Ob als Samstags-, Abend- oder Ferialkraft, immer mehr Schüler gehen neben der Schule arbeiten. Schon allein der Titel der Studie „Schule und Job. Vom Nacheinander zum Nebeneinander“ des Deutschen Jugendinstituts aus dem Jahr 2004 zeigt auf, dass zusätzlich zum früheren „Sommerjob“ immer mehr auch während der Schulzeit gearbeitet wird. Von  Marie Sottopietra, Schülerin aus Vorarlberg

Die Motive dazu sind ganz verschieden. Oftmals ist aber das sinkende Haushaltseinkommen ein Grund. Um an sozialen Aktivitäten mit Freunden teilzunehmen, oder sich etwas Neues zu gönnen, bleibt für viele Jugendliche keine andere Möglichkeit, als selbst arbeiten zu gehen, wenn das Geld zu Hause nun mal nicht reicht. Daneben werden aber Statussymbole und „sich etwas leisten können“ auch bei den nicht ganz armen Schichten immer „notwendiger“, um nicht als „arm“ herauszustechen. Insgesamt also ein steigender Konkurrenzdruck, der sich auch unter SchülerInnen bemerkbar macht.

“Nur” bei Ferial- und Samstagsjobs bleibt es meist jedoch nicht. BHS Schüler, welche die Matura anstreben, haben oftmals noch andere, in den meisten Fällen sogar unbezahlte Arbeiten, zu verrichten. Im Informatikzweig der HTL oder HAK wird in Projektgruppen locker mal pro Kopf 500 Stunden kostenlos für ein Unternehmen geschöpft, jedenfalls wenn man zur Matura antreten möchte. Dafür müssen aber erst ein Dutzend Unternehmen angefragt werden, ob man denn gnädigerweise den Auftrag für das Programmieren einer App oder das Designen einer Website bekommt, das Ganze natürlich ohne Gegenleistung. Die notwendigen Programmiersprachen eignet man sich mitunter in der Freizeit an, und auch ein Klassiker: Wird man vom Chef als Talent „erkannt“, fällt es einem als PraktikantIn oft relativ schwer, zusätzliche Aufträge zum Designen von privaten Websites o. Ä. abzulehnen – schließlich ist Dankbarkeit für die Stelle gefragt.

Daneben gibt es die klassischen Pflichtpraktika, die meist gar nicht oder wenig entlohnt werden müssen. 300 Stunden Arbeit müssen in einer HAK über 5 Jahre hinweg verrichtet werden, ansonsten kommt die Matura nicht in Frage. Ein Stundenlohn von nicht mal drei Euro kommt hier gerne mal vor. Die Schüler sind primär nicht zum Lernen, sondern zum Verrichten von unbeliebter Arbeit da, was eigentlich nicht Sinn und Zweck sein sollte.

Aus Sicht der Unternehmer bringen Schüler als Arbeitskräfte aber noch eine ganz eigene „Qualität“ mit: Zur Annahme niedriger Löhne gezwungen, werden sie zum Lohndrücken der restlichen Belegschaft eingesetzt – mittlerweile sogar in Sparten wie der Pflege oder der Industrie. Gleichzeitig wird Schülern stets direkt vermittelt, wie austauschbar sie sind: Wer für drei Euro die Stunde nicht irgendwelche “Drecksarbeit” verrichten will, wird ganz einfach ersetzt, es gibt schließlich genug andere Bewerber.

Der Kapitalismus findet bei immer neuen Schichten seine Mittel und Wege, um aus unserer Arbeitskraft Profit herauszupressen. Wir als SchülerInnen sollten es uns nicht gefallen lassen, für Billiglöhne hochwertige Arbeit zu machen, oder als Lohndrücker fungieren zu müssen. Organisieren wir uns dagegen!

Schreib uns einen Leserbrief (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) mit deinen Erfahrungen und organisier dich mit uns!

(Funke Nr. 170/Februar 2019)


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