Eine noch nie dagewesene Zahl von Waldbränden erschütterte Europa im vergangenen Monat. Neun Mittelmeerländer sind betroffen und viele Menschen haben ihre Häuser oder sogar ihr Leben verloren. Dies sind die tödlichen Folgen der Klimakatastrophe des Kapitalismus – wir müssen das System stürzen! Von Lubna Badi.
Griechenland wurde besonders hart getroffen. Das Land verzeichnete die längste und unerbittlichste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis Mitte August waren etwa 400 Waldbrände auf Satellitenbildern zu sehen. Über 20.000 Menschen wurden im Süden von Rhodos evakuiert, während Korfu von schweren Bränden heimgesucht wurde. In den sizilianischen Städten Catania und Palermo leuchtete der Nachthimmel glühend rot, während die Bewohner von den Bränden eingeschlossen und die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen waren. Am 7. August brachen in Portugal Waldbrände aus, die Tausende von Hektar verbrannten und 1.400 Menschen aus ihren Häusern vertrieben.
Die sengende Hitze hatte den Mittelmeerraum in ein Pulverfass verwandelt. Eine Hitzewelle nach der anderen brach den Rekord für den heißesten jemals aufgezeichneten Monat.
Die gesundheitlichen Folgen dieser Hitze sind erschreckend. Das European Health Institute stellte fest, dass von Ende Mai bis Anfang September letzten Jahres mehr als 61.600 Menschen in 35 europäischen Ländern an hitzebedingten Ursachen starben. Die Folgen der diesjährigen Hitze stehen noch aus.
Nichts davon ist natürlich. Ein weltweites Team von Klimawissenschaftlern, die für die Initiative World Weather Attribution (WWA) arbeiten, bezeichnete diese Hitzewelle als „praktisch unmöglich“ ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel.
Während Brandstiftung, elektrische Defekte, Grillen, Zigarettenstummel und Blitzschlag für dieses oder jenes Feuer verantwortlich gemacht werden, haben die extreme Hitze und die daraus resultierende Trockenheit den Bränden erst ihre Zerstörungskraft verliehen.
Und jenseits des Mittelmeers haben wir in diesem Sommer die Auswirkungen des Klimawandels auf der ganzen Welt gesehen: von Hawaii bis China.
Kapitalisten schauen weg
„Wenn die Welt nicht schnell aufhört, fossile Brennstoffe zu verbrennen, werden diese Ereignisse noch häufiger auftreten und die Welt wird Hitzewellen erleben, die noch heißer sind und länger andauern“, so die Forscher gegenüber der Financial Times.
Aber wir wissen seit Jahrzehnten, dass diese dramatischen Ereignisse als Folge des Klimawandels kommen würden. Dennoch haben die Kapitalisten die Augen davor verschlossen und nichts unternommen, weder um den Klimawandel aufzuhalten noch um auf seine verheerenden Folgen vorzubereiten.
Getrieben von kurzfristigem Profitstreben und vom Kapitalismus diktierten Sparmaßnahmen haben Regierungen es versäumt, die Infrastruktur auf die Extreme vorzubereiten, die der Klimawandel unweigerlich mit sich bringen wird.
Besonders deutlich wurde dies in Griechenland. Seit über 10 Jahren kommt es aufgrund der immer heißeren Sommer immer wieder zu Waldbränden, doch die Sparpolitik hat die Feuerwehren in einen beklagenswerten Zustand gebracht. Laut einem Reuters-Interview mit dem Chef des griechischen Feuerwehrverbandes fehlen 5.000 Feuerwehrleute.
In der Zwischenzeit verbrennen die Kapitalisten weiterhin fossile Brennstoffe und kürzen öffentliche Dienstleistungen, als ob es kein Morgen gäbe. Was für die herrschende Klasse rational ist, ist für den Rest der Menschheit völlig irrational. Die Arbeiterklasse trägt die Hauptlasten der Folgen. Die Financial Times erklärte, dass laut Experten bei der Hitzewelle im Jahr 2003 der Großteil der 70.000 Toten aus den unteren Einkommensschichten stammten.
„Die meiste Zeit hat man Kopfschmerzen“, sagte Naveed Khan, ein 39-jähriger Fahrradlieferant der New York Times, bevor er weiter durch die schwülen Straßen Mailands fuhr. Er nehme jeden zweiten Tag Schmerzmittel, um die Beschwerden zu lindern, könne aber nicht aufhören zu arbeiten. „Ich habe keinen anderen Job”, sagte er.
Und die Armen leiden nicht nur während der Arbeit, sondern auch zu Hause, da sie sich keine Klimaanlage leisten können. Das Leben wird im Kapitalismus zur Hölle.
Gebrochene Versprechen
Während sich Politiker und CEOs in ihren gut belüfteten, klimatisierten Räumen treffen, um ein „Klimaabkommen“ nach dem anderen zu unterzeichnen, verbrennt der Rest der Welt buchstäblich. „Klimaverpflichtungen“ werden zum Fenster hinausgeworfen, weil sie mit den kurzfristigen Interessen der herrschenden Klasse in Konflikt geraten.
Aus diesem Grund betonen MarxistInnen: Wir können nicht planen, was wir nicht kontrollieren, und wir können nicht kontrollieren, was wir nicht besitzen. Wir können keine nachhaltige Energieversorgung aufbauen, keine angemessenen Wohnungen bauen und die notwendige Infrastruktur schaffen, wenn all diese Unternehmen nur auf Profit aus sind.
Außerdem brauchen wir einen internationalen Plan, aber internationale Zusammenarbeit ist im Kapitalismus unmöglich, wie wir beim Kampf um fossile Brennstoffe zwischen marodierenden nationalen Banden von Kapitalisten gesehen haben. Diese wollen in erster Linie ihre eigene nationale „Energiesicherheit“ gewährleisten, besonders seit der Ukraine-Krieg dazu beigetragen hat, die Preise in die Höhe zu treiben.
Die Energie-, Wasser-, Wohnungs- und Infrastrukturunternehmen sowie die Banken müssen vollständig verstaatlicht werden, damit sie im Interesse der gesamten Gesellschaft funktionieren können.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar. Es stellt sich die dringende Frage wie wir uns an die Bedingungen anpassen. Doch anstatt etwa den Klimabedingungen angepasste Häuser zu bauen, spekuliert die Kapitalistenklasse mit Wohnungen und treibt die Mieten in die Höhe.
Wir müssen die Arbeitszeit verkürzen, vor allem im Sommer, wenn die Arbeit bei extremer Hitze lebensgefährlich ist. Doch die Kapitalisten wollen die Arbeitszeiten erhöhen und die Arbeiterklasse zahlen lassen. Die Notwendigkeit in gute öffentliche Dienstleistungen zu investieren, z. B. in die Aufstockung des Feuerwehrpersonals und den Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung wird immer dringlicher. Aber da der kapitalistische Staat unter der Schuldenlast wiederholter Rettungsaktionen des maroden Wirtschaftssystems ächzt, werden diese Dienste weiter nach Strich und Faden gekürzt.
Vor allem müssen wir langfristige Lösungen umsetzten, um die weitere Erwärmung des Planeten zu stoppen. Ohne die Grenzen von Privateigentum und Nationalstaaten könnte die ganze Welt mit sauberer, reichlich vorhandener Energie versorgt und die notwendige Infrastruktur nach einem globalen Plan rasch aufgebaut werden.
Was uns daran hindert, ist der Umstand, dass die nötigen Mittel dafür in den Händen der herrschenden Klasse konzentriert sind. Deshalb müssen wir die Großbanken und Großkonzerne enteignen und sie unter die demokratische Kontrolle der Arbeiterklasse stellen.
Wir müssen dieses System dringend zerschlagen. Organisier dich mit uns für die Revolution!
(Funke Nr. 216/30.8.2023)