbeiter glauben das nicht mehr so richtig. Die Führung hat das Ziel, die Eisenbahnreformen zurückzuschlagen, aufgegeben und will jetzt stattdessen über die KV-Verhandlungen einige Sachen wieder hereinholen. Aber in Wirklichkeit haben wir den Streik wegen der Unentschlossenheit verloren.
(Funke Nr. 166/August 2018)