Angesichts der jüngsten Bischofsernennungen, skandalöser Aussagen hoher Kirchenvertreter zu Themen wie Homosexualität sowie der Wiederaufnahme der ultrarechten Pius-Bruderschaft eine notwendige Ironie auf den Mief der Kirche. Der marxistische Intellektuelle Fernando Buen Abad Domínguez sieht die Zeit für einen demokratisierenden Exorzismus gekommen.

Teuflische Gedanken: 10 Gebote zur Demokratisierung des Vatikan

Der “Staat der Vatikanstadt” erblickte durch den “Lateranvertrag”, der am 11. Februar 1929 zwischen Papst Pius XI und Benito Mussolini unterzeichnet wurde, das Licht der Welt. Dieser „Staat“ kennzeichnet sich durch eine unzeitgemäße, verschwenderische und antidemokratische Ordnung, die sich als irdisches Königreich mit himmlischer Zustimmung gibt. So die Eigendefinition. Den Hierarchien des Vatikans und seinen weltweiten Repräsentanten gefällt es sehr von Demokratie zu reden (und sie fordern diese gar von anderen ein, etwa in Bolivien, Venezuela, Kuba,...), während sie selbst die Macht und das Geld auf Lebenszeit innehaben (ohne sich jemals der Wahlurne stellen zu müssen). „Der Papst besitzt als Oberhaupt des Vatikanstaates die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.“ („Das neue Grundgesetz des Vatikanstaates“ http://www.vatican.va/vatican_city_state/legislation/index_ge.htm). Auch die ökonomische Macht ist in seinen Händen konzentriert. Einige Charakteristika des Vatikanstaates:

1. Ein einzelnes Individuum (mit der salbungsvollen Bezeichnung “Heiliger Vater”) regiert ohne Wahlen einen “Staat” auf Lebenszeit. Wer hat dies so entschieden?
2. Es gibt keine freien und der Basis zugänglichen Wahlen. Es gibt kein allgemeines, freies und geheimes Stimmrecht.
3. Es gibt keine, den Gläubigen frei zugänglichen politische Parteien. Politische Programme stehen keine zur Debatte, noch darf man kritische Gegenentwürfe artikulieren.
4. Es gibt keine, direkt von WählerInnen gewählte Repräsentanten. Die „Gläubigen“ sind weder wahlberechtigt noch haben sie irgendwelche Entscheidungsbefugnisse.
5. Es gibt keine Abwahlreferenden.
6. Es gibt keine „neutrale“ Wahlbehörde.
7. Es gibt keine obligatorische Berichtspflicht (politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Natur)
8. Es gibt keine staatlichen Sanktionen für Wirtschafts-, Polit- oder Sozialverbrechen.
9. In diesem „Staat“ gibt es weder das Recht auf Meinungsfreiheit noch das Recht auf politische Organisation.
10. Die Gläubigen haben keine geregelte Möglichkeit ihre „Funktionäre“ des Vatikans direkt abzusetzen.

Daher braucht es:

Zehn neue „Gebote“ zur Demokratisierung des Vatikan.

1. Erfassung aller materiellen Güter des „Vatikanstaates“ (in der ganzen Welt), um diese Güter demokratisch unter den Ärmsten zu verteilen. Öffentliche Kontrolle der Geschäftsbücher.
2. Rückführung aller Gelder, die seit der Gründung des Staates weltweit aufgebracht wurden (inklusive der Vermögenswerte der Vatikanbank).
3. Zurücklegung aller Mandate und die sofortige Organisation von demokratischen Neuwahlen.
4. Bildung einer Volksregierung, die den demokratischen Übergangsprozess organisiert.
5. Bildung einer Wahlkommission und die Freiheit politische Parteien zu gründen, deren KandidatInnen von ihrer jeweiligen Basis gewählt werden.
6. Gleichberechtigte Teilnahme für Frauen, Wahlrecht für Nonnen und 50 Prozent (mindestens) der führenden Positionen im Vatikan für Frauen.
7. Öffnung der Geschäftsbücher und regelmäßige Rechenschaftsberichte über die ökonomischen, politischen und sozialen Aktivitäten des Staates.
8. Redefreiheit für Nonnen, Homosexuelle und alle ethnischen und kulturellen Strömungen.
9. Offenlegung der Gehälter und Bezüge der Funktionäre des „Vatikanstaates“ auf der gesamten Welt. Niemand in der Hierarchie darf mehr verdienen als ein Dorfpfarrer.
10. Einberufung eines internationalen Tribunals, das die Beteiligung des Vatikans an Kriegsverbrechen, an Korruption sowie seine Rolle als Ausbeuter und Plünderer aufklärt.

Und die sich bietende Gelegenheit nützend:

Im Vatikanstaat ist das Werk des Teufels Gegenstand des Studiums. „Exorzismus-Master im Vatikan: Die Kirche startet einen Kurs für Priester, denen beigebracht wird, böse Geister aus jenen, die ‚vom Dämonen besessen sind’, auszutreiben“ (El Pais, 17.2.2005; http://www.elpais.com/articulo/sociedad/Master/exorcismo/Vaticano/elpepusoc/20050217elpepusoc_2/Tes )
Schauen wir mal was die Studienabgänger diagnostizieren und ob sie zu Selbstkritik fähig sind .... möglicherweise gelingt ihnen ja die Identifikation der

Zehn Sünden „reloaded“ der Krise des Kapitalismus.

1. Die Sünde des Kindesmissbrauchs.
2. Die Sünde der Komplizenschaft und des Zusammenlebens mit Folterern und Mördern.
3. Die Sünde des Schweigens gegenüber Ausbeutung und Plünderung.
4. Die Sünde der verbrecherischen Bereicherung, des Wuchers und der Habgier an den Börsen.
5. Die Sünde des sektiererischen und antidemokratischen Autoritarismus.
6. Die Sünde des medialen Terrors.
7. Die Sünde der weltweiten Aneignung irdischer Güter durch den Vatikan.
8. Die Sünde des moralischen, wirtschaftlichen und politischen Betruges.
9. Die Sünde der Doppelmoral und des Verrates.
10. Die Sünde der Finanz- und Bankspekulation.

Welche Strafe braucht es angesichts eines derartigen Sündenkatalogs? Noch so viele Gebete allein werden hier nicht ausreichen ... hier müssen die Lohnabhängigen zu Gericht sitzen und Urteil sprechen.


Quelle: Blog von Fernando Buen Abad Dominguez



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